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Knapp 11 Prozent des Pflichtunterrichts über alle öffentlichen Schulen hinweg konnten nicht wie geplant stattfinden. Das ist rund jede neunte Unterrichtsstunde.

Stuttgart (dpa/lsw)An den baden-württembergischen Schulen ist nach einer Untersuchung des Kultusministeriums im Juni etwas weniger Unterricht ausgefallen als im Winter. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ließ vom 3. Juni bis zum 8. Juni alle Ausfälle erfassen. Das Ergebnis: 11 Prozent des Pflichtunterrichts über alle öffentlichen Schulen hinweg konnte nicht wie geplant stattfinden, wie das Kultusministerium am Freitag in Stuttgart mitteilte. Dies ist rund jede neunte Unterrichtsstunde. Im Februar hatte die Quote noch bei 11,6 Prozent gelegen.

6,5 Prozent des Unterrichts konnte im Juni noch mit Hilfe von Vertretungen erteilt werden. Aber 4,5 Prozent fielen komplett aus, nach 4,4 Prozent bei der vorherigen Erhebung im Februar. «Im Juni finden erwartungsgemäß vermehrt außerunterrichtliche Veranstaltungen statt. Das wirkt sich auf den Unterrichtsausfall aus», sagte Eisenmann. Außerdem schlügen Korrekturzeiten beim Abitur sowie verschiedene Prüfungen an beruflichen Schulen zu Buche, die ebenfalls in diesen Zeitraum fielen.

Den höchsten Unterrichtsausfall gab es im Juni der Erhebung zufolge am Gymnasium. Dann folgten schon die Berufsschulen. Am wenigsten Ausfall gab es an den Grundschulen. Krankheit einer Lehrkraft war weiterhin der wichtigste Grund, wenn die Schulstunde nicht stattfand. Eisenmann lässt die Unterrichtsausfälle erfassen, um besser gegensteuern zu können. «Auf der Grundlage dieser Datenbasis sind die Schulaufsichtsbehörden angehalten, gemeinsam mit den Schulen Wege zu finden, den Unterrichtsausfall dort zu minimieren, wo es möglich ist.»

Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, erklärte: «Die Missstände sind bekannt, die Lösungsansätze auch.» Die Schulen benötigten mehr ausgebildete Lehrkräfte, die sie auf dem Markt aber nicht finden könnten. Der SPD-Politiker Stefan Fulst-Blei forderte Eisenmann auf, gegen den Unterrichtsausfall konsequent anzugehen. Die Krankheitsreserve müsse um mindestens 20 Prozent auf
2000 Lehrkräfte ausgebaut werden. Die FDP sprach sich für eine «Vertretungsreserve für jede einzelne Schule» aus.