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Mannheim (dpa/lsw) - Der ehemalige Sprecher der Landtags-Grünen, Thomas Hornung, ist nach 21 Jahren Parteimitgliedschaft bei den Grünen zur CDU gewechselt. Er werde Büroleiter des scheidenden Chefs der Jungen Union, Nikolas Löbel, der bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Mannheim das Direktmandat errang, teilte der 42-Jährige am Dienstag mit. Löbel will für die CDU-Jugendorganisation nicht wieder kandidieren. Im Mannheimer Gemeinderat wechselte Hornung nach eigenen Angaben am Montagabend von der Grünen- in die CDU-Fraktion.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, er sei von der Nachricht völlig überrascht worden. „Ich war darüber nicht erfreut.“ Die Grünen im Kreisverband Mannheim fordern Hornungs Mandat zurück, das er als Nachrücker für den verstorbenen Wolfgang Raufelder übernommen hatte. Hornung lehnt das ab, aber gibt alle seine Mitgliedschaften in Ausschüssen, Aufsichtsräten, Zweckverbänden und der Verbandsversammlung auf.

Er sei in der CDU-Fraktion einstimmig aufgenommen worden - ebenso in den CDU-Kreisvorstand, sagte der Wechsler. Der Schritt sei Ergebnis eines längeren Prozesses. Inhaltlich und kulturell habe er sich von den Grünen entfernt. „Das ist mehr eine Entscheidung für etwas als gegen etwas“, betonte der gelernte Verlagskaufmann, der 13 Monate lang Pressesprecher der Grünen im Landtag war. Die von ihm ins Feld geführte innere Entfremdung überzeugt die Mannheimer Grünen nicht.
„Dieser Prozess erscheint für uns nicht nachvollziehbar und stimmt uns außerordentlich traurig. Wir hätten uns gewünscht, dass er im Laufe dieses längeren Prozesses ein Gespräch mit uns gesucht hätte“, betonten die Kreisvorsitzenden Clara Weißenfels und David Hellwig. Insbesondere die zeitliche Übereinstimmung von Hornungs Partei- und Fraktionswechsel mit seiner beruflichen Neuorientierung im Abgeordnetenbüro von Löbel unterstütze die Vermutung von rein persönlichen Motiven.

Der Wechsel habe für die Grünen im Gemeinderat auch ganz praktische Konsequenzen: Der Neuzugang mache die CDU zur großen Fraktion wie die SPD (beide jeweils 13 Stadträte) mit mehr finanziellen Möglichkeiten und Redezeit. Die Grünen rutschen durch den Verlust eines Mandats in einen anderen Status, der mit weniger Mitteln verbunden sei, sagte der Mannheimer Kreisgeschäftsführer Sebastian Fietkau.

Die SPD im Mannheimer Gemeinderat wittert ein abgekartetes Spiel. JU-Chef Löbel wolle mit seinem lukrativen Jobangebot an Hornung als steuerfinanzierter Mitarbeiter in seinem Bundestagsbüro die Veränderung der Mehrheitsverhältnisse in Mannheim organisieren, sagte SPD-Kreisverbandschef Wolfgang Katzmarek.