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Stuttgart (dpa/lsw) - Sie kommen vereinzelt, aber kontinuierlich: Ein bei Überlingen fotografierter Wolf belegt, dass die Raubtiere nach über 150 Jahren endgültig nach Baden-Württemberg zurückgekehrt sind. Was die Schäfer unglücklich macht: „Wir möchten ihn nicht hier haben“, sagte Anette Wohlfarth, Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes, am Montag. Der Schutz mit speziellen Zäunen sei für die Wanderschäferei an den Steilhängen im Südwesten nach wie vor ebenso schwer wie der Einsatz von sogenannten Herdenschutzhunden, die einen isolierten Liegeplatz benötigen.
„Er wird kommen und wieder hier leben“, sagte Wohlfarth, und die Schäfer müssten die Probleme regeln. Dabei würden sie zwar vom Land gut unterstützt. Es seien aber Vorgaben des Bundes, die den Schäfern zu schaffen machten.
Die Herkunft des kürzlich bei Überlingen am Bodensee gesichteten Wolfes ist nach Angaben von Experten noch nicht geklärt. Das Tier könne sowohl aus den Populationen im Norden Europas stammen als auch aus dem Süden, sagte Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg.
Die Zugehörigkeit lasse sich erst mit genetischem Material - etwa aus Kot oder nach dem Riss eines Tieres - klären. Bisher ist der Wolf nur von einem Privatmann fotografiert worden. Zweifel an der Echtheit gebe es nicht, meinte Herdtfelder. Man gehe von einem einjährigen Rüden vermutlich aus der nahen Schweiz aus. Das Tier war am 21. Juni in der Nähe von Überlingen gesehen worden. Laut FVA tauchte er wenige Tage später vermutlich auch etwas nördlich nahe Stockach (Kreis Konstanz) auf und wurde aus einem Auto heraus fotografiert. Es handele es „sehr wahrscheinlich“ um dasselbe Tier.
Vor gut einem Jahr hatte das Land die Rückkehr des Wolfes in den Südwesten verkündet. Auch damals hatte eine Privatperson den Hinweis gegeben und ein Foto aufgenommen. Es war die erste Sichtung eines lebenden Tieres seit über 150 Jahren. Davor waren bei Lahr und bei Merklingen an Autobahnen zwei überfahrene Wölfe gefunden worden.
Nach Angaben des Naturschutzbundes (NABU) hat der Südwesten eine Brückenfunktion zur wichtigen Verbindung der Wolfspopulationen im Norden und im Süden Europas.