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Stuttgart (dpa/lsw) - Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes sind am Dienstag auch im Südwesten neue Warnstreiks angelaufen. Wie ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi sagte, machten am frühen Morgen die Autobahnmeistereien den Anfang. Auch an den Zentren für Psychiatrie und beim Statistischen Landesamt gab es ihm zufolge bereits früh Arbeitsniederlegungen. Zudem sollten angestellte Lehrer die Arbeit ruhen lassen und mehrere tausend Schulstunden ausfallen. Auch vor dem Staatstheater in Stuttgart demonstrierten Beschäftigte für mehr Geld. Der Vorstellungsbetrieb am Abend sollte davon aber nicht beeinträchtigt werden, hieß es. Mit Warnstreiks und Protestaktionen wollen die Gewerkschaften Verdi und GEW auch in Baden-Württemberg den Druck erhöhen. Neben einer zentralen Kundgebung in Stuttgart waren am Dienstag Demonstrationen etwa in Freiburg, Heidelberg und Karlsruhe geplant. Die Organisatoren rechneten mit insgesamt 2000 bis 4000 Teilnehmern. Es geht im Südwesten um 285 000 Beschäftigte, von denen 185 000 verbeamtet sind. Die Gewerkschaften fordern insgesamt sechs Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeberseite - die Tarifgemeinschaft deutscher Länder - hält das für zu viel. Weiter verhandelt wird am Donnerstag und Freitag.

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Bei den Protestaktionen in Baden-Württemberg gingen am Dienstag nach Angaben der Gewerkschaften Verdi und GEW mehr als 4000 Demonstranten auf die Straße. „Wir erwarten, dass die Gegenseite am Donnerstag ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegt“, sagte Verdi-Sprecher Andreas Henke. Die Gewerkschaften fordern insgesamt sechs Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeberseite - die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) - hält das für zu viel.
GEW-Sprecher Matthias Schneider zufolge beteiligten sich auch etwa 1000 Lehrkräfte an den Warnstreiks. Rund 5000 Schulstunden seien dadurch ausgefallen. Auch an zahlreichen Theatern legten Beschäftigte die Arbeit nieder. Von ausgefallenen Vorstellungen war zunächst nichts bekannt. „Wir haben uns darauf vorbereitet und bei Proben etwa auf einige Umbauten verzichtet“, sagte der geschäftsführende Intendant der Staatstheater Stuttgart, Marc-Oliver Hendriks. Das Staatstheater Karlsruhe reagierte mit einem Programmwechsel.
Zur zentralen Kundgebung in Stuttgart kamen den Angaben zufolge etwa 1500 Demonstranten. „Eine Kollegin verdient 1000 Euro mehr als ich. Und das für die gleiche Arbeit“, sagte etwa die angestellte Lehrerin Angela Effnert (56) aus Stuttgart. Ihre Kollegin Monika Radtke von einer Sonderschule in Neckarsulm meinte: „Wenn wenigstens die Arbeitsstunden angeglichen werden würden, das wäre schon viel wert.“ Das Regierungspräsidium begründe das höhere Gehalt der Beamten oft damit, dass diese als Klassenlehrer mehr arbeiten müssten. „In der Praxis ist das nicht der Fall. Oft sind die angestellten Lehrer die Klassenlehrer“, betonte die 52-Jährige.
Auf Plakaten waren Sprüche zu lesen wie „Für Abgeordnete Luxuspension - für junge Lehrer Mini-Lohn“ oder „Wenn du meinst, Bildung ist zu teuer - probier's mit Dummheit“. Auch etwa in Freiburg, Heidelberg und Karlsruhe wurde demonstriert. In den Zentren für Psychiatrie, dem staatlichen Münzprägebetrieb und beim Statistischen Landesamt gab es ebenfalls Arbeitsniederlegungen. Im Südwesten geht es um etwa 285 000 Beschäftigte, von denen 185 000 verbeamtet sind.
„Ich werte die Aktionen absolut als Erfolg“, sagte Verdi-Sprecher Henke. Die Tarifpartner wollen ab Donnerstag in Potsdam erneut verhandeln. „Falls es zu keiner Einigung kommt, könnten im März oder April größere Warnstreiks folgen“, warnte GEW-Sprecher Schneider.