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Die Auktion der Frequenzen für den neuesten Mobilfunkstandard läuft. Bis das Netz steht, dürfte es noch dauern. Doch in der Industrie bereitet man sich längst vor.

Gerlingen (dpa) Der Technikkonzern Bosch rüstet seine Fabriken für den neuen Mobilfunkstandard 5G. «Wir glauben, dass 5G schneller kommt, als viele denken», sagte der für die Industriesparte zuständige Geschäftsführer Rolf Najork der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld der Hannover Messe. «Der Zug des Marktes ist stark.»

Am Dienstag war die Auktion der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard gestartet. Der Chef der zuständigen Bundesnetzagentur, Jochen Homann, betonte dabei die Bedeutung von 5G für die Industrie. Im Zuge der Vernetzung von Maschinen und Geräten auch in der Produktion sind Firmen auf schnelle Datennetze auch im Mobilfunk angewiesen.

Bosch will deshalb nicht warten: «Wir bereiten unsere Produkte bereits auf 5G vor. Da geht es um Roboter, Maschinen und Maschinensteuerungen», sagte Najork. «Das treiben wir mit großem Tempo voran.» Im Herbst sollen nach seinen Worten neue 5G-fähige Automatisierungstechnik für die Kunden vorgestellt werden. «Im Laufe des Jahres werden wir 5G in verschiedenen Bosch-Fabriken testen.»

Zuletzt wurde diskutiert, ob sich chinesische Unternehmen wie Huawei am Aufbau des 5G-Netzes beteiligen dürfen. Die Sorge ist, dass über technische Möglichkeiten Informationen abgefangen werden. Zuletzt stand eine Drohung der USA im Raum, dass Geheimdienstinformationen nicht mehr ausgetauscht werden könnten, wenn Huawei oder andere chinesische Anbieter beim Aufbau des 5G-Netzes in Deutschland beteiligt würden.

Bei Bosch sieht man das eher gelassen: «Selbstverständlich beobachten wir die Diskussion um Huawei», so Najork. «Für alle Netzwerkausrüster und Technologieprovider gelten die gleichen hohen Sicherheitsanforderungen, unabhängig vom Herkunftsland.»

Ebenso wichtig ist nach Meinung von Najork, dass endlich gemeinsame Standards für die Kommunikation der Maschinen untereinander gefunden werden. Ohne eine gemeinsame Sprache ist beispielsweise der Datenaustausch zwischen Zulieferern und Produzenten nicht möglich. «Wir brauchen Standards bei der Automatisierung, sonst werden wir den nächsten Schritt bei Industrie 4.0 nicht machen können», sagt er. «Abschottung ist keine Lösung.» Bei der Automatisierung ist Najork allerdings zuversichtlich: «Das wird noch mindestens ein Jahr dauern. Für uns kann es dabei nicht schnell genug gehen.»

Boschs Industriegeschäft konnte den Umsatz zuletzt erneut steigern auf 7,4 Milliarden Euro. Der Bereich ist für gut zehn Prozent der Umsätze des Konzerns verantwortlich. «Bosch war 2018 in der Industrietechnik mit einem Umsatzwachstum von 8,9 Prozent extrem erfolgreich unterwegs», sagt Najork. «Das hat damit zu tun, dass wir in allen Bereichen Produkte weiterentwickelt haben. Wir bieten mehr vernetzte Lösungen, die neue Anwendungen ermöglichen.»

Bis Jahresmitte rechne er mit einer stabilen Entwicklung. «Was danach passiert, hängt auch von Faktoren wie dem Brexit oder der US-Handelspolitik ab.» Er gehe aber von einer positiven Entwicklung aus, trotz der Unwägbarkeiten. Die Stellenstreichungen bei der Bosch-Tochter Rexroth, die zuletzt noch einmal 1500 Arbeitsplätze abgebaut hatte, sei im Wesentlichen abgeschlossen. «Das ist auch ein Grund für die starke kommerzielle Erholung», so Najork.