Nach einer finanziellen Durststrecke machen Landwirte in Baden-Württemberg auch dank gestiegener Schweinepreise bessere Geschäfte. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw) - Baden-Württembergs Bauern machen nach einer finanziellen Durststrecke wieder bessere Geschäfte. Im Wirtschaftsjahr 2016/17 (Stichtag ist der 30. Juni) sei das Einkommen pro Betrieb im Schnitt um knapp 30 Prozent auf 49 860 Euro gestiegen, teilte der Landesbauernverband gestern in Stuttgart mit.

Grund waren höhere Preise für Schweinefleisch, Milch und andere tierische Produkte - beispielsweise wegen gestiegener Nachfrage aus Asien. Allerdings waren die Vorjahreswerte sehr schlecht. Das relativiert das kräftige Plus aus Sicht des Bauernverbands. Im Südwesten gibt es 13 500 Bauernhöfe zum Haupterwerb. An der Umfrage des Verbandes nahmen 1671 dieser Höfe teil. Größte Gewinner waren die Schweinebetriebe mit einem kräftigen Plus von 162 Prozent auf 77 874 Euro beim Unternehmensergebnis. Diese Betriebe hätten zuvor aber hohe Eigenkapital-Verluste erlitten, die höheren Einnahmen seien daher dringend nötig gewesen, gab Verbandschef Joachim Rukwied zu bedenken. Der Aufwärtstrend betraf nicht die ganze Branche. So sank das Unternehmensergebnis von Ackerbauern wegen schlechten Wetters im Jahr 2016 und niedriger Weltmarktpreise um knapp neun Prozent auf 33 015 Euro.

Mit Blick auf die Gesamtzahlen zeigte sich Rukwied erleichtert. „Gott sei Dank sind die Einkommen gestiegen - wir haben sehr schwierige Jahre hinter uns“, sagte der Landwirt aus dem Kreis Heilbronn. „Das sind im Durchschnitt zufriedenstellende Unternehmensergebnisse, mit denen konnte wieder etwas Liquidität in die Betriebe gebracht werden und eine stabilere Finanzierung.“ Die Situation in der Branche bleibe allerdings angespannt, sagte Rukwied. So seien die Investitionen trotz des nun verbuchten Gewinns zurückgegangen. „Anstatt zu investieren, mussten erst mal wieder Eigenkapital aufgebaut und Schulden getilgt werden.“ Es geht um das Unternehmensergebnis, auch Bruttoeinkommen genannt. Das ist der Wert, der nach Abzug von Kosten - beispielsweise für Futter, Saatgut und Maschinen - für das Personal übrig bleibt, also zumeist für den Bauern und seine Familie. Von dem Geld wiederum müssen auch Kredite bedient und Investitionen gestemmt werden.

Das Wirtschaftsjahr in der Agrarbranche läuft von Juli bis Juni, weshalb hier unter anderem die Ernte 2016 und die daraus resultierenden Einnahmen eingerechnet werden. Die Ernte 2017 ist noch nicht in der Statistik enthalten. Mit Blick auf das laufende Wirtschaftsjahr ist Rukwied zurückhaltend. „Wir haben erst die halbe Wegstrecke hinter uns.“ Es zeige sich aber schon jetzt, dass Bereiche wie der Obstbau starken Gegenwind haben - wegen Frosts im Frühjahr konnten diese Landwirte im Sommer und Herbst 2017 weniger ernten. Entsprechend schlecht dürfte für sie das Wirtschaftsjahr 2017/18 sein. In der diesjährigen Statistik stehen sie mit einem Plus von 33,8 Prozent auf 51 209 Euro noch auf der Gewinnerseite.