Dass kein Anschreiben mehr hochgeladen werden muss, soll für Bewerber gelten, die 2019 als Azubis anfangen wollen. Foto: Frank Rumpenhorst Foto: DPA - Frank Rumpenhorst

«Hiermit bewerbe ich mich um...» - diese Zeile hat wohl jeder schon geschrieben. Die Deutsche Bahn will sich von diesen Sätzen langsam verabschieden.

Berlin (dpa)Die Deutsche Bahn will bei angehenden Azubis künftig auf das Bewerbungsschreiben verzichten. Ab Herbst soll es möglich sein, über eine Online-Plattform nur noch Lebenslauf und Zeugnisse einzureichen. «Wir wollen es den Bewerbern so einfach wie möglich machen», sagte Personalerin Carola Hennemann. Der Konzern will dieses Jahr rund 19 000 Mitarbeiter einstellen, darunter 3600 Auszubildende.

In den nächsten Jahren gehen bei der Bahn Tausende Mitarbeiter in Rente. Etwa die Hälfte der Belegschaft wird den Konzern in den kommenden zehn Jahren aus Altersgründen verlassen, wie das Unternehmen erklärt. Neben IT-Experten oder Ingenieuren sucht die Bahn auch Leute, die Lokführer oder Fahrdienstleiter werden wollen.

«Für Schüler ist so ein Motivationsschreiben schon schwierig», sagte Hennemann, die die Personalgewinnung in Baden-Württemberg leitet und bundesweit für die Einstellung von Ingenieuren zuständig ist. «Auch andere sind froh, wenn sie nicht so viel schreiben müssen. Wir prüfen die Motivation der Bewerber sowieso nochmal in einem Gespräch ab.»

Dass kein Anschreiben mehr hochgeladen werden muss, soll für Bewerber gelten, die 2019 als Azubis anfangen wollen. Der Staatskonzern prüft, bei welchen Berufsgruppen es noch Sinn macht, auf ein Anschreiben zu verzichten. «Wir schauen, welche Erfahrungen wir damit machen. Und dann werden wir das ausweiten», sagte ein Bahnsprecher.

Nicht nur die Bahn steht vor einer Pensionierungswelle, auch andere Unternehmen oder öffentliche Verwaltungen suchen Leute. Sie konkurrieren zum Beispiel um Ingenieure. Einen Engpass gibt es auch bei Lokführern. Hier bemühen sich der Staatskonzern Bahn und seine privaten Wettbewerber seit geraumer Zeit stärker um Nachwuchs.

Denn beim Fernverkehr steht die Bahn auch vor einer Herausforderung: Union und SPD fordern in ihrem Koalitionsvertrag, dass im Jahr 2030 rund 280 Millionen Fahrgäste in ICE und Intercity unterwegs sind. Das wären doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Der Konzern selbst hatte sich 180 Millionen zum Ziel für 2030 gesetzt.

Bisher hat die Bahn für rund 12 000 von 19 000 Stellen in diesem Jahr Mitarbeiter gefunden, 10 000 davon haben nach Angaben des Bahnsprechers bereits ihre Arbeit begonnen. «In Regionen, in denen wir Vollbeschäftigung haben, ist die Suche natürlich schwieriger, in Bayern und Baden-Württemberg zum Beispiel», sagt Hennemann.

Seit Längerem nutzt die Bahn intern auch einen Bonus zur Personalsuche: Wirbt ein Mitarbeiter einen neuen Kollegen, bekommt er 1500 Euro. Die Bahn sucht heute auch stärker im Ausland als früher. «Aus Spanien, Griechenland haben wir schon Ingenieure nach Baden-Württemberg geholt», sagt Hennemann. «Und wir haben für die S-Bahn in Stuttgart auch schon Lokführer aus Kroatien eingestellt, die Deutsch sprechen.» Die Bahn schult auch Quereinsteiger um. «Da hat man auch Ü-50 noch die Chance, eine neuen Weg einzuschlagen.»