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Baden-Württemberg war über Jahrzehnte konservatives Stammland. Nun stürzt die CDU in einer Umfrage auf ein historisches Tief. Das könnte Folgen haben.

Stuttgart (dpa/lsw)Wenige Monate vor den Kommunal- und Europawahlen im Mai steht die CDU in Baden-Württemberg in der Wählergunst auf einem historischen Tief. Derzeit würde die Partei bei einer Landtagswahl nur noch auf 23 Prozent kommen, bei der Wahl 2016 lagen die Christdemokraten noch bei 27 Prozent. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Befragung des Instituts Forsa für das RTL/n-tv-Trendbarometer in Köln hervor. «Das ist der niedrigste Wert, den wir je hatten», sagte Forsa-Chef Manfred Güllner der Deutschen Presse-Agentur.

Die Grünen legten hingegen weiter zu auf 33 Prozent. SPD und FDP würden bei einer Landtagswahl der Umfrage zufolge auf jeweils 9 Prozent kommen, die AfD auf 13 und die Linke auf 6 Prozent. Bei einer Bundestagswahl würde sich das Stimmen-Verhältnis zwischen CDU und Grünen im Land nahezu umkehren: 33 Prozent der befragten Baden-Württemberger würden sich demnach für die CDU, 24 Prozent für die Grünen entscheiden.

Nur ein Drittel der Wahlberechtigten mit Strobl zufrieden

Die schlechten Werte für die CDU setzen den parteiintern umstrittenen CDU-Landeschef und Innenminister Thomas Strobl weiter unter Druck. Gerade einmal ein Drittel der Wahlberechtigten zeigte sich mit Strobls Arbeit zufrieden. Die Hälfte der Wahlberechtigten sieht seine Arbeit kritisch. In der eigenen Partei kommt er nur auf einen Zustimmungswert von 56 Prozent.

Könnten die Bürger in Baden-Württemberg direkt wählen, würden sich der Umfrage zufolge nur 5 Prozent für Strobl, aber 59 Prozent für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) entscheiden. Selbst mehr als die Hälfte der CDU-Anhänger würde demzufolge Kretschmann, aber nur 18 Prozent Strobl wählen.

Ungeachtet der schlechten Werte für Strobl und die CDU sind 60 Prozent der Bürger mit der grün-schwarzen Koalition zufrieden. 37 Prozent gaben an, unzufrieden zu sein. Dabei sind 54 Prozent mit der Arbeit der Grünen zufrieden, mit der CDU 42 Prozent. Mit Kretschmann zeigten sich 74 Prozent der befragten Wahlberechtigten zufrieden. Unter den CDU-Anhängern waren es gar 80 Prozent.

«Dass Winfried Kretschmann und seine Grünen in Baden-Württemberg immer noch so unangefochten sind, liegt auch an der eklatanten Schwäche der dortigen CDU», teilte Forsa-Chef Güllner mit. «Für die Union, die jahrzehntelang die dominierende Kraft im Südwesten war, hat sich ihr strikt konservativer Kurs - gegen Merkel und pro Merz - nicht ausgezahlt.»

Bessere Chancen für Susanne Eisenmann?

Baden-Württemberg war politisch nahezu sechs Jahrzehnte lang fest im Griff der CDU. 2011 verlor die Partei nach 58 Jahren die Macht an Grün-Rot. Bis 2016 war die CDU in der Opposition. Seit zweieinhalb Jahren regiert die CDU als Juniorpartner an der Seite der Grünen. Die Partei beschäftigt derzeit die Frage nach der Spitzenkandidatur 2021. Strobl will sich Anfang Mai als Parteichef bestätigen lassen. So mancher Kritiker aus den eigenen Reihen traut Kultusministerin Susanne Eisenmann bessere Chancen zu, gegen Kretschmann ins Feld zu ziehen - falls dieser wieder antritt.

«Wir freuen uns über diese große Zustimmung für unsere Politik und wollen diesem großen Vertrauen gerecht werden», teilten die Grünen-Landeschefs Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand mit. «Als führende Kraft der Landesregierung werden wir weiter mit klarem Wertekompass dafür arbeiten, dass sich Baden-Württemberg ökologisch, sozial und innovativ nach vorne entwickelt.»