Foto: DPA - Patrick Seeger/Symbol

Mannheim (dpa/lsw) - Um den Weiher herrscht eine Sperrzone, Ermittler durchkämmen das Gelände, auf dem normalerweise Jogger und Radfahrer unterwegs sind. Ein Spaziergänger hatte zuvor mit seinem Hund am Mannheimer Pfingstbergweiher einen erschütternden Fund gemacht: In dem Gewässer im Süden der nordbadischen Stadt lag am Freitag ein totes Baby - Ermittlungen zufolge ein Mädchen. „Wer ist zu so etwas fähig?“, fragt Polizeihauptkommissar Michael Klump. Wie lange der kleine Körper dort war, muss ein Spezialist bestimmen. „Es ist zu früh, um sagen zu können, wie das Kind zu Tode gekommen ist.“

„In Zeiten von Babyklappen ist so etwas doch nicht nötig“, schreibt ein Nutzer in einem lokalen Internetforum. Auch Mannheim verfügt über eine solche Klappe, in der Neugeborene anonym abgelegt werden können. Seit Einführung der Babyklappen im Jahr 2001 sind dort in Baden-Württemberg etwa 90 Säuglinge abgegeben worden. Zudem können Schwangere die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt nutzen - 2014 trat ein entsprechendes Gesetz in Kraft. Bis 2016 kamen im Südwesten auf diese Weise 21 Babys zur Welt - Babys, die leben.

Am Pfingstbergweiher suchen Polizisten unterdessen mit langen Stäben nach verwertbaren Spuren. Seit dem erschütternden Fund ist das Gebiet eine Art Sperrzone. Dass dennoch einige Radfahrer, Jogger oder Spaziergänger mit ihren Hunden herumlaufen, macht die Arbeit für die Beamten nicht einfacher. „Wir wollen vermeiden, dass hier wertvolle Spuren zerstört werden“, sagt Polizist Klump, während hinter ihm zwei Kriminaltechniker zum Weiher gehen. Wie immer in solch traurigen Fällen sind die Ermittler besonders auf Spuren angewiesen. Denn bis die Obduktion mehr Klarheit bringt, werden Tage vergehen.

Beobachtet wird die Polizeiarbeit am Weiher von Anwohnern der nahen Wohnsiedlung. Zwischen kargen Häuserblöcken stehen einige Frauen, die über den Fall sprechen. „Das ist mir unerklärlich. Wer macht so etwas?“, sagt eine Frau mit Kinderwagen und schüttelt den Kopf.

Über den blattlosen Bäumen erscheint brummend ein Hubschrauber. Von oben verschaffen sich die Ermittler einen besseren Überblick über das Gelände um das stehende Gewässer. Dort suchen Kriminalpolizei und Landespolizei die Uferbereiche ab. Ein Schlauchboot gleitet langsam über den Weiher. „Die Wasserschutzpolizei prüft einen Tauchereinsatz“, sagt Klump. Ob und wann Beamte in den etwa zwölf Meter tiefen Weiher steigen, ist zunächst unklar.

Die Ermittler erhoffen sich nun Hinweise zu einer kürzlich beendeten Schwangerschaft, bei der der Verbleib des Neugeborenen ungeklärt sei. Die Theorie, eine Mutter habe ihr ungewolltes Kind ausgesetzt oder getötet, werde durchaus ernst genommen, sagt Klump. Das Gewässer wird von einem Angelsportverein genutzt. Die Temperaturen sind mild und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Leiche eines Babys hier rasch gefunden wird.

Warum also ausgerechnet hier? „Für uns“, sagt Klump, „ist das nur eine von noch sehr vielen Fragen.“ Noch am Freitag richtete die Polizei eine Sonderkommission mit 30 Beamten ein.