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Trotz hoher Wahrscheinlichkeit für eine Verurteilung und Fluchtgefahr wurde ein Polizist, der in Freiburg unter anderem wegen Korruption vor Gericht steht, aus der Haft entlassen.

Freiburg (dpa/lsw) - Nach mehr als eineinhalb Jahren Untersuchungshaft ist ein Polizist, der in Freiburg unter anderem wegen Korruption vor Gericht steht, entlassen worden. Das Oberlandesgericht Karlsruhe hob den Haftbefehl am Dienstag auf. Zwar bestehe weiterhin eine große Wahrscheinlichkeit für eine Verurteilung und Fluchtgefahr, teilte das Gericht mit. Das Verfahren sei jedoch angesichts der langen Untersuchungshaft nicht mit der nötigen Beschleunigung geführt worden. Durchschnittlich habe es weniger als einen Verhandlungstag pro Woche gegeben. Das entspreche nicht den verfassungsrechtlichen Ansprüchen. Die Hauptverhandlung könne trotz der Freilassung fortgesetzt werden.

Dem Polizisten werden Bestechlichkeit und der Verrat von Dienstgeheimnissen vorgeworfen. Außerdem geht es in dem Prozess vor dem Landgericht um gemeinschaftlichen Betrug, Strafvereitelung im Amt und Hehlerei. Die Liste der Vorwürfe umfasst rund 80 Punkte.

Der 58-Jährige soll für Geld mit Kriminellen zusammengearbeitet haben. Außerdem soll er laut Anklage Verdächtigen angeboten haben, Ermittlungen gegen Bezahlung zu manipulieren. Ein erster Prozess war geplatzt, weil der Mann untergetaucht war. Er wurde später im marokkanischen Tanger festgenommen.

Immer wieder müssen Untersuchungshäftlinge entlassen werden, weil ihr Verfahren nicht mit der gebotenen Geschwindigkeit vorangetrieben wurde. In den vergangenen fünf Jahren wurden nach Informationen der "Heilbronner Stimme" und des "Mannheimer Morgen" 20 Untersuchungshäftlinge vor einem Prozess auf freien Fuß gesetzt. Im laufenden Jahr mussten den Zeitungen zufolge bereits fünf Menschen vor einem Urteil entlassen werden.