Eine Straßenbahnhaltestelle in der Heilbronner Kaisersstraße mit der Kilianskirche. Vor der Kilianskirche hat am 17.02.2018 ein 70 Jahre alter Deutsch-Russe drei Flüchtlinge mit einem Messer angegriffen und verletzt. Foto: Ronald Wittek/dpa - Ronald Wittek/dpa

Zielgerichtet soll ein 70 Jahre alter Mann auf drei Flüchtlinge eingestochen haben, weil er gegen die Flüchtlingspolitik ist. Ermittelt wird wegen Verdacht des Mordversuchs.

Heilbronn (dpa/lsw) - Nach der Messerattacke eines 70-Jährigen gegen drei Flüchtlinge in Heilbronn hat die Staatsanwaltschaft die verzögerte Festnahme des Mannes verteidigt. Erst als bei den Ermittlungen klar geworden sei, dass der Deutsche, der auch eine russische Staatsangehörigkeit hat, am vergangenen Samstag zielgerichtet handelte, sei der Verdacht des versuchten Mordes gerechtfertigt gewesen, betonte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Zuvor war die Attacke vor der Kilianskirche noch als gefährliche Körperverletzung eingestuft worden.

Die Ermittler gehen inzwischen von einer politisch motivierten Tat gegen Ausländer aus. Der Verdächtige selbst sagte laut Polizei, er habe mit der Tat «ein Zeichen gegen die Ausländerpolitik» setzen wollen. Aufgrund der Ermittlungen wegen dreifachen Mordversuchs und der dadurch deutlich höheren Strafandrohung bestehe Fluchtgefahr, erklärten die Behörden die verzögerte Festnahme.

Ein 70-Jähriger soll am vergangenen Samstag laut Polizei hinterlistig drei Flüchtlinge vor der Kirche angegriffen haben. Dabei wurde ein 17 Jahre alter Afghane schwer verletzt. Einen 25-jährigen Iraker und einen 19-jährigen Syrer verletzte der Angreifer leicht. Lebensgefahr habe zu keiner Zeit bestanden, hieß es bei der Staatsanwaltschaft.

Der Mann war nach Angaben eines Polizeisprechers bei dem Angriff betrunken. Es könne daher sein, dass so ein Vorfall wieder vorkomme, wenn er Alkohol trinke. Auch aus diesen Gründen sei der Mann in Haft gekommen. Der wohl betrunkene Senior soll ohne Vorwarnung das Messer gezogen und auf die Männer eingestochen haben.

Ein Netzwerk gegen Rechts hat nach dem Vorfall laut Angaben der Stadt für diesen Freitag (18.00 Uhr) zu einer Mahnwache auf dem Marktplatz gegenüber der Kirche aufgerufen.