Mannheim (lsw) - Im Prozess um Millionenverluste durch Zinswetten der Stadt Pforzheim haben die fünf Angeklagten die Vorwürfe der Untreue zurückgewiesen.

„Ich hatte keinerlei Hinweis, dass es sich in irgendeiner Weise zum Nachteil der Stadt entwickeln könnte und keinerlei Anlass für Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Handlungen“, sagte die frühere FDP-Oberbürgermeisterin Christel Augenstein gestern vor dem Landgericht in Mannheim. Es sei allein um die Verbesserung der damals katastrophalen Haushaltslage gegangen, sagte die 68-Jährige, die von dem Anwalt und stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki verteidigt wird. Im Etat hätten damals 30 Millionen Euro gefehlt, sagte Augenstein.

Auch die damalige Stadtkämmerin von Pforzheim wies die Vorwürfe zurück. „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohl der Stadt gehandelt“, sagte sie vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer. Die Anschuldigungen hätten sie sehr getroffen. „Ich bin keine Spielerin. Wir wollten kein Geld verzocken.“ Gleichwohl wolle sie erneut ihr Bedauern ausdrücken. „Ich wünschte, ich hätte dieses Betätigungsfeld umgangen“, meinte die Diplom-Wirtschaftsmathematikerin. Auch ihr damaliger Stellvertreter unterstrich, die Situation tue ihm sehr leid. „Ich hatte aber nie Anlass zum Zweifel, dass Derivate (gegenseitige Verträge) nicht rechtmäßig sein könnten“, sagte er.

Zwei mitangeklagte Bankmitarbeiter wiesen die Vorwürfe ebenfalls von sich. „Die Vorwürfe könnten nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein“, sagte einer der Männer. Es habe an der Rechtmäßigkeit der Geschäfte nicht den geringsten Zweifel gegeben.

Richter Andreas Lindenthal vertagte den Prozess anschließend auf den kommenden Dienstag. Die Vorwürfe beziehen sich auf Kosten, die durch riskante Finanzgeschäfte zu Lasten der Stadtkasse entstanden sind. 2010 zog der Gemeinderat die Notbremse - am Ende stand ein Verlust von rund 58 Millionen Euro. Ein Großteil des Geldes ist nach Vergleichen mit beteiligten Banken wieder in der Kasse.