Die Eröffnung des Freilichtmuseums Beuren verzögert sich. Dort wird auch das alte Rathaus von Walddorfhäslach wieder aufgebaut. Foto: EZ-Archiv - EZ-Archiv

Die Eröffnung des Eurotunnels symbolisiert 1994 die neue Offenheit Europas. Gleichzeitig kommt es in Bosnien-Herzegowina zu schweren Kämpfen. Esslingen bestaunt dagegen das Freilichtmuseum in Beuren.

EsslingenIm Jahr 1994 unterzeichnen 104 Staaten den Vertrag über eine Welthandelsorganisation (WTO). Sie hat die Aufgabe, den freien Welthandel zu sichern und zu überwachen sowie Handelskonflikte zu schlichten. Im Januar tritt die Übereinkunft über den europäischen Wirtschaftsraum in Kraft. Er bildet mit 18 Staaten den weltweit größten Markt für freien Waren- und Dienstleistungsverkehr, die 375 Millionen Einwohner genießen Freizügigkeit und haben freie Arbeitsplatzwahl. Als sichtbarer Ausdruck dieser neuen Offenheit wird die Eröffnung des Eurotunnels gewertet, der unter dem Ärmelkanal hindurch führt und Frankreich und England verbindet.

Bei einem Referendum stimmen mehr als zwei Drittel der Österreicher für den Beitritt des Landes zur EU. Die norwegische Bevölkerung lehnt den Beitritt mehrheitlich aus Sorge um eine Einschränkung der nationalen Selbstbestimmung ab.

In Deutschland werden als Folge der Vereinigung die Bundesbahn und die DDR-Reichsbahn zu einem Unternehmen verschmolzen und als Deutsche Bahn AG privatisiert. Zum Jahresende beendet die Treuhandanstalt ihre Arbeit, nachdem sämtliche volkseigenen Betriebe der DDR restrukturiert und privatisiert sind.

Der amerikanische Präsident Bill Clinton, der im Vorjahr George Bush abgelöst hat, kommt zu einem Staatsbesuch nach Deutschland. Die Westalliierten USA, Großbritannien und Frankreich beenden im September bei einer Feier mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand, dem britischen Premierminister John Major, US-Außenminister Warren Christopher und Bundeskanzler Helmut Kohl offiziell ihre seit 1945 bestehende Präsenz in Berlin.

Im Februar stimmt der Bundestag mehrheitlich dem Projekt des bulgarischen Künstlers Christo zu, das Reichstagsgebäude komplett zu verhüllen. Der Künstler sieht das Gebäude als Symbol der Demokratie, die Verhüllung als Ausdruck des Endes des West-Ost-Gegensatzes.

Die Nato beschließt das Programm „Partnerschaft für den Frieden“, das sich an die osteuropäischen Staaten richtet und ihnen eine sicherheitspolitische Zusammenarbeit anbietet. Russland lehnt eine damit mögliche Nato-Osterweiterung ab und beteiligt sich nicht an dem Programm. Allerdings besiegeln die USA, Russland sowie die Ukraine, Weißrussland und Kasachstan bei einem KSZE-Treffen den 1991 ausgehandelten Vertrag über eine Reduzierung der strategischen Atomwaffen.

Der Bundestag genehmigt die Entsendung von Bundeswehrsoldaten im Rahmen eines Nato-Auftrags nach Bosnien-Herzegowina. „Deutschland wird den möglicherweise notwendigen Abzug der Blauhelme mit der Bundeswehr unterstützen. Gleichzeitig ist aber zu betonen: Die NATO arbeitet in Abstimmung mit der UNO nur an einer Notfallplanung“, schreibt die Eßlinger Zeitung. Trotz zeitweiliger Waffenruhen herrscht weiterhin Krieg. Die UN-Friedenstruppen werden ermächtigt, Waffengewalt einzusetzen. Nach schweren Kämpfen werden 400 Blauhelm-Soldaten abgezogen.

Im Landkreis Esslingen stocken die Vorbereitungen für das Freilichtmuseum in Beuren. Die für 1993 geplante Eröffnung wird um zwei Jahre verschoben, doch der Aufbau der elf kulturgeschichtlich bedeutenden Häuser aus dem Bereich Mittlerer Neckar und Schwäbische Alb geht voran. Erste Führungen werden angeboten, der Förderverein Freilichtmuseum Beuren wird gegründet.