Nach der Volksabstimmung wird der Südweststaat gebildet. Foto: dpa - dpa

Der Vorschlag des sowjetischen Diktators Josel Stalin für eine gesamtdeutsche Regelung weder bei der Bundesregierung noch bei den Westmächten Zustimmung. Eine Neuordnung wird im Südwesten vollzogen mit dem Zusammenschluss von drei Ländern zum Südweststaat.

Kreis EsslingenDer sowjetische Partei- und Regierungschef Josef Stalin schlägt den Westmächten 1952 vor, einen Friedensvertrag mit einer unter Viermächte-Kontrolle zu wählenden gesamtdeutschen Regierung zu vereinbaren. Bundeskanzler Konrad Adenauer weist das zurück und fordert zunächst freie gesamtdeutsche Wahlen. Parallel treibt Adenauer die Westanbindung voran. Die Bundesrepublik und die Westmächte schließen einen Vertrag über ihre Gleichberechtigung innerhalb der westeuropäischen Gemeinschaft. Die DDR richtet daraufhin eine Sperrzone entlang der Demarkationslinie zum Westen ein.

Am 9. März wird auf der Basis der Volksabstimmung im Vorjahr eine verfassunggebende Landesversammlung für den neu zu schaffenden, noch namenlosen Südweststaat gewählt, der die Länder Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern zu einem Bundesland vereinigen soll. Am 25. April wird der Ministerpräsident Württemberg-Badens Reinhold Maier (FDP/DVP) zum ersten Ministerpräsidenten des neuen Landes gewählt. Maier bildet eine Koalition aus SPD, FDP/DVP und dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE). Die Regierungsbildung ohne die CDU führt zu Misstönen und einem Zerwürfnis zwischen Maier und Gebhard Müller, zuvor Staatspräsident Württemberg-Hohenzollerns. Müller beruft sich auf ein Abkommen, das er mit Maier bereits 1949 bei einem Treffen in Schlattstall im Lenninger Tal getroffen hatte und in dem ihm Maier den Posten des Ministerpräsidenten zugesichert hatte. Adenauer fürchtet indes um die Mehrheit im Bundesrat. Ohne eine CDU-geführte baden-württembergische Regierung fehlt ihm eine wichtige Stimme für die Westintegration.

Im August stirbt der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher, der während der Nazizeit zehn Jahre lang als politischer Gefangener in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert war und sich für seinen Einsatz für den Aufbau eines demokratischen Nachkriegsdeutschland über die Parteigrenzen hinweg und international Hochachtung erworben hatte. Die Eßlinger Zeitung würdigt ihn mit einem Gastbeitrag von Schumachers Nachfolger Erich Ollenhauer, der den Gestorbenen als „eine der größten Hoffnungen der deutschen und europäischen Demokratie“ hervorhebt.

In Esslingen wird der Maler Karl Fuchs 80 Jahre alt. Zur Eröffnung einer Ausstellung seiner und weiterer Werke Esslinger Künstler im Alten Rathaus spricht der baden-württembergische Kultusminister Gotthilf Schenkel, der sich dabei als Gegner der Moderne erweist. Ihm sei es „eine besondere Freude, wenn er feststellen könne, daß es Künstler gebe, die richtig sehen und das Natürliche darzustellen imstande seien. Die moderne Kunst würde sich heute oftmals sehr weit vom Gegenständlichen entfernen und damit einen Mangel an Achtung vor der Schöpfung beweisen“, berichtet die Eßlinger Zeitung.

Esslingens Oberbürgermeister Dieter Roser erweist sich als wesentlich weniger rückwärtsgewandt. „Jede Zeit habe in ihrem Ausdruck gute und mittelmäßige Leistungen gezeigt. Man dürfe daher nicht Altes unbesehen für gut und Neues für schlecht befinden. Im übrigen zeige sich die Fülle des menschlichen Lebens gerade auch im Mittelmäßigen“, berichtet die Zeitung von Rosers Sicht der Dinge.