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Das Jahr 1925 ist geprägt von Entspannungsbemühungen in Europa. Eine Folge ist der Vertrag von Locarno. Nach dem Tod von Reichspräsident Friedrich Ebert wird der bekennende Monarchist Paul von Hindenburg zu seinem Nachfolger gewählt.

Kreis EsslingenNach den Signalen für Frieden in Europa, die vom Dawes-Plan im Vorjahr ausgegangen waren, bringt das Jahr 1925 weitere politische Entspannung. Zwar verschieben die Alliierten zunächst die Räumung des besetzten Ruhrgebiets, da Deutschland gegen die Abrüstungsbestimmungen verstoßen hatte. Doch schon im Februar schickt Außenminister Gustav Stresemann der britischen und der französischen Regierung einen Vorschlag für einen europäischen Sicherheitspakt. Im Juli ziehen Frankreich und Belgien die Besatzungstruppen ab.

Mit Rücksicht auf die stärker werdenden deutschnationalen und rechten Parteien bleibt die deutsche Politik ambivalent. Stresemann plädiert für eine Revision der deutschen Ostgrenze mit einer Wiedereingliederung von Danzig und Oberschlesien sowie für den Anschluss Österreichs. Der Reichstag beschließt Schutzzölle für die Landwirtschaft und die Industrie, die auch polnische Steinkohle einschließen. Polen erklärt daraufhin, alle deutschen Staatsbürger ausweisen zu wollen, die keinen Grundbesitz haben.

Doch die Entspannungsbemühungen gehen weiter. Im Oktober kommen Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Großbritannien, Polen und die Tschechoslowakei zu einer Konferenz in Locarno in der Schweiz zusammen, bei der ein Sicherheitsabkommen für Europa verabredet wird. Die im Versailler Vertrag festgelegte deutsche Westgrenze wird bestätigt, ebenso die Entmilitarisierung des Rheinlands. Eine Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze kommt nicht zustande.

Der Vertrag wird im Dezember in London unterzeichnet. Die Eßlinger Zeitung zitiert den britischen Außenminister Austen Chamberlain, der verspricht, seine Regierung werde „alles tun, um unseren Bemühungen den endlichen Erfolg zu sichern, den Haß und das Mißtrauen der Vergangenheit zu begraben und die kommenden Generationen vor einer Wiederholung des Unheils zu bewahren“.

Ende Februar stirbt Reichspräsident Friedrich Ebert. Die Eßlinger Zeitung widmet ihm eine Titelseite und druckt dabei als Neuerung auch ein Foto ab. „Die vergangenen sechs Jahre haben nicht hingereicht, um den republikanischen Staatsgedanken zum Gemeingut des deutschen Volkes in seiner Gesamtheit zu machen“, schreibt das Blatt. Ebert sei hingegen „einer der besten deutschen Sozialdemokraten, ein durch und durch anständiger Mensch und ein Mann mit deutschem Empfinden“ gewesen.

Bei der Neuwahl erhält zunächst keiner der sieben Kandidaten eine Mehrheit. Die deutschnationalen Parteien stellen daraufhin den Weltkriegsgeneral und bekennenden Monarchisten Paul von Hindenburg auf, der die Wahl für sich entscheidet. Das in der Eßlinger Zeitung veröffentlichte Abstimmungsergebnis zeigt eine mehrheitlich nationalkonservative Wählermeinung. Allerdings gibt es auch einige Wahllokale, in denen Hindenburg weit abgeschlagen hinter Wilhelm Marx (Zentrum) und Ernst Thälmann (KPD) bleibt. In Esslingen nehmen mit der wirtschaftlichen Stabilisierung auch der Verkehr und der Bedarf an öffentlichen Verkehrsverbindungen zu. Daher werden zwei große Projekte vorbereitet, die im Folgejahr umgesetzt werden. So wird am Bahnhof eine Rampe gebaut, mit der die Bahnlinie überbrückt wird und der Bahnübergang am Fuß der Pliensaubrücke geschlossen werden kann. Damit wird auch der Weg für die künftige Straßenbahnlinie über den Zollberg auf die Filder frei.