Im Juni 1961 prallen zwischen Esslingen und Mettingen zwei Nahverkehrszüge frontal zusammen. 35 Menschen sterben, 36 weitere werden schwer verletzt. Foto: EZ-Archiv - EZ-Archiv

Das Jahr 1961 ist gekennzeichnet durch eine Verschärfung des Ost-West-Konflikts: In Berlin wird die Mauer gebaut und die Kuba-Krise bringt die Welt an den Rand eines Kriegs. In Esslingen geschieht ein schweres Bahnunglück, beim Zusammenstoß zweier Züge sterben 35 Menschen.

EsslingenNach dem Scheitern der Viermächte-Gipfelkonferenz im Vorjahr verschärfen sich 1961 die Spannungen zwischen Ost und West weiter. Der sowjetische Partei- und Regierungschef Nikita Chruschtschow wiederholt gegenüber dem neuen US-Präsidenten John F. Kennedy seinen Vorschlag, West-Berlin den Status einer entmilitarisierten und neutralen Stadt zu geben. Die Westmächte und Bundeskanzler Konrad Adenauer lehnen das umgehend ab.

Für die DDR ist die zunehmende Abwanderung in den Westen zu einem ernsten Problem angewachsen. Die Regierung verkündet daher Reisebeschränkungen, verbietet die Aufnahme von Arbeitsverhältnissen im Westen und führt Kontrollen an der Sektorengrenze in Berlin ein. Walter Ulbricht, Staats- und Parteichef der DDR, beschwichtigt: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“.

Präsident Kennedy erklärt den Willen der Westmächte, die Freiheit West-Berlins militärisch zu schützen. Am 13. August riegeln Volkspolizisten der DDR Ost-Berlin ab, die Sektorengrenze wird zur Staatsgrenze erklärt. Der Mauerbau beginnt. Die Eßlinger Zeitung schreibt, die „Zonenregierung“ sei einem Vorschlag des Warschauer Pakts nachgekommen, „an der Westberliner Grenze eine solche Ordnung einzuführen, durch die der Wühltätigkeit gegen die Länder des sozialistischen Lagers zuverlässig der Weg verlegt wird“. Somit habe „das SED-Regime einen nicht unbeträchtlichen Teil der Maßnahmen bereits verwirklicht, die der Osten zur Verewigung der deutschen Spaltung vorzunehmen gedroht hatte“. Ein Kommentator bezeichnet dies als „tiefste Erniedrigung“ und „Augenblick der Schande“. Die USA verurteilen die Vorgänge, stellen aber laut der Eßlinger Zeitung fest, „daß die Maßnahmen gegen Bürger Ostberlins und Ostdeutschlands und nicht gegen die alliierte Position in Westberlin gerichtet sind“. Die Vertragsverletzungen würden „Gegenstand eines scharfen Protestes über die angemessenen Kanäle“ sein.

Die USA sind mit einer weiteren Ost-West-Konfrontation beschäftigt. Zwei Jahre zuvor hatten Guerillakämpfer um Fidel Castro den von den USA gestützten kubanischen Diktator Fulgencio Batista gestürzt. Da in der neuen Regierung auch Kommunisten vertreten waren, hatte die amerikanische Regierung Ungemach gewittert, die Opposition und Terrorgruppen unterstützt und ein Wirtschaftsembargo verhängt. Im April starten die USA mit Hilfe von Exilkubanern eine von der CIA geplante Invasion in der Schweinebucht auf Kuba. Das Unternehmen scheitert kläglich, Kuba sucht in der Folge Schutz bei der Sowjetunion. Die folgende Kuba-Krise bringt die Welt an den Rand eines Kriegs.

Die Konkurrenz der politischen Systeme wird auf technologischem Gebiet, besonders bei der Entwicklung schwerer Interkontinentalraketen, fortgeführt. Dies hat Auswirkungen auf die Fortschritte in der Weltraumtechnik. Die Sowjetunion geht erneut voran. Im April startet der Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch ins Weltall. Im Mai ziehen die USA mit dem Raumflug von Alan B. Shepard nach.

Am 13. Juni ereignet sich zwischen Esslingen und Mettingen ein schweres Eisenbahnunglück. Zwei Nahverkehrszüge prallen in einem wegen einer Baustelle eingleisigen Abschnitt frontal aufeinander, 35 Menschen sterben, darunter beide Lokführer, 36 weitere werden schwer verletzt. „Katastrophenursache war das Überfahren eines Haltesignals. Die Unglücksstätte bot ein Bild des Entsetzens“, berichtet die Eßlinger Zeitung.