Im Jahr 1995 wächst die EU auf 15 Mitgliedstaaten an, im ehemaligen Jugoslawien eskaliert zunächst der Bürgerkrieg, am Jahresende wird dann ein Friedensvertrag unterzeichnet. Die Stadt Esslingen vergibt erstmals den Theodor-Haecker-Preis. Erster Preisträger ist der russische Menschenrechtler Sergei Kowaljow.

Kreis EsslingenIm Januar 1995 wächst die EU durch den Beitritt von Österreich, Finnland und Schweden auf 15 Staaten an. In sieben EU-Staaten gilt ab März das Schengener Abkommen, die Personenkontrollen an den Grenzen zwischen Deutschland, Frankreich, den Benelux-Staaten, Spanien und Portugal werden eingestellt. Dafür werden die Außengrenzen stärker überwacht. Im Juni beschließt die EU, im Jahr 1999 eine einheitliche Währung einzuführen, sie soll die Bezeichnung Euro erhalten.

Eine Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) endet mit einem Ergebnis, das als großer Schritt hin zu einem geeinten Europa gewertet wird. Die Teilnehmerstaaten vereinbaren einen Europäischen Stabilitätspakt, der die Epoche der Aussöhnung, des Dialogs und des Vertrauens in Europa proklamiert. In diesem Sinn einigen sich Großbritannien und die Republik Irland auf ein Rahmenabkommen für Nordirland.

Die Staats- und Regierungschefs Israels, Ägyptens und Jordaniens sowie der PLO-Vorsitzende Jassir Arafat einigen sich auf einen Friedensprozess für die Region. Israels Premierminister Yitzhak Rabin und Arafat schließen ein Abkommen zur Autonomie der Palästinenser im Westjordanland. Russland erklärt seinen Willen zum Beitritt zur Nato-Initiative „Partnerschaft für den Frieden“.

Freilichtmuseum wird eröffnet

Im ehemaligen Jugoslawien eskaliert der Bürgerkrieg. Die Serben in Bosnien-Herzegowina greifen Blauhelm-Soldaten an, die Nato reagiert mit Luftangriffen. Im Sommer werden 40 000 muslimische Zivilisten aus der UN-Schutzzone Srebrenica vertrieben, mehrere tausend Menschen werden ermordet. Kroatien greift das von Serben bewohnte Gebiet Krajina an, 120 000 Menschen werden zur Flucht gezwungen. Erst im Dezember wird ein Friedensvertrag geschlossen. Eine internationale Friedenstruppe, an der auch 4000 deutsche Soldaten beteiligt sind, soll den Frieden überwachen. Die bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und Ratko Mladic werden vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.

Bei einer Konferenz in New York wird der seit 1970 gültige Atomwaffensperrvertrag auf unbegrenzte Zeit verlängert. US-Präsident Bill Clinton gibt die Einstellung der amerikanischen Atomwaffentests bekannt. Frankreich hingegen testet weiter und lässt trotz vehementer internationaler Proteste unter dem Muroroa-Atoll im Südpazifik eine Atombombe zünden.

Die Stadt Esslingen vergibt zum ersten Mal den Theodor-Haecker-Preis für „besonderen politischen Mut und Aufrichtigkeit“. Der namensgebende Schriftsteller und Kulturkritiker war in Esslingen aufgewachsen, ab 1936 mit Rede- und Publikationsverbot belegt worden und gilt als Mentor von Hans und Sophie Scholl vom Widerstandskreis Weiße Rose. Erster Preisträger wird der russische Menschenrechtler Sergei Kowaljow.

Am 12. Mai eröffnen Landrat Hans Peter Braun und die baden-württembergische Ministerin für Familie, Frauen, Weiterbildung und Kunst, Brigitte Unger-Soyka, das Freilichtmuseum in Beuren. Das Projekt eines Museums für ländliche Kulturgeschichte der Region war 1982 an den Start gegangen, Spatenstich war 1987.