Auf dem Areal des Kastells in Köngen wird im Jahr 1988 ein Römerpark eröffnet. Kernstück ist ein historisch-archäologisches Museum. Foto: EZ-Archiv - EZ-Archiv

Im Jahr 1988 zeichnet sich das Ende des Ostblocks ab. In der Europäischen Gemeinschaft (EG) wird die Währungsunion angebahnt.

EsslingenIm Lauf des Jahres 1988 werden die Entspannung zwischen Ost und West und der langsame gesellschaftliche Wandel in der Sowjetunion und den Staaten des Ostblocks spürbar. Ungarn nimmt eine Vorreiterrolle ein und gestattet seinen Bürgern Reisen in den Westen ohne Ausreisevisum. Der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow, der im Oktober auch zum Staatsoberhaupt gewählt wird, fordert Reformen der sozialistischen Wirtschaftsgemeinschaft und eine stärkere Zusammenarbeit mit der EG. Die USA beseitigen ein Relikt des kalten Krieges und heben das seit 1952 bestehende Einreiseverbot für Mitglieder kommunistischer Organisationen auf.

Die Sowjetunion beginnt mit dem Abzug von Mittelstreckenraketen aus der DDR und ihrer Truppen aus Afghanistan. Bei einem Treffen zwischen dem US-Präsidenten Ronald Reagan und Gorbatschow wird der INF-Vertrag in Kraft gesetzt. Die ersten Pershing II-Raketen werden aus Bundesrepublik abgezogen.

Bundeskanzler Helmut Kohl besucht die Sowjetunion zu Gesprächen über die Ost-West-Beziehungen und über wirtschaftliche Zusammenarbeit. Als wichtiges Ergebnis wird ein großer Vertrauenszuwachs notiert. Gorbatschow wird in der Presse mit dem Satz „Das Eis ist gebrochen“ zitiert, Kohl sieht „ein neues Kapitel der Beziehungen aufgeschlagen“.

Stahl- und Kohlekrise

Die Regierungen der EG-Staaten beschließen konkrete Bemühungen um eine europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Gleichzeitig machen sich aber auch Strukturkrisen auf europäischer Ebene bemerkbar. Der industrielle Strukturwandel führt zu einer Stahl- und Kohlekrise, die hunderttausend Arbeitsplätze bedroht, zudem steht eine Reform der Agrarpolitik an.

Die Planungen für einen Ausbau des Stuttgarter Flughafens werden konkret, doch der Widerstand auf den Fildern gegen den Verlust wertvollen Bodens wächst. Landwirte und Künstler gründen die Aktion „Land-Art gegen Land-Raub“ und stellen auf den Feldern, die überbaut werden sollen, große Skulpturen auf. Die Eßlinger Zeitung weist darauf hin, dass der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) wenige Monate zuvor bei einer Veranstaltung in Filderstadt „größere Solidarität der Gesellschaft für den ländlichen Raum“ gefordert hatte. Mit der Aktion erleidet er eine empfindliche politische Schlappe.

Nach jahrelangen Streitereien wird in Köngen das Areal des römischen Kastells endgültig nicht überbaut. Stattdessen kommen auf dem 2,5 Hektar großen Gelände „die alten Römer zu neuen Ehren. Eine insgesamt über 2,5 Millionen Mark teuere Anlage mit einem Museum als Kernstück läßt die Vergangenheit wieder aufleben. Gemeinde und Schwäbischer Albverein haben gemeinsam eine neue Attraktion für Köngen geschaffen“, schreibt die EZ.

Der Filderstädter Gemeinderat wählt Edeltraud Herrmann zur ersten hauptamtlichen Frauenbeauftragten im Landkreis Esslingen. Die Eßlinger Zeitung bemerkt dazu, dass sich der Landkreis selbst nicht zu einer solchen Stelle durchringen konnte. Bereits im Vorjahr habe es Streit über den Stellenumfang und die Qualifikation von Bewerberinnen gegeben. „Da letztlich sämtliche Anträge abgelehnt wurden, ‚gelang’ es den Fraktionen schließlich, die Einstellung einer Frauenbeauftragten zu verhindern“, spottet der Berichterstatter.