Foto: Die EZ setzte sich von Anfang an - Die EZ setzte sich von Anfang an für den Erhalt der Esslinger historischen Bauten ein, wie sie auf Johannes Braungarts Lithografie zu sehen sind.

Die neue „Eßlinger Zeitung“ geht mit einem kritischen Anspruch an den Start. Die Nullnummer vom 25. April 1868 findet große Resonanz.

Esslingen - „Eßlingen, eine der bevölkertsten und industriereichsten Städte Württembergs, hat bis jetzt keine Zeitung gehabt, die von selbst über die täglich vorkommenden und wichtigeren Ereignisse in ihren Mauern und ihrer nächsten Umgebung genügende Berichte erstattet hätte. (…) Manches, das vor das Forum der Oeffentlichkeit gehört hätte, wurde einfach mit Stillschweigen übergangen. So soll und kann es nicht länger bleiben .“ Der Buchdrucker Otto Bechtle und der Lithograf und Verleger Jakob Ferdinand Schreiber gehen am 25. April 1868 mit einem modern anmutenden journalistischen Anspruch an den Start. „Mit Muth und Vertrauen“ geben Bechtle und Schreiber eine Probenummer ihrer neu gegründeten „Eßlinger Zeitung“ heraus und versprechen, die Leser künftig über „die Verhandlungen des städtischen Stiftungs- und Gemeinderaths“, über Wichtiges in Stadt und Land sowie über die „telegraphischen Nachrichten des Auslandes“ unabhängig und parteipolitisch neutral zu informieren. Ihre dabei bekundete Überzeugung, „daß unser Unternehmen mit Freuden begrüßt und uns allseitige Gunst und Unterstützung zu Theil wird“, erweist sich als tragfähig. Bereits eine Woche später verzeichnet der Verlag 1000 Abonnenten, schon am 2. Mai 1868 erscheint die erste reguläre Ausgabe der „Eßlinger Zeitung“. Zunächst dreimal wöchentlich, ab dem 1. Juli werktäglich versorgt das Blatt die Leser mit überregionalen politischen Informationen, Nachrichten aus Württemberg und der Stadt. Auch Leserbriefe, ein Feuilleton und Anzeigen erscheinen.

Bereits zu Beginn wird der Anspruch der kritischen Begleitung des politischen Geschehens deutlich. Das Blatt klagt gegen die Missachtung der Stadt durch die Verlegung des Gerichtshofs nach Stuttgart und die Weigerung Württembergs, eine Garnison in Esslingen anzusiedeln. Die Stadt erleide dadurch einen Verlust, der nur durch Industrialisierung und Bevölkerungszuzug auszugleichen sei. Allerdings müsse dafür in die Attraktivität der Stadt investiert werden. Namentlich den drohenden Abriss des verbliebenen Chors der Hinteren Kirche gelte es zu verhindern und „alles zu erhalten, was dazu beiträgt, der Stadt ihren alterthümlichen Reichsstadtcharakter zu geben“.

Im Oktober 1868 trennen sich die Wege von Schreiber und Otto Bechtle, die „Eßlinger Zeitung“ allerdings hat sich etabliert. Bechtle gibt das Blatt für die nächsten Jahre gemeinsam mit dem Druckereibesitzer Matthias Linsenmann heraus.