Spätestens bei der Hauptuntersuchung (HU) kann ein gefälschtes Ersatzteil zum Problem werden - wenn der Prüfer für das Auto keine Plakette ausstellt. Foto: dpa-tmn/Robert Günther - dpa-tmn/Robert Günther

Nachgemachte Ersatzteile sind oft billiger als Originalteile. Doch wer billige Kopien verbaut, kann sich schnell in Gefahr bringen. Ein Imitat zu entlarven, ist oft nicht leicht. Aber es geht.

Schweinfurt/StuttgartDer Preis klingt verlockend. Weniger als die Hälfte kostet die Bremsscheibe. Doch das Ersatzteil ist gefälscht. Das vermeintliche Schnäppchen kann sich auf der Straße als sehr gefährlicher Einkauf herausstellen. Wie schützt man sich als Autobesitzer vor solchen Fehlkäufen?

Zunächst: Was ein Ersatzteil ist, wer es fertigen und in Verkehr bringen darf sowie die Ansprüche, die ein Ersatzteil erfüllen muss – das alles regelt eine Gruppenfreistellungsverordnung der EU. Viele Teile dürfen legal nachgebaut werden, sofern sie qualitativ gleichwertig mit den Teilen des Fahrzeugherstellers sind. Das Problem sind Ersatzteile, die wie die originalen Teile aussehen, qualitativ jedoch viel schlechter sind. Häufig gefälscht werden Teile der Lenkung, Keilriemen, Glühbirnen, Bremsbeläge und Bremsscheiben sowie Öl-, Benzin- und Luftfilter.

Die Fälscher arbeiten dabei sehr genau: Neben den Ersatzteilen seien auch meist Verpackung und Prüfzeichen eins zu eins dem Original nachempfunden, sagt Thomas Fischer, Vorstand vom Verein freier Ersatzteilemarkt (Vrei), einer Interessenvertretung von Autoteile-Herstellern.

Besonders bei sicherheitsrelevanten Bauteilen wie Bremsen oder Lenkung kann das minderwertige Material unter Umständen versagen und zu Unfällen führen. Fischer rät Verbrauchern, die Preise kritisch zu vergleichen: „Wenn Ersatzteile zu preiswert sind, dann sind Zweifel angebracht.“ Schutz vor gefälschten Teilen haben Autofahrer nur, indem sie die Teile von seriösen Quellen – etwa einem Fachhändler oder der Werkstatt – kaufen.

Thomas Caasmann von der Prüforganisation GTÜ sieht die Gefahr gefälschter Ersatzteile vor allem bei Felgen, Teilen für Bremsen und Fahrwerk sowie Elektronikkomponenten. Darunter fallen unter anderem Steuergeräte, Sensoren, Lambdasonden und Teile zur Gemischregelung. Er rät dazu, Teile vom Fahrzeughersteller oder vom originalen Teilezulieferer zu kaufen und nicht von unbekannten Internet-Shops. Auch er weist darauf hin, dass der Preis nicht alles ist. „Wenn ein Ersatzteil extrem günstig angeboten wird, weiß entweder der Verkäufer nicht, was es wert ist. Oder es ist Hehlerware. Oder gefälscht. Dann müssen die Alarmglocken angehen“, sagt er. Schnäppchen jedenfalls gebe es so gut wie keine mehr.

Vergleich mit dem Original

Billige und schlecht gemachte Imitationen erkennen Kunden am Fehlen von Herstellername, Markenzeichen und einer originalen Verpackung. Die Kunden können das vermeintliche originale Teil mit der wirklichen originalen Vorlage vergleichen. Bei gut gemachten Fälschungen wird es für den Laien aber schwierig, ein Imitat zu erkennen.

Allgemein gilt: Jedes Zubehörteil muss eine gültige Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE), eine Bauartgenehmigung oder ein Teilegutachten vorweisen. So unterliegt es einem vorgeschriebenen Prüfverfahren und seine Fertigung einem Qualitätsmanagement.

Ob eine Gefährdung von gefälschten Ersatzteilen ausgeht, hängt vom Bauteil ab. „Ein gefälschter Auspuffschalldämpfer wird im schlimmsten Fall lauter und erfüllt nicht die Abgaswerte. Eine Bremsscheibe kann hingegen brechen und zu einem Unfall führen“, sagt Thorsten Rechtien vom TÜV Rheinland.

Rechtien rät Autofahrern, Ersatzteile nur bei seriösen und vertrauenswürdigen Händlern zu kaufen. Bei einer Hauptuntersuchung (HU) würden Prüfer schlecht gefälschte Teile meist erkennen und eine HU-Plakette oder eine Eintragung im Fahrzeugbrief verwehren.