Die Qualität geht über Quantität der Kontakte: Diese Regel gilt für alle, die sich in Online-Karriereportalen ein gutes und funktionierendes Netzwerk aufbauen wollen. Foto: tmn/Robert Günther - tmn/Robert Günther

Konzernchefs, Arbeitskollegen, ehemalige Schulfreunde: In Karriere-Netzwerken können Berufstätige zahlreiche Bekannte und weniger Bekannte finden.

Berlin/MünchenIm Postfach liegt die E-Mail eines Karriereportals: „Martina Müller hat einen neuen Jobtitel angegeben. Gratulieren Sie Ihr zur neuen Position.“ Martina Müller? Wer war das gleich noch mal?

Xing, Stepstone, LinkedIn – in den vergangenen Jahren haben sich Karrierenetzwerke etabliert. Nutzer können dort beruflich Kontakte knüpfen. Wer dabei willkürlich ehemalige Schulkameraden, Kommilitonen, Arbeitskollegen oder Experten hinzufügt, verliert schnell den Überblick.

Grundsätzlich gilt: „Die Qualität der Kontakte zählt mehr als die Quantität. Nur eine Masse an Kontakten zu haben, mit denen einen nicht wirklich etwas verbindet, kann auch zum Ballast werden“, sagt Doris Brenner, Karrierecoach und Autorin des Buches „Networking im Job“. Kontakte müsse man aber nicht zwingend persönlich kennen. Gerade Menschen aus der eigenen Branche können interessant sein.

Für eine Kontaktaufnahme gibt es im besten Fall einen Aufhänger – ein gemeinsames Event oder die Empfehlung eines Bekannten. „Mit dem Aufhänger leitet man dann die Kontaktanfrage ein und beschreibt kurz, was man von anderen möchte oder welche Vorteile man dem anderen zu bieten hat“, erklärt Andreas Lutz, Vorstand des Selbstständigenverbands VGSD und Autor des Buches „Praxisbuch Networking“.

Kurz und bündig

Grundsätzlich sollte man die erste Kontaktaufnahme kurz halten. Wer viel beschäftigte Menschen anschreibt, gibt gleich alle nötigen Infos an. Dann kann der andere entscheiden, ob und wie er den Kontakt weiterverfolgen möchte. Dazu empfiehlt Lutz, die eigenen Kontaktdaten freizugeben – das macht die Kommunikation leichter.

Auch bei Schulfreunden oder alten Bekannten kann sich die Kontaktaufnahme lohnen. „Wenn es berufliche Berührungspunkte gibt, dann sollte man auf solche Kontakte zurückgreifen. In der Regel lässt sich ein Zugang zu der Person leichter herstellen als bei anderen Kontakten“, sagt Brenner.

Wer selbst eine Anfrage bekommt und die Person auf den ersten Blick nicht kennt, sollte das Profil checken. Auf eine Anfrage mit individuellem Begleittext sollte man unbedingt reagieren, findet Martina Haas, die das Buch „Crashkurs Networking“ geschrieben hat. Relevant sei es, mit wem Interessenten vernetzt sind. Die „Kontakte der Kontakte“ übersehen die meisten, so die Expertin. Fragt eine Person ohne Profilfoto oder mit lückenhaftem Profil an, ist das ein No-Go. Eine solche Anfrage sollte man nur annehmen, wenn es einen Grund gibt.

Bei einem Networking-Treffen lernt man meist viele Leute kennen. Daher ist es wichtig, im Nachhinein den Überblick über die Kontakte zu behalten. „Wenn ich mit Visitenkarten nach Hause komme, suche ich die Gesprächspartner bei Xing und vernetzte mich dort mit ihnen“, gibt Lutz als Tipp mit auf den Weg.

Kontakte gleich abspeichern

Entscheidend sei, dass man die neuen Kontaktdaten zeitnah speichert – am besten mit dem Foto der Person, dem Link zum Online-Karriereportal, dem Datum und einigen Stichworten, was man besprochen hat. Menschen etablierten sich als zuverlässiger Gesprächspartner, wenn sie die vereinbarten Informationen gleich per E-Mail schicken. Das erlaube es auch, bei Bedarf auf den anderen zuzugehen, und ihn um eine Information zu bitten, so Lutz. Und erfolgreich kann Online-Networking nur sein, wenn Berufstätige auch ihre persönliche Seite pflegen. „Wer sein Profil nicht aktuell hält, tut sich damit keinen Gefallen – gerade da der Trend zunimmt, dass Arbeitgeber im Rahmen des sogenannten Active Sourcings mit potenziellen neuen Mitarbeitern über soziale Netzwerke in Kontakt treten“, sagt Expertin Doris Brenner.

Ebenso wichtig sei es, das persönliche Netzwerk ständig zu erweitern. Aber: Nicht planlos, sondern gezielt. Networking habe ein schöpferisches Element, findet Martina Haas. Nämlich „ein Netz zu weben und permanent um interessante Menschen zu ergänzen.“ Und das unabhängig davon, ob ein konkreter Nutzen in Aussicht steht, so die Expertin. Ihre Empfehlung: Berufstätige sollten sich grundsätzlich breit aufstellen – und für Spezialthemen spezifische Netzwerke aufbauen.

Schon mit einem Onlineprofil kann es schwierig sein, den Überblick über Kontakte zu bewahren. Viele haben sogar Accounts bei mehreren Netzwerken. Welche Regeln gelten dann? Xing etwa hat seinen Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum – wohingegen LinkedIn im internationalen Bereich weltweit führend ist. „Daher sollte man schauen, wo man seinen Fokus setzt. Das hängt von der Branche und vom jeweiligen Unternehmen ab und ist damit stark individuell geprägt“, erklärt Brenner. Wer Profile in mehreren Portalen hat, sollte sich bewusst sein, dass das generell mehr Zeit in Anspruch nimmt – aber auch mehr Kontakte gefunden werden können.