Wer noch neu ist im Berufsleben, wird oftmals nicht für voll genommen. Wichtig ist, sich wohlzufühlen. Foto: dpa/Christin Klose - dpa/Christin Klose

Als Berufs-Neuling für voll genommen zu werden, kann mühsam sein. Damit man nicht für immer als «der Neue» abgestempelt wird, braucht es neben ein wenig Anstrengung eine gute Portion Gelassenheit. Sechs Tipps für einen starken Auftritt im Berufsleben.

FrankfurtEs kann frustrierend sein: Gerade hat man die Uni oder die Ausbildung abgeschlossen, hat einen Job gefunden, startet voller Motivation – und stellt dann fest, dass einen Kollegen, Kunden oder Klienten manchmal gar nicht als vollwertigen Mitarbeiter wahrnehmen. Die wichtigsten Ratschläge für Berufseinsteiger – damit dumme Sprüche, Unsicherheit und Übergangenwerden schnell der Vergangenheit angehören.

Tipp 1: Das Schauspielern lassen
„Extra erwachsen wirken geht schief, und zwar mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit“ – Beraterin Christina Binsmaier aus München lässt keinen Zweifel daran, dass man mit großer Klappe und Maßanzug nicht weiterkommt, wenn man eigentlich gar nicht der Typ dafür ist. Viel wichtiger sei, dass man sich nicht verbiegt, sondern wohlfühlt. „Es wirkt nicht authentisch, wenn man sich eine bestimmte Mimik oder einen bestimmten Sprachgebrauch aneignet“, sagt auch Tomas Bohinc, der einen Ratgeber zum Berufseinstieg geschrieben hat. Trainerin Binsmeier rät, sich an Kleidung und Habitus der Kollegen zu orientieren und dadurch zu zeigen, dass man dazu gehört.

Tipp 2: Die richtigen Tricks anwenden
„Wenn Berufseinsteiger bei Meetings übergangen werden, liegt dies daran, dass man sie nicht wahrnimmt“, sagt Bohinc. Geschickt auffallen, lautet daher sein Rat – etwa, indem man das Protokollschreiben übernimmt oder sich um die Technik kümmert. Karriereberaterin Ragnhild Struss ergänzt: „Man sollte sich in Meetings mittig im Raum platzieren um nicht übersehen zu werden.“ Aufrechte Haltung, fester Händedruck und Augenkontakt mit den Kollegen sind Grundvoraussetzungen für ein souveränes Auftreten.

Auch bei der Wortwahl kann man tricksen: Relativierende Formulierungen wie „vielleicht“ oder „ein bisschen“ wirken unsicher und sollten – genauso wie übermäßige Bescheidenheit, vorweggenommene Entschuldigungen und Anschwärzen anderer – weggelassen werden. „Wenn man nach zwei Monaten immer noch übergangen wird, kann man zum Chef gehen und fragen: Wie kann ich mich mehr einbringen?“, schlägt Binsmaier vor. Wichtig ist, dabei konstruktiv zu bleiben und nicht ins Jammern zu kommen oder sich als Opfer darzustellen.

Tipp 3: Einen Mentor suchen
Wer sich von einem anderen Kollegen unter die Fittiche nehmen lässt, hat Vorteile. Erstens hat er bei Fragen eine Vertrauensperson, zweitens kann man mit einem Partner eigene Ideen schneller einbringen und stärker vertreten. Und es verbessert die eigene Stellung. „Sich am Anfang als Lernenden zu verstehen, zeugt von Demut und wirkt sich positiv aufs Team aus“, erklärt Struss. Entweder man bekommt offiziell einen Mentor an die Seite gestellt, oder man sucht sich selbst einen Kollegen, dem man vertraut.

Tipp 4: Nicht provozieren lassen
Solche Situationen werden kommen: „Das übernimmt besser ein erfahrener Kollege“, heißt es in der Besprechung. Das Wichtigste: Durchatmen. Und dann kontern, etwa so: „Ich bin zwar noch nicht so lange im Geschäft, aber mit dem Thema kenne ich mich gut aus.“ Auch Humor kann helfen, allerdings wohldosiert, warnt Struss. Dann kann ein Satz wie „Die wirklich erfahrenen Kollegen sind schon im Ruhestand“ dem Kritiker die Luft aus den Segeln nehmen. Kommen solche Situationen unter Kollegen öfter vor, hilft ein klärendes Gespräch. Bei Kunden kann man sich von einem älteren Kollegen einführen lassen, schlägt Bohinc vor.

Tipp 5: Schwächen gut verpacken
Keiner muss alles können, betont Struss – solange man glaubhaft vermitteln kann, sich relevante Fähig- und Fertigkeiten aneignen zu wollen. „Ein Vortäuschen von Erfahrung fliegt schnell auf und richtet mehr Schaden an, als nach dem richtigen Vorgehen zu fragen oder um Hilfe zu bitten.“ Binsmaier rät, sich bei fehlendem Fachwissen einfach schlau zu machen und die Info dann nachzuliefern. Und wer sich einer Aufgabe alleine nicht gewachsen sieht, kann mit einem charmanten „vier Augen sehen mehr als zwei“ um Hilfe bitten, ohne sich allzu viel Blöße zu geben.

Tipp 6: Nicht die Nerven verlieren
Es ist normal, dass man sich als Neuer seine Position erst erarbeiten muss. Fremde Gesichter sind Störfaktoren im Team und potenzielle Konkurrenten, denen man nicht vorschnell Vertrauen schenken will. „Außerdem neigen einige Menschen dazu, Berufseinsteiger zu unterschätzen“, beobachtet Struss. Entsprechend finde man erst nach einer gewissen Zeit seinen Platz im System und muss sich Respekt und Vertrauen über einen längeren Zeitraum verdienen. Wer offen und sachorientiert bleibt, bekommt dieses Vertrauen aber irgendwann.