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Ob kleine Kratzer oder große Dellen: Fahrzeuglackierer sorgen dafür, dass Autos nach einem Unfall wieder wie neu aussehen. Bei ihrem Job brauchen sie Geduld, Kreativität, handwerkliches Geschick und Teamgeist. Zudem sollten Azubis keine Angst vor Schmutz haben.

Bad OldesloeWenn die Autos in der Werkstatt ankommen, sind sie häufig zerbeult, der Lack ist zerkratzt. „Zu Anfang sieht es ein bisschen wild aus“, sagt Janina Uhlig. Die 22-Jährige macht bei der Karosserie- und Lackwerkstatt Identica Erik Ruschke GmbH in Bad Oldesloe eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin. Sie und ihre Kollegen kümmern sich in erster Linie um Unfallwagen. „Es ist schön zu sehen, was letztendlich daraus wird“, sagt sie.

Nach der mittleren Reife hatte Uhlig zunächst eine Ausbildung bei der Polizei begonnen. Doch dort fehlten ihr die Erfolgserlebnisse. „Ich wollte gerne etwas Kreatives machen“, erzählt sie. Eher durch Zufall kam sie auf die Idee, bei der Werkstatt, in der ihr Bruder arbeitet, ein Praktikum zu absolvieren. Sie fand Gefallen am Beruf des Autolackierers und machte schnell Fortschritte. „Man wird jeden Tag besser“, sagt die Auszubildende.

Fahrzeuglackierer überprüfen in der Regel zuerst Karosserie- sowie Lackschäden. Dann schleifen und grundieren sie die Untergründe, um sie für die Lackierung vorzubereiten. Auf Kundenwunsch verzieren sie die Fahrzeuge mit Bildern oder Schriftzügen. Außerdem montieren und demontieren sie Bauteile, beulen Dellen aus, mischen Farben und versiegeln und veredeln Oberflächen. Die Herausforderung bei Unfallfahrzeugen: Am Ende soll man nichts mehr vom Schaden sehen. „Manche Kunden wissen nachher gar nicht mehr, was repariert wurde“, sagt Daniel Kähler, der Ausbilder von Uhlig.

Am Anfang der Ausbildung werde viel geputzt und gereinigt, erzählt Kähler. Fahrzeuge kommen oft dreckig in der Werkstatt an. „Man darf keine Angst haben, sich schmutzig zu machen“, sagt er. Gut sei es auch, wenn Azubis Interesse am Schrauben und Kreativität mitbringen.

Im zweiten Schritt lernen Azubis Spachteln. Schwer sei ihr anfangs der Spachtelschliff gefallen, erzählt Uhlig. Die Kunst sei es, nicht zu wenig und nicht zu viel Spachtelmaterial zu verwenden. „Man braucht Fingerspitzengefühl.“ Neben handwerklichem Geschick seien außerdem Teamfähigkeit, Geduld und gute Augen wichtig.

Erst wenn Auszubildende die Grundlagen beherrschen, beginnen sie mit dem Lackieren. Kleinere Teile wie Spiegelkappen hat Uhlig schon selbst lackiert. Beim Auto ihrer Mutter durfte sie sich bereits eine Seitenwand vornehmen. Das Lackieren mache aber nur einen kleinen Teil der Arbeitszeit aus, berichtet Kähler. Er erlebe oft, dass junge Leute gleich mit der Spritzpistole anfangen wollen zu lackieren.

Die Auszubildendenzahlen sind über die Jahre hinweg relativ konstant. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) haben im Jahr 2016 in Deutschland 2253 Jugendliche neue Ausbildungsverträge zum Fahrzeuglackierer abgeschlossen, davon 351 Frauen.

„Das Handwerk sucht über alle Gewerke hinweg händeringend nach Fachkräften“, sagt Holger Schwannecke vom Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH). Die Jobchancen sind also gut. „Gute Lackierer werden überall gesucht“, sagt Kähler. Gebraucht werden Fahrzeuglackierer in Fachwerkstätten, bei Fahrzeugbau-Unternehmen und in Werkslackierereien des Maschinen- und Anlagenbaus. Laut Informationen der Bundesagentur für Arbeit werden im Handwerk überwiegend Bewerber mit Hauptschulabschluss eingestellt, in Industrie und Handel sind es oft Interessenten mit mittlerer Reife. Im Handwerk liegen die Gehälter je nach Ausbildungsjahr zwischen 600 Euro und 820 Euro. In der Industrie sind es zwischen knapp 980 Euro und fast 1200 Euro.

Weiterbilden können sich Fahrzeuglackierer, indem sie etwa einen Meister machen. Ein sicherer Karriereweg: „Der Handwerksmeister ist wie eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit kombiniert mit einem guten Einkommen“, sagt Schwannecke. Andere Möglichkeiten sind etwa ein Bachelor im Bereich Chemieingenieurwesen oder eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker.

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