Fachhochschulen haben oft weniger Studierende. Da kann der Austausch enger sein als an der Uni. Foto: dpa/Friso Gentsch - dpa/Friso Gentsch

Die Entscheidung für ein Studienfach fällt vielen Schulabsolventen schwer genug. Kompliziert wird es, wenn man die Wahl zwischen FH und Uni hat. Was sind die größten Unterschiede?

Berlin/BornheimHannover oder Eichstätt, Potsdam oder Mannheim? Den Bachelor in Betriebswirtschaftslehre bieten sowohl zahlreiche Fachhochschulen als auch Universitäten an. Welche Kriterien helfen, wenn sich Studierende entscheiden müssen?

„Bevor man sich überlegt, welcher Hochschultyp am besten zu einem passt, sollte man sich ganz klar werden, welches Fach man studieren will, oder welche Fächer-Kombination“, erklärt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Denn für manche Fächer kommt ohnehin nur ein Hochschultyp infrage. „Medizin, Jura, Psychologie, klassische Geisteswissenschaften und auch die meisten ins Lehramt führenden Studienangebote werden nur an Universitäten angeboten“, erklärt Caroline Möller von der Gesellschaft für Information, Beratung und Therapie an Hochschulen (Gibet), dem Fachverband für Studienberatung in Deutschland.

Die Fachhochschulen hingegen haben ihr Angebot in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. „Die FHs haben verstärkt fachlich sehr spezialisiert ausgerichtete Studienrichtungen“, sagt Wolfgang Loggen, der kostenpflichtige Studienberatungen anbietet. Die Wahl für einen nischigen Studiengang kann somit automatisch den Weg an eine Fachhochschule vorzeichnen.

Wer sich aber für ein Angebot entscheidet, das sowohl an Fachhochschulen als auch an Universitäten verfügbar ist, sollte sich zunächst fragen, welcher Lern- und Wissenstyp er ist. „Will man die Grundlagen eines komplexen Wissensgebiets verstehen, will ich mir selber theoretische Fragen stellen darüber, was ich lerne, oder möchte ich mir eher Wissen und Fertigkeiten aneignen, die für den Arbeitsmarkt und ein klar umrissenes Berufsbild wichtig sind?“, erläutert Grob die wichtigsten Fragen in diesem Zusammenhang. Denn ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Hochschularten liegt im Gegenüber von Theorie und Praxis. Studiengänge an der Uni sind in der Regel stärker auf Grundlagen ausgerichtet, es stehen vorwiegend abstrakte Themen im Fokus. Fachhochschulen dagegen haben noch immer eine stärker praxisorientierte Herangehensweise. Der Vorteil eines Studiums an der FH: Viele dieser Hochschulen arbeiten mit Unternehmen zusammen. Studierende können dort Praktika absolvieren, nach dem Abschluss bieten sich Perspektiven für den Berufseinstieg.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in den Studierendenzahlen. Universitäten werden durchschnittlich von 30.000 Studierenden besucht – dem gegenüber stehen Fachhochschulen mit etwa 3.000 bis 10.000 Studierenden. Das bekommen sie mitunter bei der Betreuung zu spüren.

„An Universitäten übernehmen meist die wissenschaftlichen Mitarbeiter die Betreuung der Studierenden“, erklärt Möller. An FHs dagegen fällt das oftmals in den Aufgabenbereich der Professoren. Auch die Zugangsvoraussetzungen für Uni oder FH unterscheiden sich. Während an der Uni in der Regel das Abitur erforderlich ist, benötigen angehende Studierende an einer Fachhochschule mindestens die Fachhochschulreife. Allerdings gibt es Möglichkeiten, wie etwa den Realschulabschluss mit einer Ausbildung oder ähnlichen praktischen Erfahrungen zu kombinieren und damit die Hochschulzugangsberechtigung zu erhalten.

Chancen für den Einstieg

Und wie sieht es mit dem Abschluss aus? Haben FH- und Uni-Absolventen ähnliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Beide Hochschultypen haben ein einheitliches Kreditpunktesystem: das so genannte ECTS (European Credit Transfer System). „Somit sind die Abschlüsse an den unterschiedlichen Hochschulformen faktisch als gleichwertig anzusehen“, sagt Möller von der Gibet.

Am Ende kommt es meist auf die genaue Ausschreibung der Arbeitsstelle an, ob eher ein FH- oder ein Uni-Absolvent gesucht ist. Für eine Position, in der eine größere, praktische Vorerfahrung nötig ist, hätten Fachhochschulabsolventen vermutlich einen Vorteil. Bei einer Stelle, in der komplexe, theoretische Aufgaben bewältigt werden sollen, könnte ein Universitätsabsolvent dem Unternehmen unter Umständen besser geeignet erscheinen.

Generell gilt: Der Arbeitsmarkt für Akademiker sei im Moment gut. Ein Studium biete zwar keine hundertprozentige Jobgarantie, aber definitiv sehr gute Jobperspektiven, so Möllers Einschätzung. Sie stützt ihre Aussage auf einen Bericht der Bundesagentur für Arbeit von 2019, demzufolge im Jahr 2018 lediglich etwa zwei Prozent der Akademiker arbeitslos waren.