Etwa ein Drittel der Bundesbürger hat Angst vor Altersarmut, drei Viertel von ihnen vertrauen auf den Erwerb von Wohneigentum als Altersvorsorge. Das besagt eine Studie des Marktforschungsinstituts Kantar TNS. Foto: goodluz (#80858558) © fotolia.com

„Des einen Freud ist des anderen Leid“, heißt es ja bekanntlich im Volksmund. Während sich Sparer seit wenigen Jahren schon darüber zu Recht den Kopf zerbrechen, ob überhaupt und wie fleißiges Sparen angesichts historisch niedriger Zinsen noch sinnvoll sein kann, freut es Kreditnehmer.

Denn nie war die Finanzierung der eigenen vier Wände zur Altersvorsorge günstiger zu bewerkstelligen als heute.

Viele Verbraucher haben die Chance erkannt und aus guten Gründen zugegriffen, statt vor dem Hintergrund nahezu sinnlos gewordener Sparbemühungen das Geld zu verjubeln. Doch: Eine Immobilie ist eine dauerhafte Investition, die in langfristigen Dimensionen dennoch wohlüberlegt sein will. Denn die Fallstricke lauern gerade im Alter, wie der folgende Ratgeber erläutert.

Tipp 1: Ihr Haus altert mit – Heute schon an Sanierungen für morgen denken

„Bislang war ja alles gut gegangen. Ich habe mein Eigentum pünktlich zum Renteneintrittsalter abgezahlt, jetzt kann es endlich an den sorgenfreien Ruhestand gehen“, denken sich nicht wenige, die sich allzu sicher im Alter wähnen. Dabei übersehen jedoch viele die Tatsache, dass ihre Immobilie in den langen Jahren der Finanzierung ja auch mitgealtert ist.

Wer sich bei Zeiten nur auf Rückzahlung des Hypothekendarlehens konzentriert, hat oftmals im Alter das Nachsehen: Fällige Reparaturen stehen an und brauchen einen Teil der bereits für Annehmlichkeiten im Alter verplanten Rente auf. Oder die Rente fällt gar so knapp aus, dass sie gerade für das Lebensnotwendigste reicht.

Neben Zinsen und Tilgung sollten vorsorgende Eigentümer bei der Finanzierungsplanung so früh als möglich an einen dritten Einzahlungstopf denken, der nur für spätere Notfälle und Reparaturen gedacht ist – der einer vermögensbildenden Reserve, in Form eines Investmentsparplans etwa.

Dennoch gibt es auch im Alter noch Optionen. So wie etwa das letztjährig aufgelegte Förderungsprogramm „Altersgerecht Umbauen“ der staatlichen KfW-Bank, bei dem Eigentümer Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite für altersgerechte Umbauten in Anspruch nehmen können. Unter der KfW-Programmnummer 159 vergibt die Kreditanstalt bis zu 50.000 Euro je Wohneinheit, und zwar unabhängig vom Alter des Antragstellers.

Denn nichts ist im Alter bedrückender, als ein langsam fortschreitender Sanierungsstau, der nicht mehr beherrschbar wird und Aussicht auf einen Lebensabend unter beeinträchtigten und bisweilen stark eingeschränkten Wohnverhältnissen verspricht.

Tipp 2: Die Restschuld absichern

Ein Sparplan hilft dabei nicht nur, wertvolle Reserven im Alter vorhalten zu können, sondern auch bestehende Restschulden abzusichern.

Vor dem Hintergrund eines historisch niedrigen Zinsniveaus und anhaltender Nullzins-Politik der EZB raten Experten zu längeren Kreditlaufzeiten und niedriger Tilgung von einem Prozent. Freiwerdende Mittel aus Zinsersparnissen könnten dann während der längeren Finanzierungsphase in ausreichendem Maße extra angespart werden, um nach Ablauf der Kreditlaufzeit auf einen Schlag eine höhere Schuldensumme zu tilgen. Dadurch können etwaige höhere Zinsen wirkungsvoll vermieden werden.

Auch sorgt eine Restschuldversicherung für noch mehr Sicherheit und Bonität, und kann Zünglein an der Waage und ausschlaggebender Faktor dafür sein, auch in fortgeschrittenem Alter für den Fall der Fälle noch einen Kredit zu erhalten.

Tipp 3: Bestehende Restverbindlichkeiten mit einem günstigeren Ratenkredit umschulden

Besteht zu Renteneintritt eine ausstehende Restschuld, bietet sich für Betroffene seit Jahren schon die Möglichkeit, einen neuen, vergleichsweise günstigeren Ratenkredit zur Tilgung als Anschlussfinanzierung zu wählen.

Denn selbst wer seinen wohlverdienten Altersruhestand genießt, hat unter gewissen Voraussetzungen immer noch die Möglichkeit einer Umschuldung, da mittlerweile Kreditgeber auf den demographischen Wandel reagiert haben. So wurde in vielen Fällen die Altersgrenze für Kredite angehoben und teilweise sogar ganz abgeschafft, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.

Dazu gehören etwa

- ein positiver Schufa-Eintrag

- eine Restschuldversicherung

- Sicherheiten wie beleihbare Lebensversicherung oder Zweiteigentum

- kürzere Laufzeiten von bis zu drei Jahren und

- niedrigere Beträge.

Dass sich etwa im Bereich Ratenkredit eine Umschuldung lohnen kann, hat in dem Zusammenhang erst kürzlich eine Statistik zur Kreditumschuldung 2017 ergeben, erstellt von Umschuldung.net (Grafik siehe oben).

Nach detaillierter Auswertung der Daten der Bundesbank MFI Zinsstatistik, des Schufa Kreditkompasses 2016 sowie des Bankenfachverbands e.V. GfK (Konsum- und Kfz-Finanzierung 2012 – 2016) haben sich danach allein die Durchschnittszinsen für Ratenkredite mit mittlerer Laufzeit in den letzten fünf Jahren konstant von 5,35 auf mittlerweile 4,38 Prozent reduziert.

Aus der Differenz von fast einem Prozent resultiert eine Zinsersparnis von 18,3 Prozent gegenüber 2013.

Und gegenüber 2015 ist der Effektivzinssatz von 4,94 immerhin noch um 0,56 Prozent auf den heutigen Stand gefallen. Somit werden für einen Kredit mit mittlerer Laufzeit 2017 bislang im Durchschnitt 11,3% weniger Zinskosten fällig.

Eine Umschuldung hat demnach eine lohnende Perspektive und kann sich auch im Alter im Einzelfall noch auszahlen.

Die Ergebnisse der Auswertung deuten darauf hin, dass trotz konstant sinkender Zinsen, einer konstanten Kreditvergabe und einem geringen Wachstum bei der Ratenkredit-Ablösung in 2015 und 2016 nicht alle Kreditnehmer das Sparpotential durch eine Umschuldung nutzen.

Tipp 4: Immer den Plan B in der Tasche haben und sich alle Optionen offenhalten

Um auch im Alter auf seine Immobilie zählen zu können und etwaige Fallen gekonnt zu umschiffen, gehört auch ein Notfallplan, der

- Verkauf

- Vermietung

- alternative Nutzungsformen

nicht kategorisch ausschließt.

Neben Vermietung einer Wohnetage oder im günstigsten Fall einer Einliegerwohnung bleibt dem Eigentümer auch immer noch der Weg zu seiner Hausbank, um erneut ein Darlehen für etwaige Restschulden aufzunehmen. Auch eine Neuverschuldung im Zuge von Sanierungsarbeiten ist im Rahmen einer solchen Umkehrhypothek denkbar und besonders für den Fall angezeigt, dass der Betreffende keine Kinder hat, die mit einem Immobilien-Erbe bedacht werden könnten.

Denn verstirbt der Darlehensnehmer vor Ende der Laufzeit, gehen etwaige Erben leer aus, da der Besitz mittlerweile auf das Kreditinstitut übergegangen ist.

Wohneigentümer in Zahlungsschwierigkeiten können ihren Besitz gegen eine Leibrente veräußern und sich eine Zusatzrente sichern. Auch kann der Verkäufer durch die Eigentumsübertragung lebenslanges Wohnrecht vom Käufer im Zuge von Nießbrauch aushandeln.

Auch kann sich die Wahl eines attraktiven Standorts der Wunschimmobilie in jüngeren Jahren später einmal auszahlen und einen Notverkauf versüßen. Dann nämlich, wenn zu erwartende Preisanstiege in gefragten Gegenden, Großstädten und Ballungszentren langfristig Aussicht auf Rendite versprechen – und dies auch tatsächlich eingetreten ist.

Dann ist der Weg frei für eine bescheidenere Behausung und gleichzeitige Schuldenfreiheit.