Verpackungsabfälle werden im gelben Sack oder der gelben Tonne ­gesammelt - fast die Hälfte wird allerdings nicht wiederverwertet Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart/Berlin - Papiermüll, Biomüll, Restmüll - die Deutschen sind wahre Meister der Mülltrennung. Für jede Abfallart gibt es eine eigene Tonne. Verpackungsmüll wird separat im gelben Sack oder der gelben Tonne entsorgt, um später recycelt zu werden. Eine Anfrage der Grünen im Bundestag ergab nun allerdings, dass fast die Hälfte dieser Abfälle nicht im Recyclingzyklus, sondern in Müllverbrennungsanlagen landet. Ein neues Gesetz soll das ändern.

Von Patrick Kuolt

Demnach wurden 2014 bundesweit rund 44,1 Prozent der Verpackungen verbrannt. Im vergangenen Jahr waren es sogar 45,6 Prozent. Die Daten stammen von der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, die im Auftrag des Umweltbundesamts eine Studie zum Aufkommen und der Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland vorgelegt hat. Laut der deutschen Verpackungsverordnung müssen 36 Prozent aller in Umlauf gebrachten Verpackungen stofflich verwertet, also recycelt werden. Für Kunststoffe sieht die Verordnung einen Wert von lediglich 22,5 Prozent vor - viel zu niedrig, kritisieren Grünen-Politiker. Die Quote müsse dringend vom Gesetzgeber erhöht werden, fordert etwa die Vorsitzende des Bundestag-Ausschusses für Umwelt, Bärbel Höhn. „Sonst fühlt man sich als Mülltrenner sehr schnell veräppelt, wenn ein großer Teil des Mülls wie bei der Restmülltonne in der Verbrennung landet“, sagt die Umweltexpertin der Grünen.

Dennoch lohnt es sich, den Müll zu trennen. Je besser Abfälle getrennt werden, desto leichter lassen sie sich verbrennen und desto höher ist ihr Energiewert. „Zudem fällt auch die Verbrennung von Abfall unter Recycling“, erklärt Helmut Schmitz, stellvertretender Pressesprecher beim dualen Abfallwirtschaftssystem „Der Grüne Punkt“. Das Bundesumweltumweltministerium teilte außerdem mit, es werde doppelt so viel Abfall recycelt, wie die Europäische Union vorschreibe.

Für Ralf Heineken, den Pressesprecher des baden-württembergischen Umweltministeriums, sind solche Aussagen jedoch Ausreden. „Wir wollten ein Wertstoffgesetz, das stoffgleiche Nichtverpackungen, also Spielzeug, Pfannen oder Eimer mit Verpackungen verbindet. Dadurch wäre deutlich mehr und deutlich effizienteres Recycling möglich gewesen. Das wurde aber von den privaten Entsorgern und vom Bundesumweltministerium abgelehnt“, sagt Heineken und ergänzt: „Ich finde es deshalb durchaus legitim, wenn sich die Verbraucher die Frage stellen, warum man den Müll sauber trennen soll, wenn er am Ende nicht recycelt, sondern verbrannt wird.“

Dem stimmt Schmitz zu: „Es ist richtig, dass wir noch nicht da sind, wo wir hinwollen. Die aktuellen Zahlen sind nicht befriedigend und dringend anpassungsbedürftig.“ Dennoch müsse auch berücksichtigt werden, dass die aktuellen Recycling-Quoten aus dem Jahr 1998 stammten. „Es gibt, gerade durch die verbesserten technischen Voraussetzungen, die wir mittlerweile haben, noch eine Menge ungenutztes Potenzial.“ In dem Entwurf für ein neues Verpackungsgesetz, den das Bundesumweltministerium im Juli vorgelegt hat, wird eine Wiederverwertungs-Quote von immerhin 63 Prozent angestrebt. „Das ist ein ambitioniertes, aber durchaus realistisches Ziel“, sagt Heineken.