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(hoep) - Das Leben ist wie ein Wartezimmer. Zumindest für den Kunststudenten Michael Sonntag. Der antriebsschwache Mittzwanziger lässt sich von einem Tag zum nächsten treiben. Und hofft doch die ganze Zeit, dass endlich irgendetwas Aufregendes passiert. Mit seinem neuen Roman „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“ liefert der Popliterat, Musiker und Hamburger Clubbetreiber Rocko Schamoni eine Fortsetzung seines Buches „Dorfpunks“. Der Rebell vom Land wird nun zum Stadtbewohner. Seiner für ihn charakteristischen, verzweifelten Komik ist Schamoni freilich treu geblieben. Allzu detailgenaue Beschreibungen machen seinen dritten Roman jedoch manchmal etwas langatmig.
Voll krass und absurd
Der 1966 geborene Schamoni wurde bei „Dorfpunks“ mit Florian Illies („Generation Golf“) verglichen. Bei „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“ zielt er aber nicht darauf ab, das Lebensgefühl einer Generation einzufangen. Zu krass und absurd sind die Geschichten, die Pro-tagonist Michael Sonntag erlebt. Angewidert von der spießigen Welt der „Normalen“, verschanzt sich Sonntag in einer kleinen, vermüllten Wohnung in Hamburg. Dort spricht er mit einem Goldfisch, der angeblich in seinem Magen „lebt“ und sich in wichtigen Situationen zu Wort meldet. Oder er versucht, mittels eines Walkie-Talkies mit seiner schönen Nachbarin Kontakt aufzunehmen.
Die Lektüre vermittelt ein Gefühl wie der Kopfschmerz nach einer durchzechten Nacht. Kunststudent Sonntag hat alles schon gesehen und erlebt. Exzessive Trinkgelage und amouröse Abenteuer befreien ihn zwar aus dem Trott. Doch letztendlich hat alles einen schalen Beigeschmack. Immer wieder kreist er Sinn suchend um sich selber. Was hat er für einen Auftrag in dieser Welt? Sonntag kommt zu dem Schluss, dass er zu den „Überflüssigen“ gehört, die wie ein „Satellit aus Fleisch weit draußen im All schweben“. Doch - und da beginnt zum Glück wieder sein Witz - das seien auch alles nur „pathetische Selbstmitleidfantasien“.
Rocko Schamoni: Sternstunden der Bedeutungslosigkeit. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2007, 250 Seiten, 14,90 Euro.
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