Seracher Schlössle um 1910 Foto: Stadtarchiv Esslingen

Esslingen (daw/lb) - Soldaten in der Kaserne in Hohenkreuz und Dichter im Seracher Schlössle - die Stadtteile Hohenkreuz und Serach haben über die Jahre die verschiedensten Menschen beheimatet.

Von der Becelaere-Kasern zum Palmschen Park

Als am 29. Mai 1913 die Budgetkommission des Reichstags beschloss, in Esslingen ein Infanterieregiment zu stationieren und deshalb eine neue Kaserne zu bauen, setzten die bürgerlichen Vertreter des Gemeinderates alles daran, den Plan schnell zu realisieren. Die Stadt bot dem württembergischen Kriegsministerium kostenlos Flächen in Hohenkreuz an. Exerzieren sollten die Soldaten auf einem großen Gelände am Dulkhäusle. Im Mai 1914 begannen die Bauarbeiten für eine „Bataillonskaserne II/125“, wie es in den entsprechenden Plänen heißt.

Da die „Hohenkreuz-Kaserne“, wie sie ab 1915 in der Stadt genannt wird, 1915 noch nicht fertig war, wurden Soldaten während des Ersten Weltkrieges an verschiedenen Standorten untergebracht, zum Beispiel in der damaligen Schelztorturnhalle in Esslingen.

Mit der Fertigstellung der Kaserne in Hohenkreuz im Juli 1916 - später Becelaere-Kaserne, heute Palmscher Park - entspannte sich die räumliche Situation merklich. Bis auf Kugels Saal und die Pliensauvorstadtschule wurden die Behelfsunterkünfte nach und nach geräumt. Trotz der vielfach gepriesenen Schlichtheit hatte der Kasernenneubau übrigens mehr als eine Million Reichsmark verschlungen.

Die Funktionalität der Bilder ist mit dem Internet Explorer nicht gegeben, bitte nutzen Sie einen anderen Browser

Das Seracher Schlössle

1820 baute der damalige Oberamtsrichter Karl August Georgii das „alte“ Schlösschen Serach, auch altes Palais genannt, als normales Wohnhaus.

1828 kaufte Graf Alexander von Württemberg das Landgut. Er war der Neffe von König Friedrich I. von Württemberg. Neben seinem Amt als Offizier schrieb er Gedichte und empfing namhafte Dichter wie Justinus Kerner, Hermann Kurz, Nikolaus Lenau, Emma Niendorf, Ludwig Uhland und Gustav Schwab. Diese Treffen wurden auch Seracher Dichterkreis genannt. Graf Alexander ließ 1843 ein Wohngebäude mit Stallungen, das “Schweizerhaus”, für den Gärtner bauen. Ein Jahr später starb Alexander.

1853 kaufte Prinz Felix von Hohenlohe-Öhringen das Landgut und baute es weiter aus. Er ließ das Fremdenhaus, auch Villa oder Gästehaus genannt, als zweistöckiges Wohnhaus erbauen. Auch das 1853 errichtete Kastellanhaus geht auf seine Bautätigkeit zurück. Es beherbergte eine Wohnung, eine Remise und Stallungen. 1864 verkaufte er das Anwesen. In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Besitzer mehrfach. In der Zeit um die Jahrhundertwende hatte das Landgut seine größte Flächenausdehnung erreicht, 1905 wies das Grundbuch 56 Einträge der Familie Cotta rund um das Schlösschen auf. 1928 erwarb Otto Kern, Kaufmann aus Esslingen, das Schlösschen. Ein Teil der Gärten wurde zum heutigen Arboretum, einer Sammlung verschiedenartiger Gehölze. Der Artikel entstand in Kooperation mit dem Stadtarchiv Esslingen. Das Stadtarchiv steht jedem zur wissenschaftlichen, heimatkundlichen und privaten Forschung offen. Es ist dienstags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr, montags bis mittwochs von 13 bis 16 Uhr und donnerstags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.