11.01.2018 Ein zweiter Schabrackentapir hat sein Gehege in der Wilhelma bezogen

 Foto: Wilhelma Stuttgart

Stuttgart (red) - Ketiga bekommt Gesellschaft. In der Wilhelma hat am Mittwochmorgen ein zweiter Schabrackentapir sein Gehege bezogen. Der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart macht damit den nächsten Schritt bei der wieder aufgenommenen Haltung dieser auffälligen und sehr seltenen Tierart. Die Wilhelma hatte Tapire zuletzt 2010 gehalten.

Tapire sind trotz ihres klobigen Körpers und Rüssels nicht mit Schweinen verwandt, sondern stehen Pferden und Nashörnern nahe und tragen in ihrer asiatischen Unterart eine markante Schwarzweißfärbung. Penang, der aus dem Tiergarten Blijdorp im niederländischen Rotterdam stammt, ist nur acht Wochen jünger als Ketiga, der Ende August aus dem Zoo Leipzig nach Stuttgart gekommen war. „Mit den beiden 17 und 19 Monate alten Jungtieren haben wir jetzt zwei Bullen, von denen wir annehmen, dass sie harmonieren werden“, sagt DirektorThomas Kölpin, der zugleich zoologischer Kurator für die Tapire ist. „Zunächst muss sich Penang akklimatisieren. Dann entscheiden die Tierpfleger, ab wann sie einen Versuch wagen, die beiden zueinander zu lassen.“ Am Donnerstag bleibt das Tapirhaus für Besucher geschlossen, um dem Neuling noch etwas Zeit zu lassen, um zur Ruhe zu kommen. Ab Freitag soll das Gebäude geöffnet werden, solange der Besucherbetrieb Penang nicht stresst.

Hintergrund ist die Entscheidung, den einzelnen Tieren mehr Raum zu geben und dafür gegebenenfalls auf Tierarten zu verzichten. Wegen der beengten Platzverhältnisse wollte die Wilhelma die Flusspferdhaltung an der Stelle nicht fortsetzen. Im vergangenen Sommer hat sie das letzte Flusspferd Mike in einen tschechischen Zoo vermittelt und die Anlage für die kleineren Tapire angepasst. Der Bestand der Schabrackentapire hat sich in Asien in den vergangenen 30 Jahren halbiert. Vor allem Palmölplantagen verdrängen die tropischen Wälder, in denen sie leben. Der ihnen bleibende Lebensraum zerfällt in immer kleinere Gebiete. Zum Teil werden Tapire auch noch gejagt. Gemeinsam möchten die Zoos verhindern, dass diese stark bedrohte Art ganz von der Bildfläche verschwindet. Im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm leben derzeit rund 50 Schabrackentapire. Darunter ist jedoch kein Weibchen, das für die Wilhelma in Frage kommt. „Ketiga ist in den letzten Monaten bei uns heimisch geworden“, berichtet Kölpin. „Und aus dem Zoo in Singapur wissen wir, dass sich junge Tapir-Männer in kleinen Gruppen halten lassen. Die Gesellschaft beruhigt sie und, wenn es wirklich gut läuft, spielen sie miteinander. Daher ist es für uns eine gute Zwischenlösung, einige Jahre zwei Jungbullen zu halten und einen davon später für die Zucht gegen eine passende Tapirkuh zu tauschen.“

Diese Umnutzung des Flusspferdhauses passt in das Entwicklungskonzept der Wilhelma, stärkere regionale Schwerpunkte zu bilden. Statt der afrikanischen Flusspferde gliedern sich mit den Tapiren und den ebenfalls in dem Haus lebenden Hirschebern aus Indonesien asiatische Arten in die Kette der Asien-Anlagen ein, die entlang der Pragstraße in den nächsten Jahren entstehen sollen.