Vorlage Daniel Ginczek (rechts), Tor Simon Terodde. Die Frage ist, ob es diese Kombination in der kommenden Saison auch geben wird. Foto: dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Die Frage wäre schon schwer genug zu beantworten: In welchem Umfang muss der Kader des frisch gebackenen Zweitliga-Meisters VfB Stuttgart verstärkt werden, um in der kommenden Saison der Fußball-Bundesliga zu bestehen? Und dann kam mitten in die Aufstiegsfeierlichkeiten plötzlich diese Frage dazu: Wird Top-Stürmer Simon Terodde auch in der kommenden Saison für den VfB Tore schießen?
Viele Fans erwischten die Gerüchte kalt. Terodde, der im vergangenen Sommer für eine Ablösesumme von drei Millionen Euro vom VfL Bochum kam, besitzt in seinem bis zum Jahr 2019 laufenden Vertrag eine Ausstiegsklausel, in der laut Medienberichten die doppelte Summe festgeschrieben sein soll. Und es ist nicht überraschend, dass es Vereine gibt, die bereit sind, diese Summe nach Stuttgart zu überweisen. Den rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln wird Interesse nachgesagt. Terodde soll Medienberichten zufolge zu Mönchengladbach tendieren. Bei den Kölnern, für die er in der Saison 2010/2011 bereits fünf Bundesligaspiele bestritt, könnte er international spielen.
Die Anzeichen verdichteten sich heute, dass ein Wechsel Teroddes tatsächlich bevorsteht. Sportvorstand Jan Schindelmeiser erklärte am Rande des Empfangs der Mannschaft im Stuttgarter Rathaus, er wolle den Stürmer zum Bleiben bewegen und kündigte eine zeitnahe Entscheidung an.
Die Verwunderung über mögliche Abwanderungsgedanken beim Zweitliga-Torschützenkönig ist groß. Vor einem Jahr schon hatte Terodde Angebote aus der Bundesliga ausgeschlagen und betont, mit dem VfB ins Oberhaus aufsteigen und dann dort auf Torejagd gehen zu wollen. „Ich will in einem Verein eine wichtige Rolle spielen, das ist hier gegeben“, hatte er erklärt.

Doppelspitze mit Ginczek

In Stuttgart ist der 29-Jährige Publikumsliebling und wäre auch in der kommenden Saison unumstritten. Gerade der Auftritt beim 4:1-Erfolg zum Saisonabschluss gegen die Würzburger Kickers hatte einen wichtigen Fingerzeig in Richtung kommende Saison gegeben: Es muss nicht heißen „Terodde oder Daniel Ginczek“, sondern „Terodde und Ginczek“. Der nach mehreren Verletzungen wiedergenesene Ginczek jedenfalls, der seinen Vertrag vor einem Jahr bis 2020 verlängert hatte, ist von der Idee angetan. „Wir haben beide technisch was drauf, wir können ja kicken und sind nicht welche, die vorne stehen und auf Bälle warten“, sagte Ginczek, nachdem er gegen Würzburg beide Tore des Kollegen vorbereitet und selbst einen Treffer erzielt hatte.
„Ich möchte da heute nicht zu viel zu sagen. Heute steht der Mannschaftserfolg über allem“, hatte Terodde selbst am Sonntag zu den Gerüchten erklärt und brachte auch heute kein Licht ins Dunkel. Sein Abgang würde Stuttgarts Schindelmeiser vor eine weitere Aufgabe stellen, denn ohnehin schon hätte er nach einem dritten zentralen Stürmer als Ergänzung zu Terodde und Ginczek suchen müssen.
Auf einigen anderen Positionen ist abzuwägen: Ist den jungen Spielern ein weiterer Entwicklungssprung zuzutrauen, oder müssen erfahrenere Verstärkungen her? Dies gilt vor allem für die Flügel. Julian Green, Tobias Werner, Berkay Özcan und Josip Brekalo, dessen Leihgeschäft mit dem VfL Wolfsburg sich durch den Aufstieg automatisch um eine Saison verlängerte, stehen hier zur Verfügung. Die Zukunft von Takuma Asano und Carlos Mané ist indes noch offen. Bei Asano (von Arsenal London ausgeliehen) spricht viel für ein Bleiben. Manés Stammverein Sporting Lissabon könnte ihn zurückbeordern, hat jedoch noch keine Signale gesendet. Der Portugiese fühlt sich in Stuttgart wohl, wird wegen seiner Knieverletzung aber noch lange ausfallen.
Während der VfB im defensiven Mittelfeld mit Kapitän Christian Gentner, Ebenezer Ofori, Matthias Zimmermann und Anto Grgic ordentlich aufgestellt ist, besteht ganz hinten der größte Bedarf. Auf der linken Seite ist Emiliano Insua gesetzt, es gibt aber praktisch keinen Ersatz für den Argentinier. Rechts verteidigte zuletzt Benjamin Pavard, der sich jedoch eher im Zentrum sieht. Nach den Abgängen von Florian Klein und zuvor Kevin Großkreutz steht hier nur noch Jean Zimmer zur Verfügung. Die Anzahl der Innenverteidiger ist in Timo Baumgartl, Marcin Kaminski, Pavard und dem jungen Jérôme Onguéné zwar groß, ein gestandener Spieler wäre jedoch hilfreich. In Holger Badstuber und Serdar Tasci sind zwei Recken mit Stuttgarter Vergangenheit im Gespräch.

Maxims Identifikation mit dem VfB

Bleiben die Positionen des Torhüters und des Spielmachers. Mitchell Langerak hat zwischen den Pfosten Bundesliganiveau, der wiedergenesene Jens Grahl ist ein ordentlicher Vertreter. Nach dem Abgang von Jens Uphoff benötigt der Verein noch einen dritten Torwart. In der Zentrale bräuchte es eine Ergänzung zu Alexandru Maxim. Der Rumäne ist einer der Gewinner des Saisonendspurts. Kaum einer im Team feierte die Bundesliga-Rückkehr so ausgelassen wie er – was bei allem Tribünen-Frust während der Saison für eine große Identifikation mit dem VfB spricht und weitere Kräfte für die kommende Saison freisetzen könnte. Das wünschen sich die Fans auch von Simon Terodde.