Regenschirme bestimmten das Bild beim Herbstmarkt in Plochingen. Quelle: Unbekannt

Bunt waren auf dem Plochinger Herbst das Angebot der Marktbeschicker und die vielen Schirme der Besucher. Die ließen sich von dem grauen Himmel nicht abhalten und bummelten zwischen den Ständen mit Marmelade, selbstgenähter Kinderkleidung oder Griebenschmalz.

PlochingenGemütlich draußen sitzen? Daran war beim Plochinger Herbst kaum zu denken, auf den Bänken und Tischen vor dem Alten Rathaus nahmen nur die vielen Regentropfen Platz. Im Lauf der Woche hatten die Harmonikafreunde Plochingen entschieden, für ihre Außenbewirtung im Kulturpark Dettinger ein Zelt aufzustellen. Alle Kuchen waren selbst gebacken, darunter knapp 20 Zwiebelkuchen. Sie entstanden in ganz verschiedenen Haushalten, aber alle nach dem identischen Standardrezept. „Da gibt es höchstens kleinere Fertigungstoleranzen“, sagte Holger Gröschel von den Harmonikafreunden schmunzelnd. Natürlich konnte auch die Höhe etwas abweichen, je nach Backform.

In der Alten Steingießerei waren die farbenfrohen Bilder zu sehen, die Kinder aus sieben Klassen der Burgschule und drei Kindergartengruppen der Kinderhäuser Bismarckstraße und Beethovenstraße gemalt haben. Die Bilder entstanden beim Kunstwettbewerb „Mein Haus hat hundert Augen – Kinder sehen Hundertwasser“. Die Kinder ließen sich von der farbenfrohen Märchenwelt des Wiener Künstlers inspirieren. Nun sind einige Motive in der Plochingen-Info als Postkarten und Lesezeichen zu erwerben. Sogar Kinder-Hundertwasser-Briefmarken gibt es dazu, zum ganz normalen Portopreis.

„Ich mache das aus Spaß“

„Wenn die Sonne scheint, ist es natürlich besser“, sagte Antonia Schreiner. So saß sie unter dem schützenden Vordach der Volksbank und häkelte. „Ich mache das nur, weil es Spaß macht“, sagte sie. „Für einen Hasen brauche ich fünf Stunden.“ Sie verkauft ihn für 25 Euro, da bleibt pro Stunde nicht sehr viel. Sie hatte auch Teddybär, Maus, Großaugenfrosch, Fuchs und Einhorn dabei, alles nach eigenen Entwürfen gehäkelt. Das Reisebüro Schlienz hatte in der Fußgängerzone einen modernen Reisebus mit nur drei Sitzen pro Reihe aufgestellt und lud zum Probesitzen ein. Das weckte bei manchem Kind aber falsche Erwartungen: „Nein, der Bus fährt nicht los“, sagte eine Mama zu einem kleinen Mädchen.

Warum war Carola Ziegler aus Schwäbisch Gmünd mit ihrem Stand auf dem Plochinger Herbst? „Daran ist mein Vater schuld, der ist 81 Jahre, ein alter Schwabe und kann nichts wegwerfen.“ Doch was tun, wenn das viele Obst von den Grundstücken für den Schnaps zu viel wird? Im August 2018 begann Carola Ziegler mit der Gsälzproduktion, inzwischen hat sie rund 40 Sorten. Alles wird von Hand gepflückt und verarbeitet. Weil viele ausgefallene Kombinationen dabei sind, gab es von jeder Sorte ein Probierglas mit Holzlöffel. Auch die Chutneys wurden gerne probiert. „Da gibt es nur ‚genial‘ oder ‚gar nicht mein Fall‘, nichts dazwischen“, sagte die Produzentin.

Ebenfalls neu im Geschäft ist Daniel Vergel aus Esslingen-Zell. Unter dem Label „KreaKlex“ bietet er individuelle Airbrush-Motive auf Textilien an, er war zum ersten Mal auf dem Plochinger Herbst vertreten. „Die Farben sind hautverträglich, ungiftig, lösungsmittelfrei, vegan und nach deutschen Umweltrichtlinien hergestellt“, betonte er. Waschen kam man die Textilien auch, bei 30 Grad auf links.

Marusha Furtner aus Ditzingen hatte selbstgenähte Kinderkleidung und Taschen im Angebot. Wer wollte, konnte bei ihr am Stand auch mit PayPal zahlen. „Da gibt es eine App fürs Handy“, sagte sie. „Ich sehe dann gleich auf meinem Handy, dass das Geld angekommen ist.“

Griebenschmalz sehr gefragt

Auch viele Läden hatten geöffnet und lockten unter anderem mit einem Begrüßungssekt. E-mobile Wust hatte am Alten Rathaus einen Probeparcours aufgebaut. Einige Testfahrer der elektrischen Seniorenmobile waren mit dem Fahrverhalten sehr zufrieden, fanden aber, sie seien noch zu jung für so etwas. Warm und trocken erwischt hatten es die Beschicker der Stände auf dem Fairtrade- und Regionalmarkt im Alten Rathaus. Dort war der Weltladen Hochdorf vertreten, denn Plochingen hat (noch) keinen eigenen Weltladen. Aber fair gehandelte Waren gibt es dort unter anderem beim Verkauf der Kirchen.

„Uns geht es wunderbar“, meinte Landfrauenchefin Hilde Scharpf. Unterm Rathausdach pries sie mit Margot Schmögner ein buntes Sortiment von Marmelade bis Ringelblumensalbe an. Am meisten gefragt war Griebenschmalz. „Bisher halten die Leute ihren Schirm in der Hand“, bedauerte Gudrun Voelkel am Stand von Lichtensteiner Wildfrüchte. Eine derart gebundene Hand konnte eben schlecht zu ihren Säften, zu ihrem Sirup, zu Likör und Marmelade greifen. „Wir machen Wildsammlung auf der Schwäbischen Alb“, sagte Gudrun Voelkel. Kalt fand sie es nicht – kein Wunder, als Münsingerin ist sie abgehärtet.