Beim Fairtrade- und Bio-Markt im Alten Rathaus gab es unter anderem Biowein aus Südafrika. Fotos: Zimmermann Quelle: Unbekannt

Der Plochinger Herbst mit verkaufsoffenem Sonntag zog gestern wieder zahlreiche Besucher an. Gegen 11 Uhr richteten die Veranstalter noch bange Blicke in den grauen Himmel und Flohmarktbeschicker schützten ihre wertvolle Ware vor dem Nieselregen. Als aber der Himmel aufklarte, strömten Tausende in die Stadt. Erstmals fand auch ein Fairtrade-Markt im Alten Rathaus statt.

Von Martin Zimmermann

Wohl wegen der unsicheren Wetterlage war der Flohmarkt etwas „ausgedünnt“. Weniger Verkäufer, das störte die Händler, die dennoch kamen aber nicht - weniger Konkurrenz verspricht mehr Gewinn. Kurioses, angerostetes Werkzeug und Antikes boten die Profis an, private Stände lockten mit Kinderspielzeug, Hausrat und Kinderklamotten. Zufriedene Mienen gab es nach den Preisverhandlungen meist auf beiden Seiten. „Handeln gehört einfach dazu“, freute sich eine junge Frau, die für fünf Euro gleich eine ganze Tasche Puzzles einpackte. Bücherwürmer kamen in der Stadtbibliothek zum Zug und deckten sich mit Lesestoff ein. Die Bücher gingen hier meterweise über die Theke.

Smartphones sind unfair

Zentrum des bunten Markttreibens war die Fußgängerzone, der Marktplatz und das Alte Rathaus. Professionelle Händler, Schulen und Vereine boten herbstliche Dekoration oder selbstgemachte Marmelade feil und um 13 Uhr sorgte die Stadtkapelle mit schmissiger Musik für den guten Ton bei der Hocketse. Im Erdgeschoss des Alten Rathauses war Kunsthandwerk Trumpf und im Sitzungssaal fand erstmals ein Fairtrade-Markt statt.

„Damit wollen wir das Thema Fairer Handel in das Bewusstsein rücken“, erklärte Felix Unseld, der bei der Stadtverwaltung dafür zuständig ist. Seit 2016 ist Plochingen Fairtrade-Stadt. An den Ständen des Fairtrade-Markts wurde fair gehandelter Honig, Kaffee, Tee, Wein und Käse verkauft. Hier und da entwickelte sich auch eine Diskussion warum Fairtrade für Produzenten in Entwicklungsländern eine wichtige Sache ist. Beatrix Schäfer, die am Stand der Kolpingsfamilie Plochingen-Wernau die Herkunft der Waren erklärte, war zufrieden: „Die Leute kommen ganz gezielt und fragen auch nach“, berichtete sie.

Nebenan gab es edle Tropfen aus Bioweinbergen in Südafrika und Italien, dazu Biokäse, der ohne tierisches Lab hergestellt wird, wie Claudia Kuch von Natur Only (Reformhaus Walther) erklärte. Und das Jugendzentrum zeigte auf, wie schlecht es um die Nachhaltigkeit bei der Produktion von Smartphones bestellt ist: Umweltverschmutzung bei der Förderung seltener Erden und auf der anderen Seite klingeln Höchstprofite in den Kassen der Hersteller, machte Michael Burbach klar.

Die kleinsten der Besucher ließ diese Problematik allerdings kalt. Sie zog es eher zum Kinderkarussell oder zu dem Süßwarenstand, der „himmlisch zuckersüße Zuckerwatte“ anbot. Autohäuser und Dienstleister präsentierten sich am Fischbrunnenplatz, in manchen Läden gab es einen Prosecco zur Begrüßung der Kunden und bei Körner-Moden wurden die Gäste zum neuem Wein und Zwiebelkuchen in den hauseigenen Gewölbekeller eingeladen. Getränke und Gegrilltes für einen guten Zweck bot die Allianz-Hauptvertretung in der Esslinger Straße an. Der Reinerlös daraus geht an integrative Projekte der WEK und an Soma, eine Selbsthilfegruppe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die mit einer seltenen Fehlbildung im Darmbereich geboren wurden.

Vom Geschehen in der Stadt war das Holzland Metzger in der Fabrikstraße auch in diesem Jahr nicht abgehängt. Denn das Kreissparkassenzügle pendelte zwischen Stadtmitte und Fabrikstraße hin und her. Wer die Strecke zu Fuß gehen wollte, der konnte sich unterwegs im Dettinger Park bei den Harmonikafreunden oder beim Boule-Club mit einem Imbiss stärken.