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Von Gaby Weiß

Strahlender Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen haben ungezählte Naturliebhaber zur Aktion „Offene Gärten“ gelockt. 32 Gartenbesitzer in Esslingen, dem mittleren Neckarraum und dem Großraum Stuttgart öffneten ihre Grundstücke für die Besucher. Bereits zum achten Mal luden Initiator Michael Eppinger und sein ehrenamtliches Helferteam dazu ein, über fremde Gartenzäune zu spähen und private Pflanzenparadiese anzuschauen.

Vielfalt

In der Verschiedenartigkeit der Gartenanlagen liegt die Stärke dieser Veranstaltung, denn keiner der 32 Gärten gleicht dem anderen. Ob eine kleine Grünfläche beim Reihenhaus oder ein großräumiges Naturgrundstück zwischen Streuobstwiesen, ob wild wuchernde Natürlichkeit oder akkurate Formgestaltung nach Feng-Shui-Prinzipien, ob üppig Buntes oder dezentes Grün – repräsentative Schaugärten sind bei den „Offenen Gärten“ ebenso zu erleben wie Nutzgärten für Selbstversorger und Familiengärten als Erholungsorte. Neben Privatgärten waren auch der Nürtinger Lehr- und Versuchsgarten Braike, der historische Garten des Stadtmuseums Wendlingen und die Anlagen der Gartenfreunde Seracher Heide und Köngen mit von der Partie. „Jeder Garten ist anders. Und kein Garten ist jedes Jahr gleich. Er verändert sich immer wieder. Das ist wie mit den Menschen“, kam Heinz Ebner aus dem Remstal in Michael Eppingers Garten ins Philosophieren.

Einsatzfreude

Gartenkundige wissen zu schätzen, wie viel Arbeit in so einem natürlichen Refugium steckt. Neben dem sprichwörtlichen grünen Daumen gehören jede Menge Sachverstand, Erfahrung, Körpereinsatz und vor allem viel Herzblut dazu, einen Garten zu pflegen. „Ich ziehe meinen Sonnenhut vor allen, die übers Jahr so viel Zeit und Arbeit in ihr Stück Land stecken. Aber es macht auch ganz viel Freude, wenn man sieht, was die Natur zurückgibt und wie alles grünt und blüht, auch wenn man wie ich nur einen kleinen bepflanzten Balkon hat“, zollte der Gartenbesucher Hermann Bader aus Nürtingen den Gärtnern seinen Respekt.

Inspiration

In den „Offenen Gärten“ ist Kiebitzen ausdrücklich erlaubt und Nachmachen erwünscht. Viele Besucher ließen sich inspirieren, sammelten mit Kamera und Notizblock Ideen fürs eigene Zuhause: Wie sich Zäune dekorativ mit Clematis beranken lassen, welcher Bewuchs für einen Schattengarten taugt und wie man Steinmauern zur Einfassung von Beeten setzt. „Eine erfahrene Gärtnerin hat mir von Duftgeranien erzählt, die nach Minze, Rose oder Zitrone riechen. Und es soll sogar eine Sorte geben, die mit ihrem Duft Mücken vertreibt. Die brauche ich unbedingt für meinen Garten“, erzählte Mareike Höpfner, die extra aus Karlsruhe angereist war.

Gedankenaustausch

Bereitwillig gaben die Gartenbesitzer ihre Kenntnisse an die Gartentouristen weiter. Der leidige Kampf gegen wuchernden Giersch, gefräßige Schnecken und hungrige Blattläuse hält jeden Gartenfreund auf Trab. Zwei eiskalte Nächte im Mai haben in den Gärten jede Menge Schaden angerichtet. In Deborah Eiseles Wendlinger Rosengarten ist einiges erfroren. „Vieles ist unwiederbringlich verloren, vieles trägt weniger Blüten, vieles musste nachgeschnitten werden, aber es ist schön zu sehen, dass sich die Natur in vielen Fällen selbst hilft.“ Auch der Hofgarten der Familie Rieger in Ostfildern-Scharnhausen, wo im Schatten der großen Kastanie der Obst- und Gartenbauverein Scharnhausen zum Beisammensein einlud, zeigte sich von seiner beschaulichsten Seite, so dass Ines Baader aus Stuttgart ins Schwärmen geriet: „Was für ein Fleckchen Erde. Hier kann man sich für ein paar Stündchen aus dem Alltag wegträumen.“

Von Garten zu Garten

Auch zu Fuß und mit dem Fahrrad waren die Gartenliebhaber unterwegs. „Wir haben uns drei Adressen ausgesucht, die wir auf unserer Tour anschauen. Dazwischen wird zügig gewandert, in den Gärten wird geguckt und Rast gemacht“, strahlte Ellen Rieker aus Kirchheim mit zwei Freundinnen um die Wette. Im Scharnhauser Park startete der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zu einer 25 Kilometer langen „leicht sportlichen“ Radtour. „Wir sind mehrere Gärten im Esslinger Norden angefahren. Es war zwar heiß, aber wir konnten ja immer wieder im Schatten und beim Gucken ausruhen. Die Gruppe war bester Stimmung“, berichtete der Kreisvorsitzende Thomas Rumpf.

Lebenswerte Umwelt

Weil den Gartenbesitzern nicht nur ihr persönlicher Garten, sondern generell eine lebens- und schützenswerte Umwelt und der sorgsame Umgang mit der Natur am Herzen liegen, freuten sie sich besonders über die vielen Besucher. Am späten Sonntagnachmittag zog Michael Eppinger ein zufriedenes Fazit: „Traumwetter, viele gute und tiefgründige Gespräche, lauter nette Leute, eine sehr ruhige und entspannte Atmosphäre.“ Und er verriet mit dem Sonntag, 10. Juni 2018, bereits den Termin für die nächste Ausgabe der Aktion „Offene Gärten“.