Fehlt nur noch der Sand: Besucher genießen den Neckarblick am Rheinkai. Foto: Zimmermann - Zimmermann

50 Jahre Plochinger Hafen und 70 Jahre Firma Kaatsch – Grund genug für eine Party am und auf dem Neckar.

PlochingenDas Programm war ein Volltreffer und Gewitterwolken machten einen großen Bogen um Plochingen: Am Samstag ging im Plochinger Hafen auf dem Firmengelände von Kaatsch ein buntes Fest über die Bühne, das Jung und Alt begeisterte. Für viele der Besucher war es eine einmalige Gelegenheit, einen Einblick in das sonst verschlossene Hafengelände zu bekommen und bei einer Hafenrundfahrt einen Blick auf die dort ansässigen Firmen zu werfen. Zwei Mal die Stunde brachte ein Shuttle-Bus Besucher vom Plochinger Bahnhof in das Hafengebiet.

Doppelgeburtstag: 50 Jahre Plochinger Hafen und 70 Jahre Kaatsch. Dafür hatte federführend die Firma Kaatsch in Zusammenarbeit mit der Hafenverwaltung ein buntes Fest organisiert, das mit zahlreichen Attraktionen für Kurzweil bei den kleinen und großen Besuchern sorgte. Viele nutzten die Gelegenheit zu einer Hafenrundfahrt. „Dass ich das noch erleben darf!“ freute sich eine ältere Dame, die das Feuerwehrboot des Hafens Stuttgart enterte. Mit Klaus Riegraf am Steuer und Bootsmann Rainer Engel schipperte das Boot durch den Hafen und gab den Blick frei auf das Sicherheitsbecken, die Schrottberge am Ufer und die Produktionshallen der Firma Salzgitter. Trotz heftigen Regens am Vortag konnte das Boot auslaufen. „Gestern“, meinte Riegraf, „wäre das aufgrund des vielen Treibholzes im Wasser vielleicht gar nicht möglich gewesen.“

Highlight auf dem Wasser war die Wasserskishow des „Deutschen Wasserski Showteams“ Von einem 600 PS starken Boot gezogen, zeigten die Wasserskisportler aus ganz Deutschland waghalsige Kunststücke wie eine Pyramide aus acht Sportlern – die allerdings beim ersten Versuch in den braunen Fluten des Neckars baden ging. Es folgte eine Vorführung mit acht Wasserskifahrern, die mit ihren bunten Fahnen über das Wasser glitten. Waghalsige Sprünge und Saltos brachten die Zuschauer zum Staunen. Dabei war die Show auf dem Neckar für die Sportler selbst eine besondere Herausforderung. „Das sind hier schon extreme Bedingungen für uns“, erklärte Thomas Sautter aus Konstanz. „Der Neckar ist eng und die Spundwände werfen die Wellen wieder zurück. Das macht alles etwas schwierig.“ Das Team, das in Plochingen auftrat, trainiert derzeit für die erste deutsche Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Kanada, die im Dezember 2018 stattfindet. Besonders freute sich Sautter über den „tollen Empfang und die Gastfreundschaft“, die der Plochinger Yachtclub den Sportlern zuteilwerden ließ.

Firmen präsentieren sich: Für das Fest hatte Kaatsch seine Halle und das Außengelände geräumt. Dort präsentierten sich nicht nur Hafenbetriebe, sondern auch Plochinger Firmen, Einzelhändler und Dienstleister und nutzen die Gelegenheit für eine kleine Leistungsschau Plochinger Betriebe. Und der Rheinkai, sonst ein „No-Go-Gebiet“ für Besucher, hatte sich in eine „Strandpromenade“ mit Liegestühlen und Bierbänken verwandelt. Für die Bewirtung sorgten ein Gastronom und viele Vereine aus Plochingen und Umgebung. „Wir haben bewusst auf professionelles Catering verzichtet“, sagte Ralph Wager, Geschäftsführer von Kaatsch. Die Vereine waren froh über den Geldsegen, den ihnen die Bewirtung in die Kasse spülte – bei manch einem Stand hieß es bereits um 18 Uhr: „Ausverkauft!“

Ein Traum erfüllte sich für Kinder: Einmal selbst – mit Hilfe eine erfahrenen Kaatsch-Mitarbeiters – am Steuer eines großen Baggers zu sitzen. Aus gepressten Schrottwürfeln wurden Pyramiden gebaut oder Erde bewegt. Stolz wie Oskar war der 8-jährige Leon, nachdem er wieder aus der Führerkabine des Baggers stieg. Das Spielmobil des Arbeitskreis Plochinger Vereine, ein BMX-Parcours und eine Quad-Rennstrecke waren neben einer Graffiti-Aktion mit dem Kunstpädagogen Christian Pomplun und dem Graffitikünstler Benjamin Delgas weitere Highlights für die kleinen Besucher.

Schrottberge: Zwischen den einzelnen Programmpunkten in der Halle, wo sich Sport- und Tanzgruppen präsentierten, gab es immer wieder Informationen, was es mit den Schrottbergen am Eingangstor zu Plochingen auf sich hat. Millionen Tonnen Stahl werden weltweit jährlich verbraucht. Doch das Rohmaterial Erz ist endlich. Der bei Kaatsch getrennte und auch auf Radioaktivität untersuchte Stahl wird wieder in den Produktionskreislauf gebracht. So wird die Umwelt geschont, der CO2-Ausstoß verringert – und der Standort am Neckarendhafen ist dafür auch ideal. Statt über die Straße wird das Altmetall per Schiff oder Bahn zu den Hüttenwerken gebracht.

Für den rockig-lautstarken Abschluss des Fests sorgte am Abend die Cover-Band „Liquid“, die die Recyclinghalle bei Kaatsch zum Beben brachte. Stellvertretend für die Veranstalter und alle Akteure durfte sich am Infostand Christine Indrich, Sekretärin der Geschäftsleitung von Kaatsch, über viel Lob von Besuchern freuen. „Das war ein ganz tolles Fest, vor allem auch für die Kinder – das muss ich jetzt einfach mal loswerden“, sagte eine junge Frau, die mit der ganzen Familie in den Neckarhafen gekommen war.