Ein Hingucker beim Fasnetsumzug in Neuhausen sind die Tanzgarden. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die großen Umzüge in Wernau und Neuhausen markieren im Kreis Esslingen traditionell den Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Am Wochenende zog es rund 60.000 Schaulustige in die beiden Fasnetshochburgen.

Neuhausen/WernauDie großen Umzüge in Wernau und Neuhausen markieren im Kreis Esslingen traditionell den Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Am Wochenende zog es rund 60.000 Schaulustige in die beiden traditionsreichen Fasnetshochburgen.

Fast 30.000 Zuschauer haben am Samstag die Straßen in Wernau bevölkert, wo sich Punkt 14 Uhr der Fasnetsumzug mit 80 Gruppen in Bewegung setzte. Mehr als 3000 Hästräger und Guggenmusiker begeisterten mit ihren Masken und Instrumenten. Die Stimmung war trotz (oder gerade wegen) des Verbots von hochprozentigen Getränken gut. Wie die Polizei mitteilte, gab es zwar einige Verstöße gegen das Verbot, aber es blieb friedlich.

Aus der Schweiz sind immer wieder Guggenmusiken in Wernau zu Gast. Diesmal sorgte die Harlekin-Clique aus Biel mit ihren heißen Rhythmen für viel Stimmung. Die eidgenössischen Musiker haben noch einiges vor sich. In ihrer Heimatstadt geht das bunte Treiben erst am Donnerstag mit der Altstadtfastnacht los und dauert dann bis Sonntag. In Wernau hauten auch Guggenmusiker aus der Region kräftig auf die Pauke.

Sonne und Wolken gaben sich bei der Gaudi zwar die Hand, aber es blieb immerhin trocken. Die meisten der Besucher hatten sich närrisch in Schale geworfen und zeigten ihre neusten Kostümkreationen. Neben rosa Einhörnern hatten sich Elefanten und Zwerge unter die Zuschauer gemischt. Gemeinsam begrüßte man die Gruppen aus Nah und Fern und stimmte in die Narrenrufe ein. Immer wieder tönte es „Hecka Heale, hoi hoi hoi“ im Wechsel zwischen den Narren und ihren Fans.

Aus dem ganzen Ländle kamen Gruppen nach Wernau. So war der Spielmannszug der Freiwilligen Feierwehr aus Ammerbuch genauso mit von der Partie wie der Schalmeien-Express aus Illertal. Aus Rastatt kamen Narren, und aus Tübingen waren die Ammerdaal Hexa eingeflogen. Eisbären, Löwen und Wölfe ergänzten die schaurig schönen Gestalten aus der Gruselwelt.

Etliche junge Mädels wurden mehr oder wenige freiwillig in den Umzug integriert. Denn: Die Hexen, Teufel und Dämonen hatten es auf sie abgesehen. Da dauerte es nicht lange, bis ein weiblicher Gast Huckepack genommen oder fleißig mit Konfetti und Schminkstiften oder gar mit Frischhaltefolie garniert wurde. Einige landeten sogar im Narrennetz und durften einen Teil des Umzugs liegend mitverfolgen. Zusätzlich sammelten die Hästräger zur Freude der Zuschauer fleißig Schuhbändel ein. Am Schluss bekamen sie aber alle wieder.

Tierisch viel Spaß hatten die jüngsten Zuschauer. Weil die Larven manchmal zum Fürchten aussehen, hielten die Kleinen am Anfang lieber Abstand. Sobald es aber Bonbons und Lutscher regnete, verlor der Narrensamen seine Scheu. Die ganz Mutigen ließen sich sogar auf ein Stelldichein mit den Hexen ein.

Neuhausen: Umzug am Sonntag

Der auffrischende Wind am Sonntag hielt die Fasnetfans nicht davon ab, die Narrenhochburg Neuhausen auf den Fildern zu erobern. Auch dort säumten fast 30.000 Zuschauer die Straßen und die Stimmung war schon vor dem Eintreffen der ersten Gruppen närrisch gut. Ronald Witt, Präsident des Narrenbundes, begrüßte das Publikum vergnügt mit einem dreifachen „Auf die Pauke haut‘se – Bauze, Bauze!“

Neuhausen hat immer wieder internationale Gäste beim Umzug dabei. Diesmal sorgten zum einen die Harlekin-Clique aus Biel mit ihren heißen Rhythmen für viel Stimmung, zum anderen heizten die Wolfs-Hüüler aus Wolfshalden mächtig ein. Närrische Klänge gab es aber vor allem auch vom Jubilar, den Waschlappen Glunkern aus Neuhausen. Seit 40 Jahren sind die Vollblutmusiker nun unterwegs und begeistern immer wieder das Publikum. Beim Umzug in Neuhausen bekamen sie dann auch viel Applaus.

Ein leichter Sturm wehte zwar den meisten Zuschauern die Haare ins Gesicht, doch die Sonne zeigte sich immer öfter und bescherte den Narren eine wunderschöne Gaudi. Sorgten einige mit ihren schaurig-schönen Fratzen für Schrecksekunden im Publikum, begeisterten andere Kostümierte durch ihre schrillen und bunten Farben. Die Tänzerinnen der verschiedenen Tanzgarden waren ein Hingucker.

Das Motto des Umzugs hätte auch lauten können: „Die Welt zu Gast in Neuhausen.“ 3400 Hästräger in 91 Gruppen waren gekommen. Viele Narren kamen aus der direkten Nachbarschaft, einige Gruppen von weiter her. So flatterten die Schwarzen Störche aus Stuttgart ein und verkündeten den nahen Frühling. Aus Tuttlingen präsentierte der Narrenverein Honberger sein Kischtä-Männle und aus Bietigheim begrüßten die Wobachspatzen die zahlreichen Zuschauer mit ihrem Ruf: „Bibi – ahoi, Narri – Narro!“.

Auch in Neuhausen hatten es manche Narren vor allem auf die weiblichen Zuschauer abgesehen. Schnell landeten die Frauen im fahrenden Käfig der Rotenhähne oder Huckepack auf der Schulter von Hexen und Teufeln. Wer nicht aufpasste, bekam gratis ein farbiges Make-Up verpasst. Viel Vergnügen hatten die Schaulustigen auch bei der närrischen Jagd nach Schuhbändeln. Vor allem auf die Schuhe der jungen Mädels hatten es die Hästräger abgesehen. Die Interaktion zwischen den Hästrägern und dem Publikum hat funktioniert und alle hatten ihren Spaß.

Für die jüngsten Zuschauer waren vor allem die Gruppen mit den Bonbons ein Hit. Und die Narren ließen sich nicht lumpen: Mal wurden die begehrten Süßigkeiten den Kindern direkt in die Hand gedrückt, mal kamen sie durch die Luft geflogen.

Mit dem Alkohol habe man in Neuhausen während der Kampagne kaum Probleme, sagt Narrenbund-Präsident Ronald Witt. „Klar gibt es immer wieder Ausreißer, die meinen, zu übertreiben, aber das sind Ausnahmefälle.“ Ein Verbot von Hochprozentigem habe der Narrenbund bisher nicht in Erwägung gezogen. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften sowie Beamte der Polizei und Mitarbeiter Rettungsdienste hatten ein waches Auge auf das närrische Volk.

Liveblog vom Umzug in Wernau