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Am Donnerstag startet der Südwesten mit dem «Schmotzigen Dunschtig» in die besonders närrische Woche. Bei den Zünften ist die Vorfreude groß - doch das Thema Sicherheit beschäftigt viele Vereine - bis hin zum Einstellen von Umzügen.

Konstanz (dpa/lsw) - Närrisch geht es im Südwesten bereits seit Januar zu, aber am Donnerstag (8. Februar) beginnt für viele Zünfte im Land die heiße Phase der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Los geht es mit dem «Schmotzigen Dunschtig», an dem zahlreiche Narren schon ab den frühen Morgenstunden auf den Beinen sind. Denn in so mancher Hochburg werden die Bewohner mit möglichst viel Krach geweckt - genutzt werden darf dabei alles, was laut ist: Kochtöpfe, Hupen, Tröten, Trommeln oder auch Schalmeien.

Später stürmen die Narren in vielen Gemeinden Schulen und Rathäuser und stellen bunt geschmückte Narrenbäume auf. Ungemütlich wird es dann auch für manche Bürgermeister: Sie müssen ihren Rathausschlüssel an die Narren abtreten und bis Aschermittwoch abdanken. In Leutkirch (Kreis Ravensburg) etwa werden die Verwaltungsspitze und der Gemeinderat über eine große Rutsche auf den Marktplatz hinunter geschickt. Dort werde dann sogleich närrisch und wortgewaltig mit ihnen ins Gericht gegangen, heißt es auf der Homepage der Narrenzunft Nibelgau.

Am Abend des «Schmotzigen» tagt die närrische Justiz: Vor dem Stockacher Narrengericht muss sich in diesem Jahr Baden-Württembergs Innenminister und CDU-Bundesvize Thomas Strobl verantworten. Als Zeuge sei Verkehrsminister Winfried Hermann geladen, teilten die Närrischen Richter vorab mit. Dabei steht der Grünen-Politiker am Mittag noch selbst vor Gericht: Er muss sich vor dem Jakobiner-Tribunal in Konstanz verantworten. «Ich freue mich bereits auf die Auftritte vor den beiden Narrengerichten», sagte Hermann. «Deshalb arbeite ich intensiv an meiner Zeugenaussage sowie an der Klageerwiderung in Reimform - einschließlich fundierter juristischer Beratung.»

Doch bei all dem ausgelassenen Feiern steht für viele Zünfte nach wie vor die Frage nach der Sicherheit im Raum. Diese gehe natürlich immer vor, sagte der Präsident des Alemannischen Narrenrings (ANR), Augustin Reichle, kürzlich. Allerdings hätten in den vergangenen Jahren die Auflagen dazu stark zugenommen - «und das ist alles zwangsweise mit Kosten verbunden», sagte Reichle. «Es gibt Vereine, die sagen: Wenn das so weitergeht, können wir das nicht mehr stemmen.»

Nach einem Bericht der «Schwäbischen Zeitung» will beispielsweise die Narrenzunft in Erolzheim (Kreis Biberach) wegen zunehmender Bürokratie ihren Umzug nicht mehr organisieren. «Gestattungen, Genehmigungen, Erlasse, Verordnungen, Verträge, Anordnungen - dieses Theater um die Vorschriften raubt einem nicht nur den Schlaf, sondern auch die Nerven», sagte der Zunftmeister Jürgen Hirsch der Zeitung.

Auch die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte hatte unlängst über die Auflagenfülle geklagt - Innenminister Strobl zeigte sich daraufhin offen für ein Gespräch mit allen Beteiligten. «Wir als Landesregierung wollen die Ehrenamtlichen, die das Brauchtum pflegen, so gut unterstützen wie möglich», teilte der CDU-Politiker mit. Nach Medienberichten soll es nach der Fastnacht einen runden Tisch in Stuttgart zu dem Thema geben.