Die Flippmanns Foto: Karin Ait Atmane - Karin Ait Atmane

Drei Tage lang feierten die Plochinger Vereine ihr Marquardtfest. Dabei zeigen nicht nur die Vereine ihre große Vielfalt. Ein Historienspiel erinnert an den einstigen Patriarchen Marquardt von Randeck aus dem 14. Jahrhundert.

PlochingenDas Marquardtfest ist unter den Plochinger Events wahrscheinlich das mit dem größten Gemeinschaftsgefühl. Die Vereine stemmen es mit Unterstützung der Stadt gemeinsam; gleichzeitig sind die Kultnacht am Freitag und der Partyabend am Samstag für viele Plochinger ein Treffpunkt: Auch wenn man sich das ganze Jahr nicht sieht, dann an diesem Tag.

Heimspiel: Für die Flippmanns war es ihr zehnter Marquardtfest-Auftritt – entsprechend heimisch fühlt sich die Band auf dem Plochinger Marktplatz. „Kommt einfach alle rauf!“, lautete drum die Ansage, als am Freitagabend ein Regenguss niederging. Einige Fans machten das tatsächlich und tanzten oben weiter, andere spannten unten auf dem Pflaster ihre Regenschirme auf. „Es ist dann doch immer wieder erstaunlich, wie viel Leute unter ein Vordach passen“, stellte Annette Krämer-Schmid, die Vorsitzende des Arbeitskreises Plochinger Vereine (AKPV), schmunzelnd fest: ein Glück, dass es das „Dächle“ am Alten Rathaus gibt.

Deutschrock: Ein wenig ausgedünnt hatte der Regen das Publikum allerdings schon. Die Wetterfesten wurden mit einem Udo-Lindenberg-Auftritt belohnt: Steckte auch einer der Flippmanns unterm schwarzen Hut und Mantel, kam er dem Original doch stimmlich verblüffend nahe und setzte einen echten Höhepunkt zwischen den vielen Hits. „Fräulein Tonspur“ am Fischbrunnenplatz konterkarierte dagegen den damenhaften Namen mit knallhartem Deutschrock und entsprechenden Texten. Den Fans gefiel’s: Begeistert reckten sie zum Refrain „Wir müssen aufhören weniger zu trinken“ ihre Bierkrüge in die Höhe.

Rückhalt der Vereine: Am regenfreien Samstagabend machten mit Alarm und Strahler70 ebenfalls zwei Bands in der Innenstadt bis zu später Stunde Party. Die Eintrittsbändle am Freitag- und Samstagabend würden mittlerweile gut akzeptiert, versicherte Angie Schober, die Öffentlichkeitsreferentin vom AKPV. Nachfragen wegen des Eintritts von vier oder drei Euro gebe es, die Erklärung – dass die Vereine die Kosten des Marquardtfestes tragen – werde aber immer akzeptiert. Der Rückhalt der Vereine sei groß, sagte Annette Krämer-Schmid: Auch einige, die keinen Stand hätten, brächten sich beim Auf- und Abbau oder beim historischen Spiel ein.

Kulinarische Erlebnisse: Die Vereine stellten auch das komplette kulinarische Angebot auf die Beine. „Wir haben dieses Jahr keine Kommerziellen dabei“, bestätigte Krämer-Schmid. Die Palette war trotzdem breit, von Bohnensuppe über Cevapcici bis hin zu Waffeln. Für manche sind die Kartoffelspiralen des Freundeskreises für Suchtkrankenhilfe ein Argument für den Festbesuch. Gordon Fischer an der Fritteuse erzählte von Busfahrern, die wegen dieser Spezialität in Plochingen haltgemacht hätten. Die Warteschlange am Stand riss fast nie ab – ein Glück, dass eine Eigenkonstruktion mit Akkuschrauber beim Spiralendrehen unterstützte. Vier Zentner Kartoffeln wurden verarbeitet und verspeist, bis am Sonntagnachmittag der Vorrat zur Neige ging.

Podium für die Aktiven: Am Sonntag als buntem Vereinstag wurde die Innenstadt zum Podium für die Aktiven in Plochingen. Musikverein, Musikschule und Akkordeon-Kids ließen es klingen, verschiedene Vereinsvorführungen und Tanzgruppen hatten großen Zulauf. Das begann gleich am Vormittag mit den Jazztanzgruppen und den Cheerleader Stagerockers vom TVP – verdient hatten sie es mit ihren fetzigen Choreografien mit akrobatischen Einlagen allemal. Die Rock’ n’ Roller Rocking Stars, eine feste Größe in der Stadt, ließen am Fischbrunnen ihrem Nachwuchs den Vortritt. Fürs „volle Programm“ der Erwachsenen mit seinen akrobatisch hohen Würfen traten sie später auf der Marktplatzbühne auf.

Slackline: Für Kinder schuf das Spielmobil mitten in der Marktstraße einen Bewegungsraum mit Pedalos, Diabolos und mehr. Als besondere Herausforderung war eine Slackline zwischen zwei Laternenmasten gespannt, auf der sich einige Jungs mit großer Ausdauer pausenlos versuchten. Auch ins Feuerwehrauto konnte man einen Blick werfen, und beim CVJM waren drei bis vier Helferinnen pausenlos damit beschäftigt, farbenfrohe Wesen zu erschaffen: So ließ sich Pauline in einen Tiger verwandeln, während ihre Schwester Lotta ein blumiges Motiv gewählt hatte.

Historienspiel: „Dem Patriarchen eine Gasse!“ Natürlich erwarteten die Plochinger wie jedes Jahr ihren Ortsherren, auch wenn just um die Zeit seiner Ankunft wieder mal ein paar Tropfen vom Himmel fielen. Die Brötchen für die Drittklässler wurden flugs unter einer Bank verstaut, die Zuschauer rückten unterm Vordach zusammen – und vor der Bühne war genügend Platz für den ganzen Tross rund um den Patriarchen Marquardt von Randeck und die Schulkinder, die ihn begrüßten. Die Legende von seinem Besuch im Jahr 1371 ist die Grundlage des historischen Spiels, das immer wieder ein bisschen variiert wird.