29.11.19 Auch heute zogen wieder vor allem Jugendliche durch Esslingen, um für eine Klimawende zu demonstrieren.

 Foto: Lohner

Rund 200 Esslinger haben auf einer Fridays-For-Future-Demo ihrer Meinung zum mangelnden Klimaschutz Ausdruck verliehen. Nicht alle waren davon angetan.

EsslingenVier 12-jährige Schülerinnen stehen auf einem Autoanhänger an der Maillekreuzung und halten eine Rede, sprechen über ihren klimafreundlichen Alltag. Sie werden umringt von hunderten anderen Schülerinnen und Schülern. Rund 200 Menschen haben am Freitag in Esslingen für mehr Klimaschutz demonstriert. „Wir essen kein Fleisch mehr und sind alle vier vegetarisch“, ruft eine der Zwölfjährigen. Die Menge wirkt, trotz der kalten Temperaturen und der Regenwolken am Himmel, entschlossen.

Auch ganze Schulklassen sind an diesem Morgen dabei und laufen gemeinsam mit dem Demozug. Auch Carmen Schatz, Lehrerin an der Johannes-Landenberger-Schule in Esslingen, demonstriert mit ihren Schülern: „Wir machen um diese Uhrzeit sowieso eine Pause. Heute unterstützen wir Fridays For Future.“ Die Klasse arbeite derzeit auch an einem Demokratie-Projekt. „Da ist es ganz passend den Schülern heute zeigen zu können, dass in einer Demokratie jeder die Möglichkeit hat zu demonstrieren“, sagt Schatz. Dass Schüler während der Unterrichtszeit demonstrieren sehen nicht alle Menschen positiv. „Ich finde es an sich eine gute Sache, würde den Schülern aber eher glauben, wenn sie außerhalb der Schulzeit demonstrieren würden“, sagt Sophia Ertinger. Auch Rosemarie Käfer ist skeptisch: „Die Schüler haben ja recht, wenn sie für mehr Klimaschutz demonstrieren. Dennoch sollten sie, auch wenn sie die Schule schwänzen, trotzdem den Schulstoff lernen.“ Neben den Jugendlichen sind auch einige Erwachsene von verschiedenen Umweltorganisationen Teil des Demozuges.

Die Menschenmenge ist an diesem Freitagmorgen am Bahnhofsvorplatz um 9.30 Uhr gestartet. Polizeiautos mit blinkenden Warnleuchten fahren am Anfang und Ende des Demozuges, sorgen für Sicherheit gemeinsam mit einigen Fridays-For-Future-Ordnern. Ein Standard auf jeder Klimaschutz-Demo und an diesem Morgen auch notwendig. Denn: Der Verkehr stockt bereits am Bahnhof, als die Jugendlichen in Richtung Maille laufen. „Ich musste gerade aus dem Bus aussteigen und nun zum Bahnhof laufen“, erklärt Katharina Vucovic. Eine aufgebrachte Atmosphäre herrscht auch in einem Bus, der nicht mehr weiterfahren kann. „Ich finde es nicht gut, dass wir Busfahrer vorher nicht benachrichtigt werden“, sagt Busfahrer Iceli. Eine wütende Frau beschwert sich bei ihm, fordert den Busfahrer auf weiterzufahren. Mittlerweile ist es knapp 10.30 Uhr und eine Weiterfahrt auf der Straße zu diesem Zeitpunkt unmöglich. Die Autos rund um die Maillekreuzung stehen bereits seit einigen Minuten. Davon lassen sich die Demonstranten nicht beirren. „Ich finde es toll und laufe heute mit“, erzählt Trijntje Blaauwbroek. Die 59-Jährige fängt erst danach an zu arbeiten und läuft mit Freunden bei der Demo mit.

Kolja Schultheiß, Organisator der Esslinger Fridays-For-Future-Demo, hat eine klare Meinung zum Klimaschutz in Esslingen: „Der Landkreis hat erst vor einigen Tagen ein Klimakonzept veröffentlicht und die Forderungen darin sind eine Bankrott-Erklärung. Das ist wie wenn man sagt, in 16 Kilometern kommt die Klippe und man bremst mit dem Auto aber erst in 31 Kilometern.“