Flüchtlinge, die in Baltmannsweiler einen Garten betreiben, pflanzen im Freilichtmuseum in Beuren zum Auftakt der Naturerlebniswoche Filder- und Rotkraut sowie Rettiche. Foto: Mohn Quelle: Unbekannt

Ein Update in Sachen Heimat bietet die bundesweite Naturerlebniswoche 201. Junge wie alte Einheimische und Flüchtlinge haben bei Aktionen und Workshops die Möglichkeit, Land und Leute neu zu erleben. Die Auftaktveranstaltung fand gestern im Freilichtmuseum in Beuren statt.

Von Nicole Mohn

Zum zehnten Mal ruft die Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg die Woche aus, sagt Mitarbeiterin Brigitte Schindzielorz. Ein echter Exportschlager, denn das Projekt machte in den anderen Bundesländern schnell Schule. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt beim Thema „Heimat 4.0“. Heimat also in der vierten Vollversion, wenn man die Anleihe aus der Computersprache weiterspinnt. „Heimat gibt es in mehreren Versionen, Heimat ist nicht statisch, sondern hat viele Facetten“, erklärt Schindzielorz. Wie facettenreich, das lässt sich in etwa 250 Veranstaltungen erleben, die allein in Baden-Württemberg geplant sind. Von einer belebenden Frühjahrskur mit frischen Kräutern bis zu luftigen Höhen auf dem Baumwipfel-Pfad oder einem Upcycling-Workshop kann man auf vielfältige Weise Natur und Landschaft erkunden und Neues erleben.

Besonders im Fokus stehen in diesem Jahr Flüchtlingsfamilien und neu Zugezogene. Sie sind eingeladen, die Angebote zu nutzen, um ihre neue Heimat, Natur und Kultur besser kennen zu lernen. „Heimat ist etwas, was wir teilen können, ohne dass es weniger wird“, sagt Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft bei der Auftaktveranstaltung. Für die Erste Landesbeamtin des Landkreises Esslingen, Marion Leuze-Mohr, spielen dabei vor allem Begegnungen und Kontakte insbesondere über die vielfältige ehrenamtliche Arbeit Türöffner für die Integration. Nur so könne man einander kennen und verstehen lernen, würden Vorurteile abgebaut.

Wie durch gemeinsames Erleben und Arbeiten Integration gelingen kann, dafür sind die Baltmannsweiler Gärten ein Beispiel. Peter Röser hat das Projekt 2016 angeschoben. Und das, wie er erzählt, auf unkomplizierte und direkte Weise: „Ich bin einfach ins Zelt gegangen, habe mich vorgestellt und gefragt, wer Lust hat, bei mir im Garten mitzuarbeiten.“ Etwa einen Hektar treibt er zusammen mit seinem Vater um. Neben etlichen Obstbäumen ist da auch Platz für für den Gemüseanbau. „Für eine Familie eigentlich viel zu viel“, meint er. Nun profitieren beide Seiten davon: Rösers haben Hilfe bei der Gartenarbeit und die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft eine Beschäftigung und frisches Gemüse.

Mais, Kürbisse, Kartoffeln und Bohnen haben sie im vergangenen Gartenjahr gemeinsam angebaut, gehegt und gepflegt. Die Ernte haben die Flüchtlinge mit den anderen Bewohnern ihrer Unterkunft geteilt - und bei der Gelegenheit gleich einen echten schwäbischen Kartoffelsalat kennengelernt. Eigenen Saft, Apfelgelee und Gutsle haben die Gärtner beim Weihnachtsmarkt verkauft. Mit dem Erlös kaufen sie jetzt Saatgut für das neue Gartenjahr. „Sobald es trocken ist, setzen wir die Kartoffeln“, sagt Peter Röser. Im Freilichtmuseum griffen die Baltmannsweiler Gärtner zusammen mit Kindern aus Flüchtlingsfamilien zu Schaufel und Pflanzkelle: Auf dem Acker am Ziegengehege setzten sie Filder- und Rotkraut und Stecklinge der „Stuttgarter Riesen“.

Die Naturrrlebniseoche läuft bis zum 14. Mai. Im Kreis Esslingen sind beispielsweise Workshop zur Landschaftsfotografie in Ostfildern, ein Wochenend-Kurs zum Bau einer Trockenmauer in Altbach und ein Erlebnisspaziergang in Beuren geplant. Auch das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb ist mit einer Reihe von Angeboten vertreten. Alle Termine und Veranstaltungen gibt es online unter www.naturerlebniswoche.info.