Leckereien und Nachhaltigkeit: Das Klima- und Umweltfest hat die zahlreichen Besucher am Wochenende genauso erfreut wie das Erdbeerfest.
EsslingenDie Händlergemeinschaft Küferstraße sowie Blarer- und Ottilienplatz in der östlichen Altstadt hat am Samstag zur 23. Auflage des Erdbeerfests den roten Teppich ausgelegt. Tausende von Besuchern drängten sich an den Ständen sowie bei den Aktionen der Einzelhändler und Dienstleister im Quartier und feierten ein sommerlich-entspanntes Fest. Parallel dazu haben die Stadt Esslingen und Umweltorganisationen in der Ritterstraße beim achten Klimafest und Umwelttag über Klimaschutz und Nachhaltigkeit informiert – auch dort herrschte ein großer Besucherzuspruch.
140 Kilo Kuchen: Traditionell markiert der Anschnitt eines herzförmigen Erdbeerkuchens den Auftakt des Erdbeerfests. Mitglieder der Rotarier-Jugendorganisation Rotaract hatten in stundenlanger Nachtarbeit den ungefähr 140 Kilogramm schweren Kuchen vorbereitet, für den etwa 80 Kilogramm Früchte verarbeitet wurden. Oberbürgermeister Jürgen Zieger wetzte das Messer und rückte dem Kuchenherz zu Leibe. Rotaract-Präsident Thomas Beyer erklärte, dass der Erlös des Kuchenverkaufs für den Bau eines Spielplatzes in Sierra Leone verwendet wird.
Nachhaltigkeit: Schonender Umgang mit Ressourcen, nachhaltiges Handeln im Alltag und klimafreundliche Mobilität waren die tragenden Stichworte des Klima- und Umweltfests in der Ritterstraße. Die Stadt, Umweltgruppen, Parteien und Organisationen informierten zu einzelnen Aspekten und lockten mit Mitmach-Angeboten. Katja Walther, die Leiterin des städtischen Sachgebiets Nachhaltigkeit und Klimaschutz, zeigte sich sehr zufrieden über den großen Zuspruch und sagte: „Das Thema Nachhaltigkeit wird für die Menschen immer wichtiger.“
Lebendiges Quartier: Tausende Besucher schoben sich auf dem roten Teppich, der vom Ottilienplatz durch die Küferstraße und zum Blarerplatz ausgelegt war. Erdbeeren pur, auf dem Kuchen, in der Bowle, im Sekt oder zu Eis, Likör oder Marmelade verarbeitet galt es zu verkosten. Daneben machten die Einzelhändler mit Aktionen, Musik und Angeboten auf sich aufmerksam. „Für uns ist das Erdbeerfest eine wichtige Gelegenheit zu zeigen, dass die östliche Altstadt ein lebendiges und lebenswertes Quartier ist“, sagte Ulrike Ehrmann, die Sprecherin der Händlergemeinschaft.
Rasende Tonne: Die Hochschule Esslingen hatte zum Klimafest wieder einen Wettbewerb zur Konstruktion von Prototypen stadt- und alltagstauglicher E-Mobile für den kleinen Geldbeutel aufgerufen. 15 Teams präsentierten ihre Ergebnisse auf einem Parcours auf dem Marktplatz. Dabei waren kreative Ideen wie eine zum pfeilschnellen Elektroflitzer umgebaute Mülltonne oder auch ein Klappstuhl mit Elektromotor für kurze Wege in der Stadt.
Reisekoffer: Der Hochschulprofessor Hugo Gabele, der den Konstruktionswettbewerb betreute, wies auf ein nach seiner Überzeugung zukunftsfähiges Modell hin: „Unser Ansatz ist die handliche nachhaltige Mobilität, die bequem zum Einkaufen, in Bus oder Bahn mitgenommen werden kann.“ Dazu gehöre ein handelsüblicher Rollenkoffer, der mit wenigen Handgriffen umgebaut und als fahrbarer Untersatz genutzt werden kann. Mit diesem Modell ist Gabele zu einem internationalen Symposium für Elektromobilität in Kobe in Japan eingeladen worden.
Alltag ohne Auto: Zum Auftakt des Klimafests ehrte OB Zieger die Siegerteams des Stadtradelns. 800 Teilnehmer – und damit doppelt so viele wie im Vorjahr – hatten im vergangenen Mai drei Wochen lang für möglichst viele Wege das Fahrrad genutzt und damit gezeigt, dass der Alltag ohne Auto zu bewältigen ist. Insgesamt kamen etwa 150 000 Kilometer zusammen. Neben privaten und Firmenteams wurden auch das Georgii-Gymnasium, das Theodor-Heuss-Gymnasium, die Waldorfschule und die Kita Sulzgries ausgezeichnet.
Bomben basteln: Es bedarf nur weniger Handgriffe, die Überlebenschancen von Insekten in der Stadt zu verbessern. An einem Stand der Esslinger Klimainitiative in der Ritterstraße nutzten viele Besucher das Angebot, mit Samenbomben ihren Beitrag dazu zu leisten. Die kleinen Kugeln aus etwas Erde und einigen Samen für blühende Pflanzen können im Garten ebenso eingegraben wie an Straßenrändern oder auf Verkehrsinseln ausgelegt werden, erläuterte der Standbetreuer Vasilios Mitropoulos. „Bei uns kann man ganz legal Bomben basteln.“
Ernste Töne: Die Diakonische Bezirksstelle Esslingen brachte einige ernste Töne ins fröhliche Festtreiben. Wie auch immer die Entscheidung für die Stadtbücherei ausfällt, es sei wichtig, dass der Diakonieladen in der Innenstadt bleibt, sagte Anke Holst vom Diakonischen Werk. „Es gibt Arme auch in der Stadtmitte, die den Laden brauchen. Und wir bieten Beschäftigung und integrieren in das Arbeitsleben. Die Leute stehen also im normalen Alltag“, erklärte Holst. Sichtbar in der Stadtmitte und nicht am Rand in einem Gewerbegebiet zu sein, sei wichtig für die soziale Teilhabe aller Menschen in der Stadt.
Nicht für die Tonne: Die Organisatoren der beiden Feste hatten in diesem Jahr eine engere Verzahnung im Blick. Dafür war ein Teilstück der Ritterstraße beim Technischen Rathaus und dessen Parkplatz für einen Upcycling-Markt reserviert. Zwölf Anbieter hatten Waren und Kunsthandwerkliches aus Altem und Unbrauchbarem mitgebracht. Aufgearbeitete Möbel vom Sperrmüll, Textilien und Taschen aus alten Kleidern oder Schmuckstücke aus Weggeworfenem waren zu sehen. „Upcycling wird zum Thema, denn Ressourcen zu schonen wird zunehmend wichtig. Es muss nicht alles Alte gleich in die Tonne“, erklärte der Märkteorganisator Til Maehr.
Keine Teppichkoalition: Die in den vergangenen Jahren übliche rot-grüne Teppichkoalition zwischen Küfer- und Ritterstraße fiel in diesem Jahr aus. „Manche Leute haben unseren grünen Teppich vermisst“, sagte Katja Walther. Allerdings habe er unter der Beanspruchung der Vorjahre zu sehr gelitten und musste entsorgt werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit sei nichts Neues aus Plastik angeschafft worden. „Wir denken noch über Alternativen nach“, sagte sie aber.