Viele Papiertiere säumen beim Drachenfest den Himmel über den Bürgergärten im Scharnhauser Park. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

Am Morgen hatte es noch wie aus Kübeln gegossen, und so manche Familie bangte, ob das noch was mit dem alljährlichen herbstlichen Ausflug in den Scharnhauser Park wird. Doch pünktlich zum Start des elften Drachenfestes blinzelte wieder die Sonne hervor, und eine kunterbunte Schar an der Leine flitzte mit flatternden Bändern am Himmel über den Bürgergärten.

Da wurden Schmetterlinge neben Fledermäusen und feuerspuckenden Drachen gesichtet. Ganz stolz hielt ein dreijähriges Mädchen ihre kleine Maus aus der bekannten Fernsehserie an der langen Leine fest und beobachtete deren Tanz in den Lüften. „Renn“, feuerte der Vater den Sohn auf der Familienwiese an, und alsbald gesellte sich eine Qualle in den herbstlichen Reigen. „Der kann’s“, bemerkten die Zuschauer anerkennend ein paar Schritte weiter. Ein ganz unscheinbares, von einem Profi mit zwei Leinen gesteuertes Fluggerät foppte indes ein paar Flaneure, stürzte sich auf sie herab, blieb kurz vor den Köpfen in der Luft stehen, drehte um und kreiselte einem Propeller gleich.

Augenscheinlich machte das Drachenfliegen Groß und Klein, Könnern und Anfängern Spaß. „Das gehört einfach zum Herbst dazu“, sagte eine Mutter mit zwei Kindern, die aus Stuttgart angereist war. Und zum Herbst gehört auch, dass das Wetter Kapriolen schlägt. Mit Regenhose und Gummistiefeln war gestern Matschen ausdrücklich erlaubt, und einige Sprössling patschten vergnügt in den Schlammpfützen herum. Für die Kinder war darüber hinaus viel geboten. Alen, der zuvor seinen gefährlich dreinschauenden Hai am Himmel hatte fliegen lassen, töpferte sich anschließend einen Würfel für seine Brettspiele zu Hause. Ein Vater und seine Tochter erwiesen sich durch Zuruf als eingespieltes Team und schafften es schlussendlich, die Kugel gemeinsam nur durch Bewegung durch das Labyrinth zu lotsen. Beim Mitmachzirkus übten sich die kleinen angehenden Akrobaten auf dem Seil und am Trapez.

Jung und Alt hatten Spaß, Musik mit ungewöhnlichen Klanginstrumenten zu machen. Da schepperten Flaschendeckel sowie Plastikbecher, und abgesägte Leitungsrohre tönten. Sergio Vesely schlenderte mit seinem Akkordeon durch die Bürgergärten und sorgte mit französischen Chansons für nostalgisches Flair. Der gebürtige Chilene erinnerte sich an seine Kindheit in der Heimat: „Beim Drachenfliegen gab es einige, die hatten ihre Leinen mit kleinen Glasscherben bestückt, um die anderen zu zerstören.“ Hier im Scharnhauser Park stürzte einer allenfalls ab, weil der Wind zeitweise nachließ. Eins lernten die Kinder indes auf sehr vergnügliche und musikalische Weise zudem: Nämlich manchmal „Nein“ zu sagen, wozu die Band „Firlefanz und Grete“ auf der Bühne aufforderte.

Der Trödel- und der Kunsthandwerkermarkt lockten vor allem die Erwachsenen an, und es war zeitweise in der Kastanienallee kaum ein Durchkommen. Neben vielen Schnäppchen gab es auch das Besondere zu entdecken; wie die handgefertigten Taschen aus Viehfuttersäcken, die in Kenia genäht wurden und deren Verkaufserlös dem sozialen Projekt laut Sarah Müller, die dort als Volunteer gearbeitet hatte, wieder zu Gute kommt.

Die Vereine aus Ostfildern haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und verköstigten die Gäste mit Speis und Trank. An den Ständen bildeten sich um die Mittagszeit lange Schlangen.