Angebote für Klein und Groß gab es beim Bürgerfest am Wochenende in Esslingen. Vor allen abends strömten die Besucher zu den verschiedenen Aktionen. Fotos: Bulgrin (2), Stotz Quelle: Unbekannt

Von Peter Stotz

Das 44. Esslinger Bürgerfest hat am Wochenende erneut die Vielfalt des Vereinslebens, des bürgerschaftlichen Engagements und der Kultur in der Stadt gezeigt. Zwei Tage lang präsentierten die Vereine und Organisationen an Informationsständen, mit Musik, Tanz, Sportvorführungen und internationalen kulinarischen Angeboten das bunte Spektrum in Esslingen. Aufgrund der hohen Temperaturen kam das Festgeschehen am Samstag allerdings erst nach Sonnenuntergang auf Touren.

Qualität und Sicherheit:Als Reaktion auf terroristische Attacken in den vergangenen Monaten hatte die Stadt aus Sicherheitsgründen den Stadtkern am Samstag und Sonntag ab den Morgenstunden für alle Fahrzeuge gesperrt und die zentralen Zufahrten mit quergestellten Bussen blockiert. Gerhard Gorzellik, der Leiter des Esslinger Ordnungsamts, beschrieb in einer ersten vorläufigen Bilanz das Konzept als gelungen. „Vom Grundsatz her hat es gegriffen und für die Qualität und die Sicherheit des Fests sehr viel gebracht. Für die Besucher und auch die Beteiligten war es in diesem Jahr deutlich entspannter“, sagte er.

Neuer Marktplatz:Auch der Wochenmarkt war von der Neuregelung betroffen. Die Marktbeschicker bauten ihre Stände deshalb in der unteren Bahnhofstraße und aufgrund der Baustelle im oberen Teil erstmals auf dem Bahnhofsvorplatz auf. Dieser Standort erlaubte zwar eine lockere Gruppierung der Stände mit reichlich Platz für die Kunden, offenkundig hatten allerdings viele von ihnen den Weg dorthin noch nicht auf dem Programm. „Die Stammkunden finden uns, aber für die Laufkundschaft ist es wohl gewöhnungsbedürftig“, sagte die Händlerin Andrea Klingler. Der Gärtner Hermann Heubach beurteilte den neuen Marktstandort positiv: „Es ist im Prinzip eine gute Lösung. Ich hoffe, dass es funktioniert und die Kunden den Platz auch annehmen.“

Kunterbuntes Sortiment: In den Gassen der östlichen Altstadt wurde der Bürgerfest-Samstag mit dem traditionellen großen Flohmarkt eingeläutet. Etwa 200 Händler hatten laut dem Esslinger Märkteorganisator Til Maehr ihre Stände aufgebaut und boten ein kunterbuntes Sortiment an Krempel und Kuriosem, Seltenem und Sonderbarem, Nippes und Nützlichem an. „Lauter Dinge, die die Welt nicht braucht und ich heute Abend nicht mehr mit nach Hause nehmen will“, sagte eine Händlerin.

Bewegungsfreiheit:Zwischen gebrauchten Haushaltsgegenständen und Kleidungsstücken, Büchern, rostigen Werkzeugen, Modeschmuck, Porzellanhunden, Antiquitäten und nützlichem Kleinkram fanden die Flohmarktbesucher auch Dinge von hohem alltagstauglichem Gebrauchswert. So hat ein junger Mann ein Geweih von respektabler Größe erstanden, das einst ein finnisches Rentier geziert hatte. Diesen Kopfputz schleppte er auf den Rücken geschnallt durch die Gassen. „Das gibt mir für wenig Geld viel Bewegungsfreiheit“, sagte er grinsend.

Familiäre Stimmung: Auch in diesem Jahr zeigten die Anwohner der östlichen Altstadt, dass das Leben in den Gassen dort von einer familiären Stimmung und guter Nachbarschaft geprägt ist. Neben den Flohmarktständen waren Tische und Bänke aufgebaut, auf einem Grill brutzelten Würste, aus den Erdgeschossfenstern und Hauseingängen wurden Kaffee, Kuchen, Sekt und Bier angeboten. Anwohner musizierten mit Akkordeon sowie Gitarre und luden Passanten ein, sich eine Weile niederzulassen.

Verhaltener Zuspruch:Das Festgeschehen kam aufgrund der hohen Temperaturen am Samstag tagsüber sehr langsam auf Touren. So blieb der Zuspruch der Flaneure beim Flohmarkt und auch an den Ständen der Vereine zwischen der Ritterstraße und der Agnespromenade recht verhalten. Einzig bei einigen Auftritten von Kindertanzgruppen der Vereine, Chören und Musikgruppen wagten sich größere Mengen von Menschen in die Hitze auf den freien Plätzen vor den Festbühnen.

Zeitspender:Die katholische Kirchengemeinde Esslingen hat das Bürgerfest für eine Aktion bürgerschaftlichen Engagements genutzt. Pfarrer Stefan Möhler, die Gemeindereferenten und andere hauptamtlich Beschäftigte haben an den Ständen der Vereine ehrenamtlich ausgeholfen, Bier gezapft, mit Kindern gemalt oder Flyer verteilt. „Da wird ehrenamtlich Zeit gespendet für Vereine, die vom Ehrenamt leben“, freute sich Stadträtin Christa Müller, die an einem Stand in der Maille über die ökumenische Familienbildungsstätte informierte.

Betrübtes Bier: Der Verein Blues in Town hatte auf der Maille wieder eine Bühne aufgebaut. Dort stellten sich Bluesbands aus der Region dem Esslinger Publikum vor. Trotz relativ weniger Zuhörer und eines kurzen leichten Regengusses kam keine Schwermut auf. Dafür sorgte auch die Versorgung mit einem dem Musikstil angemessenen Getränk. Der Verein reichte, ausweislich des Flaschenetiketts, „Bluesbier, naturbetrübt“.

Bunte Vielfalt:Auch in diesem Jahr war der Marktplatz geprägt von den Ständen der Vereine und Organisationen der zugewanderten Esslinger. Mit Musik, Tänzen sowie Informationen und vor allem einer reichen Auswahl an internationalen Gerichten zeigte sich die bunte kulturelle Vielfalt der Stadt. Die Teams in den Freiluftküchen hatten allerdings in der Nachmittagshitze einen schweren Stand. „Das mache ich zum Glück nicht jeden Tag“, kommentierte einer der schweißüberströmten Grillmeister hinter zwei großen, mit glühender Holzkohle gefüllten Blechwannen.

Subtropische Party:Nach Sonnenuntergang änderte sich am Samstag das Bild auf den Plätzen der Altstadt. Tausende Besucher zogen durch die Straßen und hatten die Qual der Wahl bei der Gestaltung ihres Abendprogramms. Auf den Bühnen vor der Stadtkirche, auf dem Hafenmarkt, beim Rossmarkt, in der Ritterstraße, auf dem Kesselwasen, in der Maille und am Blarerplatz spielten Bands verschiedener Stilrichtungen, und die Besucher feierten eine fröhliche subtropische Partynacht.