Hafen Piraeus in Athen (Griechenland) Foto: dpa - dpa

Adel (32) aus Daraa:

Syrien verließ ich illegal. Ich war nicht alleine, sondern flüchtete zusammen mit anderen Männern. Wir brauchten acht Tage, bis wir die Türkei erreichten. Dort blieben wir zehn Tage. Dann nahm ich mit 50 anderen Menschen ein Boot zur griechischen Insel Kea. Nach vier Stunden kamen wir auf der Insel an. Von Kea nahmen wir dann ein Schiff nach Athen.

Die Grenze zu Mazedonien erreichten wir mit dem Bus. Über die Grenze selbst sind wir zu Fuß gegangen. Das hat etwa zwei Stunden gedauert. Mit dem Zug fuhren wir durch Mazedonien, auch die Grenze zu Serbien passierten wir zu Fuß. Dort blieben wir drei Tage in einem Lager und warteten auf ein Dokument, damit wir durch Serbien reisen konnten. Mit dem Bus fuhren wir an die Grenze zu Ungarn. Wir hatten große Angst, von der Polizei entdeckt zu werden, deshalb warteten wir zehn Stunden, bevor wir die Grenze überquerten.

Als wir schließlich in Ungarn ankamen, konnten wir in einem Auto bis Österreich mitfahren, dann einen Zug nach Deutschland. Im August überquerten wir die Grenze zu Deutschland. Polizisten kamen in den Zug, um die Tickets der Passagiere zu überprüfen. Sie waren ziemlich freundlich. Als sie unsere Pässe checkten, erklärten sie uns, dass sie uns zur nächsten Polizeiwache bringen müssten. Wir sollten uns dort registrieren.

Nachdem wir einige Dokumente ausgefüllt hatten, wurden wir in ein Flüchtlingslager in München gebracht. Dort wurden unser syrischer Pass und unser Ausweis kontrolliert. Sehr, sehr viele Menschen warteten in dem Lager. Ich hatte kein Bett zum Schlafen, nur einen Stuhl. Ich hatte den Eindruck, dass fast niemand der Mitarbeiter deutsch war. Zu dieser Zeit konnte ich kein Deutsch, aber Englisch. Auf diese Weise konnte ich mich verständigen. Ein paar Mitarbeiter konnten auch arabisch sprechen. Wir und die anderen Flüchtlinge konnten nichts anderes tun als auf den Transfer zur Landeserstaufnahmestelle (LEA) warten.

Adel (grün) und Iyads Fluchtweg (blau). Durch Klicken auf die großen Symbole erscheinen Fotos der Stationen. Grafik: Buschhaus

Nach drei Tagen wurde ich einem Bus zur LEA in Ellwangen zugeteilt. Es war sehr chaotisch in Ellwangen. Auch in diesem Lager lebten sehr viele Menschen. Zum Glück gab es Sprechstunden mit einem Übersetzer. Bei medizinischen Problemen konnten wir das Rote Kreuz während der Sprechstunden kontaktieren. Sie waren sehr freundlich zu uns. In Ellwangen füllte ich meinen Asylantrag aus.

Nach einem Monat, also im September, bekam ich einen Platz in der Turnhalle in Esslingen. Das ist auch eine Flüchtlingsunterkunft. Als ich ankam, half mir ein Ehepaar bei fast allen Problemen. Auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) bot zwei Mal in der Woche Sprechstunden an. Sie unterstützen uns sehr gut und halfen uns bei allen bürokratischen Angelegenheiten.

Bis Januar lebte ich in der Turnhalle. Seit vier Monaten wohne ich jetzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Esslingen. Dort teile ich mir ein Zimmer mit drei anderen Männern.

Der Blog "Neu in Deutschland"

Die beiden Syrer Adel und Iyad schreiben in regelmäßigen Abständen von ihrer Flucht und ihrem neuen Leben in Deutschland. Die Texte werden von der EZ-Redakteurin Laura Buschhaus vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Im nächsten Beitrag wird Iyad von seinem Weg nach Deutschland erzählen.

Adel ist 32 Jahre und kommt aus Daraa in Syrien. Dort hat er als Ingenieur in der Kommunikationsbranche gearbeitet. Er ist beeindruckt, wie gut das Leben in Deutschland organisiert ist – auch wenn ihn die Papierflut manchmal irritiert.

Anmerkung der Redaktion zur Karte und den Fotos: Der Fluchtweg ist nach Adels Erzählungen rekonstruiert. Die Karte gibt einen groben Überblick über die Stationen und stellt die Strecke vereinfacht dar. Die Fotos sollen die Stationen veranschaulichen und können dabei auch Orte in der Nähe zeigen.