Mit vereinten Kräften wird der Narrenbaum vor dem Alten Rathaus in die Senkrechte gebracht. Foto: Krytzner

Von Katja Eisenhardt und Thomas Krytzner

Esslingen - In voller Pracht steht er da, der mit den Namenstafeln der fünf örtlichen Narrengruppen sowie dem Berkheimer Gemeindewappen geschmückte Narrenbaum. Erstmals aufgestellt wurde ein Narrenbaum 1996 – ein Jahr nach der Gründung der Narrengemeinschaft Berkheim. Damals stand er noch am Hang gegenüber des Zentrums.

Seit 2005 wird er vor der Osterfeldhalle aufgestellt. Bis das etwa 22 Meter hohe Ungetüm in seiner aufrechten Endposition angelangt ist, ist der volle Einsatz der Berkheimer Narren gefragt. Eine halbe Stunde benötigten sie am Freitagabend, bis der Baum in Etappen von der Waagrechten in die Senkrechte wanderte. Zum Einsatz kamen dabei die so genannten Schwalben – lange Eisenstangen, mit deren Hilfe der Baum aufgerichtet wird. Vom ungemütlichen Schneeregen ließen sich die wetterfesten Narren nicht aus dem Konzept bringen. Ebenso wenig wie die Wernauer Bodenbachsymphoniker, die mit ihrer fetzigen Guggenmusik für gute Stimmung beim Publikum sorgten. Schon beim ersten Narrenbaumstellen waren sie mit von der Partie. Gute Wünsche zum närrischen Jubiläum überbrachte zudem die Bürgerausschussvorsitzende Aglaia Handler.

Schnapszahl wird gefeiert

Passend zur Schnapszahl habe man einen 22 Meter hohen, 22 Zentimeter breiten und 2200 Kilo schweren Baum auserkoren, hieß es in der Einladung der Berkheimer Narren. „Also was Höhe und Breite angeht, kommt das hin, das Gewicht ist mit einem Augenzwinkern zu sehen. Das dürften um die 400 Kilo sein“, erklärt Oliver Ramsch. Gemeinsam mit Alexander Mauz und Isabel Haspel moderierte er die anschließende Fasnetsparty in der Osterfeldhalle und war in diesem Jahr zudem ins bunte Häs des „KaWoGoHeWa“ geschlüpft – eine Figur, die alle fünf örtlichen Narrengruppen vertritt. Im bunten Häs finden sich so Anteile der Flegga-Kaschber, Erlenwölfe, Stoiriegel-Goischter, Berk-Hexen und Waschweiber. Der Stamm des Narrenbaums komme das zweite Jahr in Folge zum Einsatz, „den nehmen wir so lange, bis er etwa durch Risse zu unsicher und instabil wird. Die Baumspitze ist dagegen jedes Jahr frisch“, sagt Ramsch, der selbst fast seit 22 Jahren bei den Narren mit von der Partie ist. „Ich war damals beim ersten Narrenbaumstellen als Zuschauer dabei, bin dort mit Narren ins Gespräch gekommen und habe beschlossen, dass ich da mitmachen möchte“, erzählt der Erlenwolf.

Nach dem erfolgreichen Baumstellen zog es das närrische Partyvolk dann in die Osterfeldhalle. „Heute dürften gut 600 Hästräger da sein, mit dem restlichen Publikum rechnen wir mit etwa 850 Besuchern“, sagt Ramsch. Dank zahlreicher musikalischer Beiträge sowie Garde-, Show- und Brauchtumstänzen befreundeter Narrengruppen und Vereine wurde ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Passend zum Motto „We love 90’s“ ließ es das Moderatorentrio zum Abschluss mittels Playbackgesang zu Hits von Oli P., Scooter oder auch Britney Spears inklusive einstudierter Showeinlagen krachen, bevor DJ Steve B. dem Partyvolk am späteren Abend mit Hits von den 90ern bis heute einheizte. Traditionell ging es dann am Samstag für die Narren weiter: In jeder Kampagne fahren alle fünf Gruppen einmal gemeinsam zu einem Umzug. Am Samstag ging es zum Nachtumzug nach Gosbach im Landkreis Göppingen.

Ungemütlich war am Samstag nur das Wetter. Die Stimmung vor dem Alten Rathaus hingegen war ausgezeichnet, als sich die Zünfte, Guggenmusiker und Fasnetsvereine versammelten, um gemeinsam den Narrenbaum aufzustellen. Viele Zuschauer und Fasnetsfans waren ebenfalls gekommen, um dem jährlichen Spektakel beizuwohnen. Die häufigste Kostümierung waren jedoch nicht das Häs und schaurige Masken, sondern Regenschirme. Verschiedene Guggenmusiken aus der Region hatten bereits im Vorfeld mit heißen Rhythmen dafür gesorgt, dass niemandem kalt wurde. Als Reinhard Meys „Über den Wolken“ erklang, sangen viele kräftig mit und übten sich eifrig im Sambaschritt.
Zunftmeister Maik Griesdorn von der Narrenzunft Zwieblingen freute sich über den Ansturm zum Aufstellen des Baums. Aus der ganzen Region waren befreundete Zünfte nach Esslingen gekommen, um den Start in die Fasnetszeit zu feiern. Die Zunftmeister und deren „Schreier“ stellten die verschiedenen Gruppen vor und übten mit dem Publikum die Rufe der jeweiligen Zunft.

Mit vereinten Kräften

Als ob der Narrenbaum mit seinem Schmuck – den Wappen der beteiligten Zünfte und dem Kranz – nicht schon schwer genug gewesen wäre, sorgte in diesem Jahr der Regen dafür, dass sich die Narren noch mehr anstrengen mussten. So hatte manch einer das Gefühl, dass es dieses Mal länger als sonst dauerte, bis der Narrenbaum aufrecht vor dem Alten Rathaus stand.

Viele kräftige Hände und Arme waren nötig, um das Wahrzeichen der Narren hoch zu hieven. Mit vereinter Kraft ging es Stück für Stück nach oben. Die Helfer aus den verschiedenen Zünften waren jedoch froh um jede Pause. Die Narren nutzen die Auszeiten, um ein Zunftmitglied, das Geburtstag hatte, hochleben zu lassen oder ein Prinzenpaar zu begrüßen und mit Orden zu schmücken.

Die Guggenmusiker hauten immer wieder kräftig auf die Pauke und motivierten mit fetzigen Melodien die Baumaufsteller, nicht aufzugeben. Als es endlich geschafft war, blickte das närrische Volk stolz auf den Baum, der nun bis zum Aschermittwoch zeigen soll, wer in der Stadt wirklich das Sagen hat.