Meike Hillmer (links) und Selina Cevik Foto: von Leesen - von Leesen

Am Samstag feierte das DRK Esslingen sein 125-jähriges Bestehen. Gleichzeitig suchte ein Landeswettbewerb nach den besten Rettern. Dafür bewiesen die Teilnehmer ihr Können an Puppen.

EsslingenDas DRK Esslingen hatte am Samstag viel zu tun. Zum einen feierte der Kreisverband seinen 125. Geburtstag, zum zweiten kämpften in der Stadt beim diesjährigen DRK-Landeswettbewerb 16 Gruppen um eine gute Platzierung. Trotz des stetigen Regens stürzten sich die jungen Rot-Kreuz-Aktiven auf ihre Aufgaben. Am Ende konnten sich die „Golden Stars Allgäu“ aus dem Kreisverband Wangen mit 1413 Punkten über den ersten Platz freuen. Sie vertreten nun den DRK-Landesverband Baden-Württemberg bei den „Deutschen Meisterschaften in Erster Hilfe“ am 15. September im nordrhein-westfälischen Siegen. Der Kreisverband Esslingen hatte sich für den Landesentscheid nicht qualifiziert.

Partnerschaft: Zur 125. Geburtstagsfeier hatte DRK-Kreisvorsitzende Margit Schmidt-Rieger ins Zelt auf dem Bahnhofsplatz geladen. 1893 war im Palmschen Bau der Württembergische Sanitätsverein vom Roten Kreuz gegründet worden. Die Organisation überstand gleichgeschaltet den Nationalsozialismus, nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten zu den größten Einsätzen der beim Eisenbahnunglück 1961 und der bei der Sturmflut in Hamburg 1962. Seit 1989 pflegt der Kreisverband eine Partnerschaft mit dem weißrussischen Roten Kreuz Molodetschno, wohin auch Hilfstransporte organisiert wurden.

Prominente Gratulanten: Zum Jubiläum war allerlei Esslinger Polit-Prominenz gekommen: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Grübel, Staatssekretär Wilfried Klenk, die Grüne Landtagsabgeordnete Andrea Lindlohr, ihr SPD-Kollege Wolfgang Drexler und Oberbürgermeister Jürgen Zieger, der gratulierte und sich bedankte. So habe er nicht vergessen, wie das Esslinger Rote Kreuz 2015 binnen Stunden die Logistik bereitgestellt hatte, um Tausende von Flüchtlingen in der Stadt fürs Erste zu versorgen. Auch Veranstaltungen wie das Handballturnier am Wochenende oder das Bürgerfest „würden ohne das DRK nicht funktionieren“.

Auszeichnung: Ein besonderer Gast war die Präsidentin des DRK Gerda Hasselfeldt, Ex-Bundesministerin und Bundestagsabgeordnete der CSU. Ihren Besuch könne nicht jeder Kreisverband erwarten, wurde in den hinteren Reihen kolportiert. Hasselfeldt hatte nicht nur anerkennende Worte für das DRK Esslingen mitgebracht sondern auch die Henry-Dunant-Plakette, die die Kreisvorsitzende Margit Schmidt-Rieger freudestrahlend entgegennahm.

Geschockte Passanten: Während die Gäste im Zelt zumindest trocken saßen, mussten in zeitweise strömendem Regen die Wettbewerbsteilnehmer ihr Können unter Beweis stellen. Gut hatte es die Station „Herzinfarkt“. Die war in der Schalterhalle der Sparkasse in der Bahnhofsstraße. Die Aufgaben hier: Ein Zweierteam musste einen Herzinfarktpatienten behandeln und Einzelpersonen sollten geschockte Passanten ordnungsgemäß versorgen. „Haben Sie etwas getrunken?“, fragte Dietmar Müller vom Kreisverband Münchingen seine „Patientin“ Petra Janaschek. „Nein“, antwortete die apathisch. Das könne natürlich ein Grund für ihren Kreislaufzusammenbruch sein, so Müller. Beruhigend redete er auf die Patientin ein, kontrollierte Atmung und Puls.

Herzmassage: Auf der anderen Seite des Geldautomaten ging es da schon deutlich hektischer zu. Hier hatten die Münchingerinnen Meike Hillmer und Selina Cevik die Herzinfarktpatienten-Puppe vor sich liegen. Konzentriert setzen sie den Defibrillator ein. Die Puppe wird beatmet, das Herz massiert und zwar unter der sprachlichen Anleitung des Defibrillators. „Der leitet die Helfer an“, erklärt Meike Hillmer nach den vorgegebenen zehn Minuten Arbeit. „Es geht erst mal darum, den Herzinfarkt zu erkennen“, erzählt sie. Das sei aber schnell klar gewesen: Brustschmerzen, Schmerzen im linken Arm, dann Bewusstsein weg, Herzschlag weg, Atmung weg. „Da haben wir die Reanimierung begonnen.“

Punktwertung: Beobachtet werden die Wettbewerbsteilnehmer von Schiedsrichtern, die mit Block, Stift sowie aufmerksamen Augen und Ohren neben den Probanden stehen und alles notieren. Nicht nur Lagerung, Lagemeldung und Überwachung, auch menschliche Zuwendung gehören zu den Kriterien, für die Punkte vergeben werden.

Dauerregen: Ein gutes Dutzend Stationen mussten die Wettbewerbsteams abarbeiten. Das Aufgabenspektrum umfasste neben der Versorgung von Herzinfarkten, Nierenkoliken und Verletzungen auch Theorieaufgaben. Der bis zum Nachmittag anhaltende Regen nervte sowohl die Wettbewerbsteilnehmer als auch die Schiedsrichter. „So ein mieses Wetter habe ich in meinen über 20 Jahren Landeswettbewerb noch nie erlebt“, sagte Sieglinde Ryrich, DRK-Schiedsrichterin aus Friedrichshafen, die an der Station am Palmschen Bau im Einsatz war. „Ich habe meine Leute erst mal ins Trockene geschickt.“ Vielleicht klare es ja bald auf. Doch bei einem echten Einsatz könne man sich das Wetter ja auch nicht aussuchen.