Christian Gentner genießt den Zuspruch der Fans. 4000 kamen zum Trainingsauftakt. Foto: dpa Foto: dpa - dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Die kommende Spielzeit wird eine große Herausforderung. Aber die Bundesliga-Fußballer des VfB Stuttgart treten wieder in der Spielklasse an, „in der wir uns lieber aufhalten“, wie Sportvorstand Jan Schindelmeiser im Bezug auf die einjährige Strafrunde in der 2. Bundesliga sagt. Dass der VfB wieder zum Kreis der besten 18 deutschen Mannschaften gehört, erhöht auch bei den Spielern deutlich den Wohlfühlfaktor. Ganz besonders bei Kapitän Christian Gentner. Mit einer kleinen Portion Unsicherheit blickt der 31-jährige Routinier der für die Stuttgarter am 19. oder 20. August in Berlin beginnenden Saison entgegen – vor allem aber ist Gentner voller gespannter Vorfreude. „Es macht auf jeden Fall mehr Spaß als vor einem Jahr. Damals hatten wir den Druck, den Abstieg korrigieren zu müssen.“ Diesmal ist die Herausforderung kaum geringer. Aber Bundesliga fühlt sich für die Stuttgarter einfach richtig an.

Familienurlaub in Italien

Ordentlich ausgespannt hat Gentner nach dem geschafften Wiederaufstieg. Er war mit der Familie drei Wochen in der Toskana und auf Sardinien. „Das war richtig gut, ich habe Abstand zum Fußball genommen und auch kaum bei der U 21 und beim Confed Cup zugeschaut“, erzählt er. „Jetzt habe ich aber wieder richtig Lust auf das Training.“ Das merkt man dem Mittelfeldspieler auch an. Selten wirkte er so gelöst wie beim Trainingsauftakt am Montagabend. Auch den Zuspruch vonseiten der Fans genoss der Kapitän. Beim ersten Aufgalopp der Schalker waren 1000 Leute, in Freiburg 150, in Köln immerhin 2000 – die VfB-Profis wurden von 4000 Anhänger aus der Sommerpause begrüßt. Wie vor einem Jahr übrigens.

Damals gab es auch bei Gentner eine große Ungewissheit. Noch nie hatte er in der 2. Bundesliga gespielt. Wie schnell würde auch er persönlich mit der Spielweise im Unterhaus zurechtkommen? Der Routinier spielte anschließend eine gute Saison. Jetzt aber ist er mit der Mannschaft zurück in der Bundesliga. Da kennt er sich aus. 321 Mal ist er im Oberhaus aufgelaufen. Dennoch ist auch die jetzige Situation neu. Der VfB kommt als Aufsteiger. „Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Wir sind in der kommenden Saison ein Außenseiter“, erklärt Gentner und spricht aus, was viele denken: „Wenn ich diese Liga anschaue, dann gibt es da keine Mannschaft, bei der man von Anfang an davon ausgehen kann, dass sie unten drin stehen wird.“

Bei den Aufsteigern geht man automatisch davon aus: Hannover 96 und der VfB. Während die Niedersachsen ihren Kader bereits mit vier bundesligaerfahrenen Spielern verstärkt haben, haben die Stuttgarter erst einen 19- und einen 20-Jährigen dazugeholt. Nervös macht das Gentner noch nicht. „Wir müssen und wir werden noch was machen“, sagt er, noch bevor er darauf angesprochen wird. „Noch haben wir ein bisschen Zeit.“ Und zum Vergleich mit Hannover: „Wir haben uns für einen anderen Weg entschieden.“ Die 96-er handelten nach dem Motto: „Da weiß man, was man bekommt.“ Der VfB will auch bei den weiteren Zugängen, von denen in den kommenden Tagen der eine oder andere kommen könnte, auf entwicklungsfähige Spieler setzen. Da kommt den wenigen Routiniers Gentner, Simon Teroddde, Daniel Ginczek und Emiliano Insua eine noch größere Verantwortung zu. Tobias Werner, wie Genter 31 Jahre alt, wird wohl nicht mehr mithelfen. Der in der vergangenen Saison lange verletzte frühere Augsburger ist auf dem Sprung zum FC St. Pauli.
Gentner übernimmt die Verantwortung gerne. Er wird wieder versuchen, selbst möglichst viel Torgefahr auszustrahlen. Aber ansonsten wie schon in der abgelaufenen Runde nach der Maxime handeln: Lass die Jungen wirbeln, ich halte den Laden zusammen.

Ob jünger oder älter, das ist für Gentner zweitrangig. „Wir brauchen eine gute Mannschaft, um in der Bundesliga zu bestehen“, betont er. Denn eines ist für den Schwaben im VfB-Trikot klar: Er möchte sich unbedingt auch in einem Jahr auf eine Spielzeit im deutschen Fußball-Oberhaus vorbereiten.