31.12.2019 Beim Silvester-Fackellauf am Segelflugplatz herrscht tolle Stimmung.

 Foto: Bulgrin

Traumhaftes Wetter und großer Andrang beim 31. Silvester-Fackellauf

Esslingen Zum Auftakt warme Sonnenstrahlen, später lodernde Flammen und durchweg gut gelaunte Menschen: Bei traumhaftem Wetter war die Zahl der Teilnehmer am 31. Esslinger Silvester-Fackellauf rekordverdächtig und die Stimmung bestens – nicht zuletzt beim Organisations-Team. Denn die Traditionsveranstaltung dient stets auch einem guten Zweck: Der gesamte Erlös fließt in die Kasse der EZ-Weihnachtsspendenaktion.

Früher Andrang: Schon um halb vier finden sich die ersten Geselligen am Segelflugplatz ein. Über der Wiese zieht ein Lenkdrachen seine Kreise, an der Römerstraße bildet sich ein Zug aus Erwachsenen und Kindern. An der Einfahrt zum Hockeyclub treffen sie auf den ersten Fackelstand, und fast alle nehmen eine der roten Wachsfackeln mit. Denn auch diese Einnahmen kommen der EZ-Spendenaktion zugute. Kurz nach vier sperrt die Polizei die Zufahrt für Autos – Shuttlebusse dürfen natürlich weiterhin durchfahren. Busfahrer Serkan Sipahi kommt von Aichwald her und beantwortet, während seine Fahrgäste aussteigen, ein ums andere Mal die Frage nach der Rückfahrt. Er hat bis 20 Uhr hier Dienst. „Das macht mir nichts“, sagt er mit einem Schulterzucken. „Einer muss es ja machen.“

Guter Brauch: Karin Roith wartet auf den Bus aus Esslingen, der ihren Sohn mitbringen soll. Sie genießt den Brauch, gemeinsam beim Fackellauf das Jahr ausklingen zu lassen. „Danach geht jeder wieder seiner Wege“, sagt sie – in ihrem Fall nach Hause zu den beiden Hunden, die dort warten. „Die hätten hier Stress“, weiß sie – andere bringen ihre Vierbeiner dagegen mit. Gut, dass der Boden gefroren ist. So steht niemand knöcheltief im Matsch wie im vergangenen Jahr. Der Schotterparkplatz, auf dem die Stände verteilt sind, hätte eine Ausbesserung verdient. Die Schlaglöcher, teils mit Eis gefüllt, sind gewaltig.

Große Nachfrage: Das Helfer-Team des DRK schüttet eine Flasche Glühwein nach der anderen in die Gulaschkanone, die insgesamt rund 250 Liter Flüssigkeit fasst. Die Vorräte schwinden in rasantem Tempo. „Es wird eng“, stellt Hauptorganisator Martin Schietinger fest. „Dabei sind wir extra noch einmal zum Getränkemarkt gefahren.“ Die Zahl der Fackeln wurde vorsichtshalber auf 2500 erhöht. Schietinger ist Nachfolger von Karin Pflüger, die mehr als 15 Jahre lang den Fackellauf organisiert hatte. Er ist ein gefragter Mann, düst über den Platz, beantwortet Fragen rechts und links. Und ist dabei glücklich: „Wenn das so bleibt, ist es fantastisch“, sagt er mit Blick auf die vielen Menschen. Für ihn ist es ein traumhafter Einstand. Per Walkie-Talkie hält er Verbindung mit Tessa Schwab von der DLRG, die mit ihm zusammen seit Monaten vorbereitet und koordiniert hat. „Jetzt, wo alles läuft, ist es okay“, sagt sie, nach ihrem Stresslevel gefragt – und biegt ab, um Berliner und Würstchen am DLRG-Stand zu verkaufen – ihre dreijährige Tochter hat sie in der Rückentrage dabei.

Bekannte Gesichter: „Dass hier so viel Leute sind, hätte ich nicht gedacht“, sagt Sonnhild Melsheimer, die zum ersten Mal den Esslinger Silvester-Fackellauf erlebt. Auch Bundestagsmitglied Markus Grübel und der Landtagsabgeordnete Nicolas Fink müssen ob des Andrangs ein wenig auf ihren Glühwein warten. Die beiden verteilen beim Fackelzug Süßigkeiten an die Kinder. Fink hat diese Aufgabe „von Wolfgang Drexler geerbt“, Grübel ist schätzungsweise zum 25. Mal dabei. Er erinnert sich noch, wie er bei einem der ersten Fackelläufe vom Küchenfenster seiner Wohnung aus den orangegelben Lichterzug auf der Höhe sah – so schön und berührend, dass die Veranstaltung ihn lockte.

Viele Wünsche: Auf der Wiese brennt das Lagerfeuer und strahlt ordentlich Hitze ab. In gebührendem Abstand bildet sich ein Ring von Zuschauern, Kinder schlüpfen kreuz und quer zwischen den Erwachsenen durch. Viele holen sich einen Wunschtaler am Aikido-Stand, um ihn zu beschriften und den Flammen anzuvertrauen. Isabell Koschinski hält Ausschau nach den Stiften, die weitergereicht werden. Sie will im Auftrag ihres Sohnes einen Wunsch niederschreiben, ein eigener hat bereits den Weg ins Feuer genommen: „Ich glaube, man ist nie wunschlos glücklich. Da wäre das Leben auch langweilig.“ Saskia Morlock beschriftet mit ihrem Sohn Matteo an der Seite ebenfalls sorgfältig Wunschtaler. Der Dreijährige hat bereits am Vormittag überlegt, was er sich wünscht und dachte eigentlich an „ein Feuerwehrauto“. Jetzt ist ihm aber etwas eingefallen, was ihm noch mehr am Herzen liegt. Seine Mama erlaubt einen Blick auf den Taler: „Kein Streit“ steht darauf.

Fleißige Helfer: Martin Schietinger dankt den vielen Helfern, aber auch allen, die in den Warteschlangen für Würste, Glühwein, Punsch und Fackeln ihre Geduld beweisen: „Ohne sie – keine Chance.“ Neben der Turnerschaft stellen der Aeroclub, das DRK und die DLRG, der Hockeyclub, die Racoons, der Aikido-Verein, die Kleingartenfreunde Beckenhau und der Kindergarten Aichhörnchen zahlreiche Freiwillige, außerdem unterstützen verschiedene Sponsoren die Aktion.

Nur Gewinner: Mittlerweile sind viele Fackeln entzündet, sie sammeln sich auf der Römerstraße und setzen sich langsam in Bewegung: ein warm leuchtendes, orangegelbes Band, das zwei Mal abbiegt und dann zum Rechteck zusammenfließt. Verletzte habe er hier oben noch nie erlebt, sagt Thomas Gehringer vom DRK: „Ich find’s eine schöne Veranstaltung. Die Leute kommen noch mal an die Luft, und uns wird’s auch nicht langweilig …“