28.10.2017 Bei der Esslinger Musiknacht haben Musiker in 18 Lokalitäten gespielt.

 Foto: Hauenschild - Hauenschild

Von Sabine Försterling
„Sich durch die Nacht treiben zu lassen“ – so lautete die Devise für viele, die während der Esslinger Musiknacht am Samstag unterwegs waren. Und mit einem neongelben Armband am Handgelenk öffneten sich die Türen zu einem facettenreichen und oft auch schweißtreibenden Streifzug durch 18 Lokale in der Innenstadt. Ob Schlager oder Heavy Metal – die Stimmung kochte allerorten, und wenn die Türen kurzzeitig wegen Überfüllung geschlossen blieben, wurde die Party kurzerhand draußen gefeiert. Jung und Alt kamen über alle Grenzen des Musikgeschmacks hinweg einfach und unkompliziert zusammen. Denn trotz drangvoller Enge war man sich einig: Abtanzen bis zum Abwinken.
„Die Musik der 80er liegt mir“, erzählte Sabrina Noske. Deshalb hatte sich die 29-jährige Untertürkheimerin die Band „Run for Cover“ gemeinsam mit Freund und Freundin ausgesucht und sich bereits eine Stunde vor dem Start in die lange Musiknacht einen Platz im Joe Peñas gesichert. Ob das muntere Trio noch einer anderen Band eine Chance geben würde, wussten die drei noch nicht. Vor ein paar Jahren seien sie trotz toller Musik weitergezogen und hätten anschließend meist wegen Überfüllung draußen gestanden. Durch die Musiknacht hätten sie Kneipen kennengelernt, in die sie sonst nicht gegangen wären. Und während die drei auf den Auftritt der Coverband warteten, kamen sie mit einem Paar aus Stuttgart ins Gespräch – und entdeckten prompt Gemeinsamkeiten: den geplanten Stadionbesuch beim VfB. Wenig später sang Sabrina Noske lauthals bei dem Song „Bonnie und Clyde“, ursprünglich von der Band „Tote Hosen“, mit.

Dicht gedrängt in bester Stimmung

In kleineren Veranstaltungsorten wie der Gaststätte Krokodil oder dem Café Maille ging es zu wie in einer Sardinenbüchse. Simone Kunze aus Plochingen, die mit ihrem Mann unterwegs war, lauschte draußen der Band „Pulz“ und entdeckte plötzlich eine Freundin, die ihr von innen durchs Fenster zuwinkte. Doch es war Geduld angesagt, bis das Paar hineinkam. Dennoch: „Wir lassen uns durch die Nacht treiben“, sagten die Zwei und beschlossen, noch weiter zu ziehen. Die Pflicht sei erfüllt, sagte derweil Regina Jungreitmeier und lachte dabei ausgelassen. Ein Mitglied der Band „Dirty Saints“, die die Gaststätte Palmscher Bau rockte, sei ihr Saxofon-Lehrer. Nun galt es das Café Uferlos zu stürmen. Wer nicht reinkam, tanzte einfach draußen. „Wechseln, wechseln“, rief eine muntere Schar vor der Tür, die sich zufällig getroffen hatte. Man sehe so manche Gesichter wieder, meinte eine langjährige Partygängerin. „Ich freue mich auf die Gesichter der Männer, wenn es zum Schlager geht“, meinte Jungreitmeier anschließend mit einem Schmunzeln.
„Hier bleiben oder nicht?“ Diese Frage trieb einige um. Denn für jeden Geschmack war an den 18 Veranstaltungsorten etwas geboten. Vor allem Mainstream aus den Hitparden war angesagt: Songs zum Mitsingen oder zum Tanzen durch die letzen Jahrzehnte. Die drei von „InTeam“ griffen mit den Akustik-Gitarren und dem Cajon tief in die Kiste voll lateinamerikanischer Rhythmen, so dass die Hüften kreisten. Die Herzen schmolzen dahin und die Paare tanzten eng umschlungen im „Carpe Diem“ zu „Unchained Melody“ von den Righteous Brothers aus den 60er-Jahren. Die Fraktion der Headbanger wurde unter anderem mit einem T-Shirt von „Black Sabbath“ im „Karmeliter“ gesichtet. Flower Power gab’s bei der Schlagerparty in der „Zwiebel“. Uli Voss trug ein Jackett mit kunterbuntem Blumendruck und Musikkollege Roland Braun eines mit psychodelischen Kreisen. Die beiden – „Rex Black“ und „Costa Markus“ – begleiteten „Caro Weiss“ im roten, ausgeschnittenen Abendkleid bei dem Song „Heidi“. Die Mutter der Sängerin am Rande der Bühne war stolz auf die angehende Logopädin, die mit ihrem Jodeln Volksfeststimmung in die Gaststätte brachte.