Der Stadtherr, Marquardt von Randeck, lässt sich in der Sänfte vors Alte Rathaus tragen.Fotos (5): Eisenhardt Quelle: Unbekannt

Von Katja Eisenhardt

Wie im Jahr 1371: Das Plochinger Volk hat sich erwartungsvoll bei der Kapelle am Marktplatz versammelt. Es hat sich hoher Besuch angekündigt: Kein Geringerer als der mächtige Ortsherr Marquardt von Randeck, der zugleich Bischof von Augsburg und Patriarch von Aquileia ist, wird in der Stadt erwartet. Er hat sein Testament gefertigt und die Plochinger Bürger dabei bedacht.

646 Jahre später: Stadtrat Thomas Fischle ist ins edle Gewand geschlüpft und lässt sich als Marquardt auf den Marktplatz tragen. Der Herold lässt die gespannten Leute wissen, was der Patriarch verfasst hat: Wald und Viehweiden sollen ihnen zugute kommen, dazu verschiedene „Gerechtigkeiten des Handels“ wie den offenen Frucht-, Salz-, Vieh- und Weinhandel.

Seit 1992 ist das historische Szenenspiel rund um den großzügigen Ortsherren ein fester Bestandteil des Marquardtfests. In diesem Jahr gab es allerdings eine Besonderheit: So wurde ein weiterer edler Spender ins Spiel mit einbezogen. Philipp Bender hatte der Stadt erst kürzlich eine vom Künstler Ulrich Nuß gefertigte Bronzestatue des Ortsherrn Marquardt von Randeck gestiftet. So dankt im Spiel der in Bronze Gegossene höchstselbst seinem Spender. Traditionell durften sich die Kinder am Ende des historischen Spiels ein frisch gebackenes Mitschele aus dem Korb des Herolds nehmen. „Das Kreuzerweckle für die Kinder ist eine historische Tradition, früher steckte ein Pfennig im Weckle, heute wird er aus Papier geformt“, erklärt Kulturamtsleiterin Susanne Martin.

Traditionell und bewährt war manches beim diesjährigen Marquardtfest: Über drei Tage wurde vom Marktplatz bis zum Fischbrunnenplatz gefeiert. 27 Vereine und Organisationen mit gut 450 ehrenamtlichen Helfern sorgten dafür, dass es den Besuchern an nichts mangelte - sei es kulinarisch oder stimmungsmäßig. Musikalische Höhepunkte waren die Flippmanns, das Hofbräu Regiment und Clap’s Tool. Verschiedenen Bands heizten beim Rock-Podium des Jugendzentrums ein. Die Vereine stellten ein vielfältiges Programm auf die Beine, von Musik über Tanz bis hin zu Spiel- und Mitmachangeboten.

Sehr zufrieden zeigt sich der AKPV-Vorsitzende Gert Keller: „Das Wetter spielt mit. Schon an den ersten beiden Tagen waren es abends allein auf dem Marktplatz mindestens 1000 Besucher.“

Positiv seien zudem die Reaktionen auf die im vergangenen Jahr eingeführten Marquardtbändel für Freitag und Samstag gewesen - also eine Eintrittskarte für das Fest. „Der Erlös kommt den Vereinen zugute, die das Fest organisieren und gemeinsam mit der Stadt finanzieren. Ohne die Bändel wäre das dreitägige Fest nicht mehr in dieser Form stemmbar“, erklärt Keller. Im Vorjahr habe es noch einen „wahren Shitstorm auf Facebook“ gegeben, in diesem Jahr sei dieser zum Glück ausgeblieben. Auf dem Weg vom Marktplatz hinunter zum Fischbrunnenplatz machen die jungen Festbesucher einen Abstecher zum CVJM-Stand, um sich mit bunten Farben die tollsten Motive ins Gesicht zaubern zu lassen. Da ist von der Meeresprinzessin über die Eiskönigin, Piraten, Indianer oder auch verschiedenen Tiermotiven für jeden etwas dabei. Während sich die Schwestern Luisa (5) und Lilly (3) das Sterntaler-Motiv ausgesucht haben, entsteht dank Sonja Diller auf dem Gesicht von Katie (7) ein farbenfrohes „Aloha Hawaii“-Motiv.

Ein paar Meter weiter strahlt Celina (5) über beide Ohren: Beim Entenangeln hat sie so viele gelbe Tierchen geangelt, dass sie sich ein neues Spielzeug aussuchen darf. Die Wahl fällt auf ein magisches Schloss in Rosa. Den einzigen Stand des Kinder- und Jugendflohmarkts, der in diesem Jahr zustande kam, haben die Klassenkameraden Matthias und Julian (beide 14) mit aussortierten Büchern, DVS und Spielen bestückt.

Für Abkühlung bei den hochsommerlichen Temperaturen sorgte bei vielen Festbesuchern beispielsweise eine Kugel Eis, ein frisch gepresster Orangensaft vom Lokalen Bündnis für Flüchtlinge oder bei den etwas Älteren ein fruchtiger Cocktail am Stand des Jugendzentrums. Seit Jahren erstmals wieder mit von der Partie war das Team der Waldhorn-Hexen mit ihrem „Pulled Turkey Burger“ - „mal eine Alternative zur Roten und dank des Putenfleischs für jede Nationalität genießbar“, findet Hexe Bianca Palinkas.