Wenn die Kult-Kneipennacht lockt, kommen die Fans in Scharen – wie hier zu den Dirty Saints in den Palmschen Bau. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Bei der Kult-Kneipennacht in zahlreichen Esslinger Lokalen, Cafés und Clubs war von Rock-Songs über Latin-Hits bis hin zu Metal-Klängen Musik unterschiedlichster Stilrichtungen zu hören. Stellenweise gab es zwischen all den Musikfans und Tanzwütigen kein Durchkommen mehr.

EsslingenWer am Samstagabend in der Esslinger Innenstadt unterwegs war, konnte überall gut gelaunten Menschen begegnen, die mal in kleineren, oft aber auch in größeren Gruppen durch die Gassen zogen und sich schwelgend an den Soundtrack früherer Jahre erinnerten. Von überall her hörte man Musik unterschiedlichster Stilrichtungen aus Lokalen, Cafés und Clubs – die Esslinger Kult-Kneipennacht machte es möglich.

Im Café Maille gab es schon nach kurzer Zeit kaum noch ein freies Fleckchen. Dicht gedrängt standen die Musik-Fans und wippten zu den Klängen von Jon Bon Jovi, dem die Band Bon Show die musikalische Ehre erwies. Keiner der großen Bon-Jovi-Songs, die im Radio rauf und runter gespielt wurden und noch immer hoch im Kurs stehen, wurde ausgelassen. Und das feiernde Publikum ging bei Hits wie „Livin’ on a Prayer“ begeistert mit. Das „Krokodil“ ist für legendäre Bandauftritte bekannt – in der Kneipennacht ganz besonders. „Kult“ trifft auch auf Cold Shot zu. Seit ewigen Zeiten präsentiert die Band kultige Rockmusik in ihrer eigenen Manier. Und die Zuhörer ließen die alten Rockröhren hochleben. Da gab es meist kaum ein Durchkommen mehr – selbst für die Bedienung war es zeitweise schwer, rechtzeitig für kühlen, flüssigen Nachschub zu sorgen.

In der Musik driften die Geschmäcker bisweilen auseinander, doch die Sprache der Musik vereint am Ende alle wieder: Während die beiden Inteam-Musiker im Café Uferlos vor allem Songs ohne technischen Schnickschnack präsentierten, ließ es die Band Metal Heart im Eisbär-Metal-Keller krachen. Die fünf Jungs mit dem großen Herzen fürs Metallische lieferten eine Tribute-Show der Sonderklasse, und das Publikum ging bei jedem Song begeistert mit. Und auch im Café Uferlos war die Stimmung trotz der meist deutlich softeren Songs sehr ausgelassen: Stillstehen gab es nicht – wer nicht ohnehin schon tanzte, wurde von anderen Gästen zum Mittanzen motiviert.

Im Palmschen Bau war in der Kult-Kneipennacht Party bis zum Abwinken angesagt. Verantwortlich dafür zeichneten die Dirty Saints. Die „schmutzigen Heiligen“ boten den passenden Sound für eine Party vom Feinsten. Latin-Lover zog es derweil am Samstagabend ins Café Flair, wo Luiston und die Ruby Cifuentes Band kultige Latin-Hits zu Gehör brachten. Wie an den meisten anderen Kneipennacht-Stationen war allerdings ob des großen Andrangs beim Einlass Geduld gefragt: Weil so viele Besucher in die Kneipen strömten, hieß es schon mal: „Hinten anstellen.“ Mit Songs wie „People are People“ hat Depeche Mode einst Musikgeschichte geschrieben. Die zahlreichen Fans im „Ad Astra“ erinnerten sich gerne an all die Hits der Band mit den langen Mänteln. Die Cover-Band Excited verstand es, das Publikum an die großen Zeiten von Depeche Mode zu erinnern. Im Rhythmus ihrer Hits wurde mitgesungen und -getanzt.

Manchmal ist der Name Programm – wie im Falle von Lilly Wild, die zusammen mit ihrer Kollegin Maria im „Karmeliter“ auftrat. Die beiden brachten den beliebten Coyote-Kult nach Esslingen, und die Menge im Lokal tobte. Die heißesten Rock-Songs der 80er-Jahre waren derweil in der Kneipe Bei Post angesagt, wo die Band Cat Down The River den Ton angab. Die Vollblutmusiker vermochten die Fans in ihren Bann zu ziehen – entsprechend fröhlich war die Stimmung. Fast schon mit einer Inventar-Nummer der Kult-Kneipennacht-Macher versehen scheint Gentlemen’s Riot zu sein. Mit bluesigen Hits und einer Extra-Verbeugung vor Country-Legende Johnny Cash begeisterte die Band im Keller des Brauhauses Zum Schwanen. Obwohl Tina Turner ja gerade durch das gleichnamige Musical gefeiert wird, konnte man eine perfekte Imitation der legendären Rockröhre in der Reiterstube im „Schwanen“ erleben. Viola und Hans Walsch gehören seit Jahren zur Kultnachtfamilie. Hans Walsch schlüpfte in die Rolle von Joe Cocker und lieferte dessen Hits, während Viola in Tina Turners Rolle schlüpfte und dem rockigen „Simply the Best“ mehr als nur einen Funken Wahrheit abgewann. Wer sich lieber den Klängen der E-Gitarre hingab, war in der „Schmiede“ am Hafenmarkt bestens aufgehoben. Dort präsentierten Batuka eine Show von Santana und begeisterten mit einem satten Sound.

Die sieben Vollblutmusiker von Run for Cover nahmen den Namen ihrer Band wörtlich und coverten die Hits der 80er-Jahre – die passende Atmosphäre dazu lieferte Joe Penas Cantina y Bar. Längst vergessene Welthits wurden ausgegraben und mit dem zahlreichen Publikum gefeiert. Und wer nach alledem noch immer nicht genug hatte, durfte noch lange weiterfeiern: In der Lounge Der Stall legte DJ Didi zu später Stunde auf, während in der Diskothek One im Dick-Areal traditionsgemäß die Abschlussparty der Kult-Kneipennacht in drei Sälen stieg.